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Selbsttests

Können Corona-Schnelltests für zu Hause Omikron erkennen?

Negativer Schnelltest
Nicht jeder Corona-Schnelltest kann Omikron zuverlässig erkennen Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

22.02.2022, 13:23 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Die weltweite Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus konnte mittlerweile zwar gebremst, aber immer noch nicht gestoppt werden. Dies könnte auch daran liegen, dass Schnelltests Omikron womöglich nicht zuverlässig genug erkennen. Darauf deuten neue Studienergebnisse hin.

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Die Corona-Mutante namens Omikron ist weiterhin ein größeres Problem in der Pandemiebekämpfung. Dabei ist es nicht nur die rasende Geschwindigkeit, mit der sich das Virus ausbreitet. Denn es zeigen sich auch andere Herausforderungen. Wie der amerikanische Immunologe Dr. Anthony Fauci bereits Anfang Januar in einem Interview erzählte, erfassen nämlich nicht alle Schnell- bzw. Selbsttests die Omikron-Variante des Corona-Viruses.1 Die Ergebnisse einer neuen Studie der Münchner LMU bestätigen das.

Schnelltests erkennen Omikron oft nicht

Forscher um den Münchner Virologen Oliver Keppler von der Ludwig-Maximilians-Universität haben die Leistungsfähigkeit von neun handelsüblichen Antigen-Schnelltests für die Erkennung einer Infektion mit der Omikron- oder der Delta-Variante untersucht.2 Sie ziehen eine ernüchternde Bilanz:

Acht der vom Paul-Ehrlich-Institut bereits für frühere Virusvarianten geprüfte Tests3 wiesen eine Omikron-Infektion schlechter nach als eine Delta-Infektion, ergab die Studie, die im Fachmagazin „Medical Microbiology and Immunology“ veröffentlicht wurde.

„Man darf niemals ein negatives Ergebnis als Freifahrtschein nehmen“, warnte Keppler. Gerade in der Omikron-Welle seien weiter Vorsichtsmaßnahmen wie das Abstandhalten und das Tragen von Masken wichtig, um andere und sich zu schützen.

Mittlerweile 580 Schnelltest auf dem Markt

Das Testen von Menschen ohne Symptome schaffe gerade in der aktuellen Welle eine trügerische Sicherheit, warnte Keppler. „Das asymptomatische Testen mit Selbsttests macht aus meiner Sicht wenig Sinn“, sagte Keppler. Sinnvoll sei es aber, bei Symptomen neben einer Einschränkung der Kontakte auch mit guten Antigen-Schnelltests zu testen. Dann sei die Viruslast meist höher; Tests schlagen eher an.

Wie auch der Bundesgesundheitsminister fordert Keppler, dass rasch eine kurze Liste mit gut für den Omikron-Nachweis geeigneten Tests veröffentlicht wird – immerhin seien mittlerweile 580 Schnelltests auf dem Markt. „Die einäugigen unter den blinden Tests für die Erkennung von Omikron müssen nun rasch durch das Paul-Ehrlich-Institut identifiziert und veröffentlicht werden.“ Etwa zehn problemlos verfügbare Tests würden hierfür ausreichen.

Die Wissenschaftler hatten zwischen Ende Oktober 2021 bis zur dritten Januarwoche 2022 166 Corona-Fälle untersucht, die mittels PCR und Sequenzierung charakterisiert worden waren, davon 101 Omikron-Infektionen und 65 Delta-Infektionen. Acht der neun untersuchten Tests waren vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als CE-gekennzeichneter Antigentest gelistet und erfüllten zumindest basierend auf Herstellerangaben auch die erforderlichen Mindestkriterien.

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Testempfindlichkeit abhängig von Viruslast

Die ersten Untersuchungen zeigten ein erfreuliches Teilergebnis: Zumindest habe es keine falsch positiven Test-Ergebnisse gegeben, sagte Keppler. Untersucht wurden dazu 115 Abstriche, bei denen ein negativer PCR-Test vorlag.

Bei der Testempfindlichkeit traten jedoch Probleme zutage: Bei sehr hoher Omikron-Viruslast (mit einem Ct-Wert kleiner 25) schlugen die Schnelltests bei nur 31 bis rund 78 Prozent der Abstrichproben an. Bei mittlerer Viruslast (mit Ct-Werten zwischen 25 und 30) lag die Trefferquote bei Omikron-Infektionen nur bei null bis gut acht Prozent. Delta-Infektionen erkannten bei sehr hoher Viruslast fast alle Tests zu mehr als 70 Prozent. Bei mittlerer Viruslast lag die Trefferquote hier allerdings auch nur noch bei 0 bis 28 Prozent.

Um eine 95-prozentige Nachweiswahrscheinlichkeit zu erreichen, musste bei manchen untersuchten Tests die Viruslast in einem Abstrich bei Omikron bis zu hundertmal so hoch sein wie bei Delta. „Insgesamt besteht eine enorme Heterogenität der Antigen-Schnelltests zum Nachweis von Omikron“, sagte Keppler. „Einerseits muss dies klar kommuniziert werden und anderseits rasch eine Liste mit brauchbaren Tests veröffentlicht werden.“

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Warum ist es schwieriger, Omikron zu erfassen?

Offenbar stellen die vielen Mutationen des Omikron-Virus ein Problem bei den Antigen-Schnelltests dar. Diese versuchen nämlich, bestimmte Proteine aus der Hülle des Corona-Virus nachzuweisen. Doch genau diese mutieren und könnten somit von einigen Schnelltests nicht zuverlässig genug erkannt werden, warnt die US-Arzneimittelbehörde FDA.4

Verkomplizierend kommt hinzu, dass nur bestimmte Antigen-Schnelltests nicht effektiv sind: „Es hängt davon ab, welches Antigen der Test nachzuweisen versucht“, erklärte Pablo Penaloza-MacMaster, Assistenzprofessor für Mikrobiologie und Immunologie von der amerikanischem Northwestern University dem Wissenschaftsportal „SciTechDaily“.5 „Wenn es nach dem Nukleo-Protein sucht, ist es normalerweise besser, weil dieses virale Protein konservierter ist. Das bedeutet, dass es weniger mutiert als das Spike-Protein“, erläutert der Experte.

Somit seien nur einige Antigen-Schnelltests unwirksam beim Nachweis von Omikron, die meisten aber funktionierten. Diese Schlussfolgerung deckt sich auch mit den Erkenntnissen aus Deutschland.

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Kann man sich mit mehreren Corona-Varianten gleichzeitig anstecken?

Je mehr Corona-Mutanten wie Omikron entstehen, desto dringender ist die Frage: Kann man sich mit mehreren Varianten gleichzeitig anstecken? „Theoretisch ja, es wird dann als eine Superinfektion bezeichnet“, erklärt der Forscher Penaloza-MacMaster. Man sehe das beispielsweise bei Viren wie dem HIV. Hierbei können sich Menschen mit zwei Virusstämmen gleichzeitig anstecken. „In diesem Szenario kann eine virale Rekombination auftreten, die möglicherweise zu Hybridvarianten führt “ , sagt der Experte.

Daher sei eine Booster-Impfung immer wichtiger, nicht nur um die Übertragung zu verhindern, sondern auch, um die weitere Entwicklung des Virus durch genetische Veränderung zu bremsen. Allerdings steht hier die Forschung erst am Anfang, da bislang nur von Einzelfällen der Doppelinfektion berichtet wird. Eine Studie, die mehr Erkenntnisse dazu bringt, steht noch aus.

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Fazit

Laut aktuellen Forschungsergebnissen können Schnelltests Omikron oft nicht zuverlässig erkennen. Das gilt insbesondere für jene Schnelltests, die das Spike-Protein nachweisen und nicht das Nukleo-Protein. Denn bei Letzterem kommen die meisten Mutationen bei Omikron vor. Auf dem Beipackzettel des Schnelltests sollte vermerkt sein, welches Protein beim Corona-Virus nachgewiesen wird. Im Zweifel fragen Sie am besten in der Apotheke oder dem Hersteller des Schnelltests nach.

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Quellen

Themen: Coronavirus
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