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Rätselhafte Krankheit

Fibromyalgie – mögliche Symptome, Ursachen und Behandlung

Schmerzen und Erschöpfung gehören zu den Symptomen von Fibromyalgie
Schmerzen und Erschöpfung gehören zu den möglichen Symptomen von Fibromyalgie Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

03.03.2023, 15:23 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Bei der Fibromyalgie bzw. dem Fibromyalgiesyndrom handelt es sich um eine tückische Krankheit. Denn aufgrund der unspezifischen Symptome ist eine Diagnose nur schwierig zu stellen. Auch hinsichtlich der Behandlungsmöglichkeiten gibt es keine klare Empfehlung.

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Starke Schmerzen, Schlafstörungen, körperliche und geistige Erschöpfung. Die Symptome des Fibromyalgiesyndroms (FMS) sind vielfältig. Die Krankheit ist nicht einfach zu erkennen. Außerdem rätseln Experten, was Fibromyalgie überhaupt auslöst. Immerhin konnte eine Studie im aus dem Jahr 2021 wichtige Hinweise liefern – die womöglich sogar zu neuen Behandlungsansätzen führen.

Die Symptome von Fibromyalgie

Wörtlich übersetzt bedeutet Fibromyalgie „Faser-Muskel-Schmerz“. Die Patienten leiden zum Beispiel an:

  • lang andauernden, teils starken Schmerzen
  • Gefühlsstörungen an Händen und Füßen
  • einer allgemein erhöhten Schmerzempfindlichkeit
  • Ein- und Durchschlafstörungen
  • Erschöpfung und Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Magen- und Darmbeschwerden
  • Herzrasen
  • Menstruationsbeschwerden
  • psychische Symptome (Depression, innere Unruhe, Angststörungen)

Vor allem psychische Symptome, wie etwa innere Unruhe sind häufig: Laut Deutscher Schmerzgesellschaft betrifft dies 40 bis 80 Prozent der Fibromyalgie-Patienten.1

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Die möglichen Ursachen

Die Ursachen für die Erkrankung können vielfältig sein. Bisher gehen Experten davon aus, dass eine genetische Veranlagung sowie verschiedene biologische und psychische Faktoren für das Fibromyalgie-Syndrom verantwortlich sind. Eine Rolle könnten auch Entzündungen im Gehirn spielen.2 Im Grunde sind die Ursachen aber noch weitestgehend unbekannt.

Auffällig ist, dass viele Betroffene ähnliche Persönlichkeitsmerkmale haben: „Die meisten Fibromyalgie-Patienten sind sehr sensibel, leistungsbereit und ehrgeizig“, erklärt Dr. Thomas Weiss aus Mannheim, Facharzt für Allgemeinmedizin, Psychiatrie sowie Psychotherapie und psychosomatische Medizin. „Häufig kommt im Laufe des Lebens eine Überforderung dazu, die Personen geraten an ihre Grenzen – und dann geschieht etwas, das für sie schwer verständlich ist.“

Plötzlich schlafen die Betroffenen nicht mehr gut, sie reagieren empfindlicher auf Reize und haben vegetative Beschwerden, beispielsweise Nervosität. „Wir gehen davon aus, dass die Körper der Patienten die Reizschwelle herunterfahren, was in stressigen Situationen evolutionsbedingt ein sinnvolles Verhalten ist“, sagt Weiss. Nachts nicht mehr zu schlafen, war früher zum Beispiel mal notwendig – als Schutz vor Gefahren.

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Wie wird die Diagnose Fibromyalgie gestellt?

Bislang gibt es noch keinen spezifischen Bluttest und keine Röntgenuntersuchungen für die Diagnose FMS. Um Fibromyalgie festzustellen, müssen sich Mediziner die Vorgeschichte des Patienten gründlich ansehen und eine komplette körperliche Untersuchung sowie mehrere Labortests machen. Auf diese Weise können sie andere Ursachen für die Beschwerden ausschließen. Ein wichtiger Hinweis für eine mögliche FMS sind zudem schmerzhafte Druckstellen an den Ansätzen von Sehnen. 

Es gibt allerdings Hoffnung, dass eine Diagnose bald möglich sein könnte. So zeigte eine Studie der kanadischen McGill University, dass Fibromyalgie-Patientinnen eine veränderte Häufigkeit von Bakterienarten im Blut aufwiesen, die Gallensäure verstoffwechseln (FITBOOK berichtete). Folge: Auch die Serumkonzentration der Gallensäure im Blut veränderte sich. Die Forscher stellten fest, dass eine sekundäre Gallensäure namens Alpha-Muricholsäure (aMCA) bei Fibromyalgie-Patientinnen im Schnitt fünfmal weniger vorhanden war als bei Gesunden.

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Studie zeigt Zusammenhang zum Immunsystem auf

Eine Studie des King’s College in London kam zu dem Schluss, dass Antikörper schuld daran sind, dass Betroffene Symptome der Fibromyalgie entwickeln. Mit anderen Worten: Bei FMS handelt es sich demnach um eine Krankheit des Immunsystems.

Um dies zu beweisen, spritzten die Forscher Mäusen Antikörper von FMS-Patienten. Die Kontrollgruppe bestand aus Tieren, die die Antikörper gesunder Menschen erhielten. Die Mäuse aus der Studiengruppe entwickelten schnell FMS-Symptome – darunter eine erhöhte Sensibilität für Druck und Kälte. Außerdem ließ ihre Beweglichkeit und ihre Griffstärke nach. Da die Kontrollgruppe diese Symptome nicht entwickelte, schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass die Antikörper der FMS-Patienten die Ursache waren oder zumindest einen wichtigen Teil dazu beigetragen haben.

Zudem zeigte sich, dass sich die Mäuse einige Wochen später, nachdem die Antikörper aus ihrem Körper verschwunden waren, wieder erholten. Eine Erkenntnis, die Hoffnung auf Therapiemöglichkeiten macht. Die Vermutung: Eine Behandlung, die das Level der Antikörper bei von Fibromyalgie-Betroffenen senkt, wirksam sein könnte.3

Wie wird Fibromyalgie behandelt?

Aktuell wird Fibromyalgie häufig mit sehr niedrig dosierten Antidepressiva behandelt. „Das soll nicht bedeuten, dass es sich bei Fibromyalgie um eine verkappte Depression handelt, aber die Mittel haben eine leicht schmerzstillende Wirkung“, sagt Dr. Thomas Weiss. Und so schwer es Patienten bei starken Schmerzen und permanenter Erschöpfung oft fällt: Bewegung kann helfen, die Symptome zu lindern.

Nach Ansicht von erklärt Prof. Winfried Häuser von der Klinik für Innere Medizin 1 am Klinikum Saarbrücken ist es aber wichtig, bei der Bewegung nicht zu übertreiben. „Training mit mittlerer und hoher Belastung führt bei vielen Patienten zur Schmerzzunahme“, sagt er. Ausnahmen gebe es nur bei Personen, die bereits vor Beginn der Erkrankung sehr gut im Ausdauertraining waren.

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Während es bei den gegenwärtigen Therapieansätzen vor allem darum geht, die Symptome – wie z. B. Schmerzen – zu lindern, könnte die oben genannte Antikörper-Studie zukünftig womöglich zu Methoden führen, die verursachenden Faktoren bei der Wurzel packen. „Die Implikationen der Studie sind enorm“ erklärt Studienleiter Dr. David Andersson vom King’s College. „Indem wir aufzeigen, dass es sich bei Fibromyalgie um eine Autoimmunerkrankung handelt, sollte sich unsere Sicht auf die Krankheit verändern. Außerdem hoffen wir, dass es den Weg für effektivere Therapien für die Millionen von betroffenen Menschen ebnet.“4

Hoffnung macht auch ein alternativer Ansatz: So fand eine kleine Studie mit nur Fibromyalgie-Patienten heraus, dass grün getönte Brillen sich Angstsymptome reduzierten.5

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Quellen

Themen: Krankheiten Krankheiten A bis Z
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