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Studie

Forscher sprechen von Durchbruch bei Diagnose von Fibromyalgie 

diagnose fibromyalgie: Illustration einer Frau. mit Kopfschmerzen
Fibromyalgie bedeutet „Faser-Muskel-Schmerz“. Patienten können an einer Vielzahl von schmerzvollen Symptomen leiden. Foto: Getty Images

13.07.2022, 15:27 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Bevor Betroffene endlich erfahren, dass sie an Fibromyalgie erkrankt sind, haben sie oft einen langen Leidensweg hinter sich. Denn häufig kann nur über Ausschlussverfahren ermittelt werden, dass es sich um die Krankheit handelt. Das könnte sich laut eines internationalen Forschungsteams bald ändern.

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Vielfältige Symptome, weitestgehend unbekannte Ursachen – die Diagnose von Fibromyalgie ist bisher schwierig und langwierig. Jetzt scheint hier jedoch ein Durchbruch gelungen zu sein. Denn Wissenschaftler aus Kanada und Israel glauben, mit den Erkenntnissen ihrer neuen Studie zukünftig womöglich sowohl die Diagnose als auch die Behandlung verbessern zu können.

Mögliche Symptome des Fibromyalgie-Syndroms (FMS)

Starke Schmerzen, Schlafstörungen, körperliche und geistige Erschöpfung sind nur einige der vielfältigen Symptome, mit denen sich Fibromyalgie äußern kann. Weitere bekannte Beschwerden sind u. a. Herzrasen, Gefühlsstörungen, Magen- und Darm-, sowie Menstruationsbeschwerden. Häufig kann das Leiden auch mit psychischen Problemen einhergehen.

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Was hat der Darm mit Fibromyalgie zu tun?

Das Team rund um Amir Minerbi von der McGill University beschäftigt sich bereits seit Jahren mit der tückischen Krankheit. Ihr Ziel: Fibromyalgie besser zu verstehen und die Diagnose zu erleichtern. Erste wichtige Erkenntnisse gewannen die Wissenschaftler bereits 2019, als sie einen Zusammenhang zwischen Veränderungen im Darmmikrobiom und der Erkrankung aufzeigen konnten.1 Darauf aufbauend führten sie nun eine weitere Studie durch – mit dem Ergebnis, dass Fibromyalgie-Patienten spezifische Veränderungen im Blut aufweisen.

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Wie lief die Studie ab?

Da Frauen häufiger von der Krankheit betroffen sind als Männer (laut der Deutschen Rheuma Liga sechs- bis siebenmal häufiger)2, führten die Forscher ihre Studie ausschließlich mit Probandinnen durch. Sie verglichen 42 gesunde mit 42 an Fibromyalgie erkrankten Frauen.

Die Forscher nahmen von allen Teilnehmerinnen Stuhlproben zur Analyse des Mikrobioms sowie Blutproben zur Analyse der Gallensäuren. Um festzustellen, ob es Zusammenhänge zwischen den beobachteten biochemischen Veränderungen und der Schwere der Symptome gibt, baten sie die Frauen mit Fibromyalgie, Fragebögen auszufüllen, in denen sie ihre Schmerzen, Müdigkeit, Schlafqualität sowie kognitive und somatische Probleme beurteilten. Die Patientinnen beschrieben auch ihre körperliche Funktionsfähigkeit, Arbeitsschwierigkeiten, morgendliche Müdigkeit, Muskelsteifheit, Angstzustände und depressive Symptome.

Mithilfe einer 16S rRNA Gensequenzierung untersuchten die Wissenschaftler dann die Beschaffenheit des Darmmikrobioms – und fanden eindeutige Unterschiede zwischen den kranken und gesunden Frauen.

Was wurde im Blut von Fibromyalgie-Patientinnen gefunden?

So zeigte sich, dass Fibromyalgie-Patientinnen eine veränderte Häufigkeit von Bakterienarten im Blut aufwiesen, die Gallensäure verstoffwechseln. Das führte dann laut der Untersuchungen auch dazu, dass sich die Serumkonzentration der Gallensäure im Blut veränderte.

Die Forscher identifizierten eine sekundäre Gallensäure namens Alpha-Muricholsäure (aMCA), die bei Fibromyalgie-Patientinnen im Durchschnitt fünfmal weniger vorhanden war als bei gesunden Teilnehmerinnen. Sie fanden heraus, dass ihr Vorhandensein mit den meisten Symptomen des Syndroms, einschließlich Schmerzen, Müdigkeit, nicht erholsamem Schlaf und kognitiven Beschwerden, negativ korreliert war. Mit anderen Worten: Das Fehlen von aMCA könnte der Grund für zahlreiche Beschwerden der Fibromyalgie-Patientinnen sein.3

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Serumkonzentration als Indikator für Fibromyalgie

Nachdem die Wissenschaftler die Veränderungen im Blut erkannt hatten, die offenbar im Zusammenhang mit Fibromyalgie stehen, wollten sie außerdem wissen: Könnte diese Erkenntnis auch bei der Diagnose helfen?

Tatsächlich konnte ihre Studie diesbezüglich Hoffnung machen. Denn eingesetzte statistische Lernalgorithmen konnten Personen mit Fibromyalgie anhand der Konzentration der Gallensäuren im Blutserum genau erkennen.

Was die Erkenntnisse für die Diagnose bedeuten könnten

„Die Veränderung der Gallensäuren, die wir in unserer Studie bei Fibromyalgie-Patientinnen beobachtet haben, ist deutlich genug, um als wirksame biologische Signatur zur Erkennung von Fibromyalgie verwendet werden zu können. Das ist ein wichtiger Schritt nach vorn, wenn man bedenkt, dass die Diagnose von Fibromyalgie oft ein langwieriger Prozess ist, bei dem andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können, ausgeschlossen werden müssen“, erklärt Dr. Amir Minerbi in einer Universitätsmitteilung.4 Die Wissenschaftler hoffen, im Zuge weiterer Forschung nicht nur zur Entwicklung neuer Diagnoseverfahren beizutragen. Aufbauend auf ihren aktuellen Erkenntnissen ließen sich womöglich auch neue und wirksamere Behandlungsmethoden für Fibromyalgie finden.

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Quellen

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