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Das sagen Experten

Ist der Erbsen-Drink von „vly“ besser als andere Milchalternativen?

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Von DHDL in die Supermärkte: Was steckt genau in der Milchalternative „vly“ aus Erbsen? Foto: vlyFood

02.02.2023, 11:26 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Ursprünglich bekannt aus „Die Höhle der Löwen“ haben die Produkte von „vly“ es längst in die Supermarktregale geschafft. Immer mehr Menschen wollen auf tierische Milch verzichten und greifen zu Ersatzprodukten. Doch was steckt in der pflanzlichen Milchalternative von „vly“ aus Erbsenprotein eigentlich – und wie bewerten Experten sie? FITBOOK hat Antworten.

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„Vlyheit für alle Kühe!“: Mit diesem Slogan warben die Gründer Nicolas Hartmann, Niklas Kattner und Moritz Braunwarth vor einigen Jahren bei DHDL für ihre pflanzliche Milchalternative „vly“. Das Produkt aus Erbsenprotein sollte ihrer Meinung nach vor allem in Sachen Nährwerte und Nachhaltigkeit anderen pflanzlichen Milchprodukten den Rang ablaufen. Dass sie mit ihren Produkten in diversen Supermarktregalen vertreten sind, zeigt: Viele Verbraucher sind überzeugt und greifen gerne zur „Erbsenmilch“. Doch hält die Milchalternative (sowie der Joghurt) wirklich, was die „vly“-Gründer versprechen? FITBOOK hat sich das einmal genau angeschaut und mit Ernährungsexperten gesprochen.

Was ist „vly“?

„vlyFoods“ nennt sich das Start-up, das Ex-Basketballer Nicolas Hartmannn, der gelernte Koch Moritz Braunwath und der studierte Jurist und BWLer Niklas Kattnergemeinsam gemeinsam gründeten. Ihre Idee: eine vegane, nachhaltige Milchalternative mit den bestmöglichen Nährwerten entwickeln. An der Technischen Universität Berlin tüftelten die Gründer zwei Jahre lang an der optimalen Rezeptur für ihr Produkt. Heraus kam „vly“, ein Milchersatz aus Erbsenprotein, Rapsöl, natürlichen Extrakten und Wasser – das Ganze frei von Soja, Gluten, Nüssen oder anderen Allergenen.

Was unterscheidet „vly“ von anderen Milchalternativen? 

Ob Soja-, Mandel-, Hafer-, Reis-, Cashew- oder Kokosdrink – pflanzliche Milchalternativen sind schon längst keine Neuheit mehr auf dem Lebensmittelmarkt. Vor allem aufgrund des wachsenden Interesses der Bevölkerung an veganer Ernährung erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Was unterscheidet den Erbsendrink von „vly“ also von anderen Milchalternativen? „Die bestehenden Milchalternativen haben ein großes Problem – sie haben alle nicht den gleichen Nährwert- und Proteingehalt wie Kuhmilch“, erklärten die Gründer das Neue an ihrem Produkt. Vor allem Soja- und Haferdrinks würden oft mehr Zucker und Kohlenhydrate enthalten. Der Erbsendrink „vly“ soll nun eine nährstoffreichere und dabei zuckerärmere Alternative darstellen.

Erbsenprotein und nachhaltige Herstellung

Die Basis für das Getränk: Erbsenprotein aus der gelben Spalterbse. Diesem werden viele positive gesundheitliche Wirkungen nachgesagt. So soll es blutzuckerregulierend wirken, besonders gut für den Muskelaufbau sein, das Sättigungsgefühl länger anhalten lassen und viele Aminosäuren enthalten.

Ein weiterer Vorteil, mit dem „vly“ angepriesen wird: die nachhaltige Herstellung. Kuhmilch sowie auch die Sojabohne, aus der viele vegane Ersatzprodukte hergestellt werden, waren an diesem Punkt schon öfter in die Kritik geraten. Die gelbe Spalterbse hingegen habe einen deutlich niedrigeren Wasserverbrauch im Anbau. Wie einer der Gründer in einem Interview erklärte, falle bei der Herstellung nur ein Sechzehntel CO2 an, man brauche nur ein Fünftel der Anbaufläche und viel weniger Wasser. Hinzu komme, dass Erbsen nicht nur eine hervorragende CO2-Bilanz aufwiesen, sondern auch Stickstoff binden würden. Das steigere die Bodenqualität und mache künstlichen Dünger überflüssig.

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Schmeckt „vly“ eigentlich nach Erbsen?

Im Aussehen und der Konsistenz ähnelt der Erbsen-Drink von „vly“ normaler Kuhmilch. Denn sie ist keineswegs gelb oder grün, sondern etwas cremig und weiß. Geschmacklich ist sie allerdings nicht mit herkömmlicher Milch vergleichbar. Aber keine Sorge, nach Erbsen schmeckt sie deshalb nicht. Wie die meisten Pflanzen-Drinks aus Hülsenfrüchten erinnert der Geschmack eher an einen Sojadrink: neutral oder leicht getreidig bzw. nussig.

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Foto: Getty Images / Montage FITBOOK

Der Erbsen-Drink im Nährwert-Check

Aber wie genau sehen nun die Nährwerte von „vly“ aus? Nachfolgend eine Übersicht der Sorte „Ungesüsst“.

Nährwerte „vly“ Ungesüsst pro 100ml

Energie37 kcal / 153 kJ
Fett2,5 g
– davon gesättigte Fettsäuren0,3 g
– davon einfach ungesättigte Fettsäuren1,4 g
– davon mehrfach ungesättigte Fettsäuren0,8 g
Kohlenhydrate
0,2 g
- davon Zucker0,2 g
Eiweiß2,5g
Salz0,1 g
Kalzium120 mg (15%**)
Ballaststoffe2,1 g
** der Nährstoffbezugswerte

Zum Vergleich, ein Sojadrink enthält auf 100 Milliliter etwa 40 bis 60 Kilokalorien und nur zwei bis drei Gramm Eiweiß sowie sechs Gramm Kohlenhydrate. Kuh-Vollmilch hat etwa 65 Kilokalorien auf 100 Milliliter bei ebenfalls etwa drei Gramm Eiweiß und knapp fünf Gramm Kohlenhydraten.

Besonders gravierend ist der Unterschied im Proteingehalt zur beliebten Hafer- sowie auch zum Mandeldrink. Beide Sorten enthalten auf 100 Milliliter nur etwa 0,9 Gramm Eiweiß. Der Haferdrink hat außerdem knapp acht Gramm Kohlenhydrate, Mandeldrink etwa vier Gramm.

Welche Sorten gibt es und wo kann man sie kaufen?

Gestartet ist vlyFoods mit Milchalternativen in den Varianten „Original“, „Barista“ sowie „Ungesüßt“. Alle Sorten bestehen hauptsächlich aus den Bestandteilen Wasser, Erbsenprotein und Rapsöl. Die „vly“ Original und „vly“ Barista sind leicht gesüßt und enthalten zusätzlich Rohrzucker. Den höchsten Proteingehalt hat die ungesüßte Sorte mit drei Prozent Erbsenprotein. Die Barista-Version eignet sich am besten für Kaffeespezialitäten, da man sie aufschäumen kann.

Mittlerweile wurde das „vly“-Sortiment ausgebaut. So gibt es neben der Erbsenmilch auch Kakao, Vanille-, Kokos- und Haselnuss-Drinks aus Erbsenprotein. Außerdem hat man bei „vly“ neben Getränken auch den Joghurt-Markt für sich entdeckt. Die Joghurtalternative von „vly“ gibt es in den Sorten Natur, Erdbeere und Mango.

„vly“ ist zum einen online erhältlich, ist aber auch im Einzelhandel vertreten. So gibt es die Proukte in Rewe-, Edeka- und Rossmann-Märkten, sowie bei Globus und Marktkauf zu kaufen.

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Mehr als nur Milchalternative – was steckt im Joghurt von „vly“?

Da auch die „vly“-Joghurts auf Erbsenprotein-Basis hergestellt werden, punkten auch sie mit ihrem Eiweißgehalt. Pro 100 Milliliter Joghurt sind dies vier Gramm, bei der Natur-Variante sogar 4,9 Gramm. Der Geschmack – natur vs. Mango und Erdbeere – macht übrigen auch bei den Kohlenhydraten und dem Zucker einen Unterschied. Mit 6,1 Gramm Kohlenhydranten und davon 4,9 Gramm Zucker sind die fruchtigen Joghurts zwar zuckerarm, kommen aber an den Natur-Joghurt nicht heran. Dieser kommt laut Herstellerangabe nämlich ganz ohne aus (0 Gramm Kohlenhydrate und 0 Gramm Zucker).

Ernährungsexperten fällen ein kritisches Urteil zu „vly“

Aber ist „vly“ nun wirklich das Must-Have unter den Milchalternativen? Eher kritisch äußert sich dazu Ernährungswissenschaftler Uwe Knop. „Ich bin kein Freund von Nährwerten einzelner Produkte, da dies irrelevant für die Ernährung insgesamt ist“, so der Experte. Wer sich vielfältig und abwechslungsreich ernähre und dabei auf seinen Körper höre, müsse am Ende des Tages nicht zwingend auf die vermeintlich besseren Nährwerte von Erbsen-Drink zurückgreifen. „Hier wird versucht, ein USP zu generieren, der de facto keine Rolle spielt“, lautet sein kritisches Urteil.

„Viel wichtiger, um nicht zu sagen, alles entscheidend ist: Schmeckt mir ‚Erbsenmilch‘? Vertrage ich sie? Trinke ich sie gerne und mit Genuss?“, sagt der Experte weiter. Wer all diese Fragen mit „Ja“ beantworten kann, könne den Erbsen-Drink natürlich gerne trinken. Letztlich müsse man sich einfach fragen, ob man dafür mehr Geld ausgeben möchte. Abschließend warnt er davor, auf falsche Gesundheitsversprechen hereinzufallen. „Dahinter stecken oftmals einfach Marketingzwecke“, so Knop. Er rät dazu, bei Interesse einfach zu probieren und danach selbst zu entscheiden. Wem der Erbsen-Drink nicht schmecke, der verpasse laut dem Ernährungsexperten aber auch nichts.

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Starke Anreicherung mit B-Vitaminen und Vitamin D problematisch

Dem schließt sich auch Sabine Hülsmann, Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung der Vebraucherzentrale Bayern, an. Es handle sich ihrer Meinung nach grundsätzlich um einen mit anderen Produkten vergleichbaren Pflanzendrink. „Zumindest werden die Rohstoffe nicht um die halbe Welt transportiert“, so Hülsmann auf FITBOOK-Nachfrage. Die Erbsen werden in Nordfrankreich angebaut und zu Erbsenprotein verarbeitet. Dieses wird dann nach Deutschland gebracht. Über das enthaltene Rapsöl bekommt man in Sachen Herkunft auch auf der Homepage des Herstellers keine Informationen.

Problematisch sieht sie die starke Anreicherung des Erbsen-Drinks mit B-Vitaminen und Vitamin D. „Die Begründung des Herstellers ist, dass sich Personen bei ihrer Ernährungsumstellung auf vegane Kost keine Sorgen bezüglich ihrer Nährstoffversorgung machen müssen. Aber diese Produkte werden ja nicht ausschließlich von Veganern gekauft“, gibt sie zu bedenken. Würde man also zum Beispiel etwa 400 Milliliter des „vly“-Drinks trinken, so decke man dadurch bereits seinen Bedarf an den genannten Vitaminen. „Aber man nimmt in der täglichen Ernährung ja auch noch andere Lebensmittel zu sich. Diese extra hohe Anreicherung sehen wir also eher problematisch“, urteilt die Expertin. Ihr abschließendes Fazit zum Erbsen-Drink: „Das Produkt von vly ist Produkten anderer Hersteller nicht überlegen.“

Themen: Die Höhle der Löwen
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