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Suchtproblem Nr. 1

Alkoholismus – Anzeichen, Typen und Therapiemöglichkeiten

Frau mit einem Glas Wein
Alkoholismus ist das Suchtproblem Nr. 1 in Deutschland Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

04.03.2023, 17:18 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

7,9 Mio. Menschen der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form – 1,6 Millionen Menschen sind wirklich davon abhängig – und das Umfeld bekommt häufig nichts oder sehr spät etwas mit. Mit enormen körperlichen, psychischen und sozialen Folgen. Was sind die Ursachen, was sind erste Anzeichen einer Alkoholsucht? FITBOOK klärt auf.

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Alkohol ist neben Tabak das Suchtproblem Nr. 1 in Deutschland.1,2 Alkoholismus ist einer der wesentlichen Risikofaktoren für zahlreiche chronische Erkrankungen und die Folgeschäden der Erkrankung verursachen hohe gesellschaftliche Kosten sowie enorme soziale und psychische Belastungen. Zwischen 1980 und 2005 hat sich die Zahl der jährlich an alkoholbedingten Krankheiten Verstorbenen von 9042 auf 16.329 erhöht – das sind deutlich mehr als durch Verkehrsunfälle.3 Im Jahr 2020 waren weltweit 740.000 neue Krebsfälle auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Über die Typen des Alkoholismus, Anzeichen, Folgen und Therapiemöglichkeiten.

Typen des Alkoholismus nach Jellinek

Die Alkoholsucht wurde erst 1849 ausführlich als Krankheit beschrieben; später setzten sich dann die verschiedenen Alkoholiker-Typen durch, die Elvin Morton Jellinek zwischen 1941 und 1952 untersucht und zugeordnet hat. Der US-Mediziner forschte in Yale und an der Stanford Universität und gilt als der Erforscher der Alkoholkrankheit. Heute werden zur Diagnose einer Alkoholsucht weitaus mehr Kriterien herangezogen, doch die Typen nach Jellinek dienen einer Einordnung.

  • Der Erleichterungstrinker (Alpha-Typ) nutzt Alkohol als vermeintlichen Problemlöser, indem er ihn zum Stressabbau und zur Entspannung trinkt.
  • Der Gelegenheitstrinker oder Gesellschaftstrinker (Beta-Typ) trinkt gerne in geselligen Runden. Er kann jederzeit auf Alkohol verzichten, konsumiert also nicht zwanghaft. Er denkt womöglich vermehrt an Alkohol.
  • Der Gewohnheitstrinker oder Rauschtrinker (Gamma-Typ) trinkt, bis er betrunken ist – ob in Gesellschaft oder alleine. Es gibt zwar auch längere abstinente Phasen, doch es liegt bereits eine Alkoholabhängigkeit vor.
  • Der Spiegeltrinker (Delta-Typ) trinkt regelmäßig, um den Pegel zu halten. Wenn ihm Alkohol fehlt, leidet er unter körperlichen Schmerzen und Entzugserscheinungen. Es besteht keine Kontrolle über das Trinkverhalten.
  • Der Quartalstrinker (Epsilon-Typ) hat keine Kontrolle über seinen Alkoholkonsum, wenn er sich in einer Trinkphase befindet. Er kann phasenweise auch keinen Alkohol konsumieren; beginnt er, verliert er erneut die Kontrolle

Auch interessant: Eigenbrauer-Syndrom – wenn man ohne Alkoholkonsum betrunken wird

Mögliche Anzeichen von Alkoholismus

Die Entstehung der Sucht ist meist ein schleichender Prozess, der das Verlangen nach Alkohol oft unbemerkt steigert. Meist geht damit ein verschlechterter körperlicher und psychischer Allgemeinzustand einher. Alkoholismus ist als Kreislauf zu betrachten, in dem Betroffene nach dem Versuch erneut mit dem Trinken beginnen und anschließend in das ehemalige Muster zurückfallen, aus dem sie nur erschwert wieder herausfinden. Ein erstes Anzeichen ist ein starkes Verlangen nach Alkohol, das dauerhaft auftritt. Betroffene können nicht einfach so aufhören, zu trinken und entwickeln Strategien, um an Alkohol zu kommen, wenn das Umfeld kontrollierend eingreift. Ein weiteres Anzeichen ist der Kontrollverlust: Alkoholabhängige können nach bspw. einem Glas Wein nicht aufhören, zu trinken – der gesunde Menschenverstand setzt aus, sie denken bspw., dass es kein Problem sei, nach dem x-ten Glas noch Autofahren zu können. Des Weiteren werden häufig Hobbys, Job und die Familie vernachlässigt – denn die Beschaffung von Alkohol ist immer wichtiger. Alkoholsüchtige sehen nicht ein, dass sie ein Problem haben und sie trinken heimlich, wenn das soziale Umfeld sie auf ihr Problem anspricht.

Die Kriterien einer Alkoholabhängigkeit im Überblick4:

  • Ein Zwang, Alkohol zu konsumieren
  • Schwierigkeiten bei der Kontrolle des Alkoholkonsums
  • Körperliche Entzugserscheinungen, wenn zu wenig oder kein Alkohol getrunken wird
  • Nachweis einer Toleranz
  • Vernachlässigung von Hobbies, Familie usw.
  • Nicht aufhören zu trinken trotz körperlichen oder psychischen Folgen

Ursachen

Bei der Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit können sehr unterschiedliche Aspekte eine Rolle spielen: Männer sind grundsätzlich eher betroffen als Frauen. Auch bestimmte genetische Kombinationen, psychische Störungen (wie bspw. Verhaltensstörungen oder Depressionen) und schwierige soziale Situationen erhöhen das Risiko. Als Beispiel wären hier zu nennen: Das Fehlen einer Bezugsperson in der Kindheit oder Eltern, die selbst ein Alkoholproblem haben etc. Bei Jugendlichen hat die Gruppe der Gleichaltrigen (Peergroup) hohen Einfluss auf den Alkoholkonsum – und frühzeitiger Konsum begünstigt natürlich die Entwicklung der Abhängigkeit. Auch hat sich gezeigt, dass es Persönlichkeitsmerkmale gibt, die offenbar Alkoholismus begünstigen. Beispiel Perfektionismus: Eine belgische Studie hat gezeigt, dass viele Alkoholkranke unrealistische Maßstäbe an sich selbst setzen, FITBOOK berichtete.

Folgen von Alkoholismus

Kurzfristig hebt Alkohol die Stimmung des Erkrankten, kann sich aber auch in Aggressivität äußern. Gestört sind Koordinationsfähigkeit und Wahrnehmung. Langfristig werden fast alle Organe zum Teil irreversibel geschädigt, darunter Herz, Gehirn, Leber, Nieren, Magen, Darm. Das Risiko diverser chronische Erkrankungen steigt, darunter das der Herzinsuffizienz, Demenz, Fettleibigkeit (um nur wenige zu nennen).

Wenn der Konsum während einer Alkoholsucht schlagartig gestoppt wird, reagiert der Körper mit Entzugserscheinungen. Diese müssen nicht ausschließlich körperliche Auswirkungen haben und können daher auch psychische Beschwerden hervorrufen. Denn Körper und Psyche befinden sich ab diesem Moment in einem Ungleichgewicht. Sie klingen erst wieder ab, wenn die Sucht des Trinkens wieder aufgenommen wird. Meist wird die Droge in diesem Stadium auch konsumiert, um die Symptome zu lindern.

Mögliche Entzugserscheinungen

  • Schlafstörungen
  • Schweißausbrüche
  • morgendliches Zittern
  • Brechreiz
  • Unruhe und Angst
  • depressive Verstimmungen
  • Krampfanfälle
  • optische und akustische Halluzinationen
  • Delirium tremens (lat. delirium ‚Irresein‘ und tremere ‚zittern‘), auch als „Säuferwahn“ bekannt: Neben Halluzinationen und starkem Zittern auch Verwirrtheit, Angstzustände, Herzklopfen, Schweißausbrüche und potenziell lebensbedrohlich

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Der Körper kann den Alkohol und seine toxischen Abbauprodukte durch abrupte Beendigung der Zufuhr loswerden. Eine solche Entgiftung erfolgt auf Einweisung des Hausarztes, dauert etwa ein bis zwei Wochen und findet in der Klinik statt. Von kaltem Entzug ist die Rede, wenn das Ganze ohne ärztliche und medikamentöse Begleitung erfolgt.

Eine anschließende Entwöhnung sollte unmittelbar auf die Entgiftung folgen. Sie durchleuchtet die individuellen Verhaltensmuster und Gewohnheiten des Betroffenen, die zu seinen Alkoholismus-Rückfällen führen. Die Behandlung muss beantragt werden und kann mehrere Monate dauern. Durchgeführt werden kann eine Entwöhnung sowohl ambulant als auch stationär.

Auch eine Nachsorge ist wichtig, damit der Betroffene abstinent bleibt und akzeptiert, dass er an einer Sucht erkrankt ist. Situationen, die zu einem Rückfall führen können, müssen immer wieder besprochen werden.

Wo bekomme ich Hilfe?

Suchtberatungsstellen wie die Anonymen Alkoholiker oder Blaues Kreuz, die Freundeskreise für Suchtkranke oder der Kreuzbund sind mögliche erste Anlaufstelle für Menschen, die bei sich oder einer nahestehenden Person ein problematisches Trinkverhalten erkannt haben. Auch der Hausarzt ist eine gute Anlaufstelle bei Verdacht auf Alkoholismus. Wichtig: Der Kreislauf der Alkoholsucht verlangt professionelle Hilfe und Betreuung.

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Quellen

Themen: Alkoholsucht
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