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Joey Chestnut verschlang 76 Hotdogs in 10 Minuten

Mediziner über Wettessen: „Damit ist man fürs Leben geschädigt“

Joey Chestnut beim Hotdog-Wettessen
Joey Chestnut hat einen neuen Weltrekord im Hotdog-Wettessen aufgestellt: 76 Hotdogs in 10 Minuten. Foto: Getty Images
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06.07.2021, 17:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Das jährliche Hotdog-Wettessen am US-Nationalfeiertag ist eine echte amerikanische Tradition. Das Event lockt jedes Jahr tausende Hotdog-Fans nach Coney Island in New York. Auch dieses Jahr gab es große Aufregung um das „Sportevent“: Der Wettess-Profi Joey Chestnut hat einen neuen Weltrekord aufgestellt und 76 Hotdogs in 10 Minuten verschlungen. Wie (un)gesund ist das eigentlich?

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Mit fachlicher Beratung von
Dr. Matthias Riedl, Internist, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg

Wer sich schon einmal ein professionelles Wettessen angeschaut hat, der weiß: schön ist das nicht anzusehen. Mithilfe von viel Stopfen, Schlingen und Würgen werden Unmengen an Essen vernichtet. Für den Körper ist das alles andere als gesund. Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl erklärt, was Wettessen so gefährlich macht.

Übergewicht und Fettleber

Natürlich wird beim Verschlingen von riesigen Mengen Essen zugenommen. Wer 76 Hotdogs isst, nimmt dabei circa 12.000 Kalorien zu sich. Und Hotdogs sind für Wettessen-Verhältnisse, was die Kalorien angeht, noch „leichte Kost“. Die Folge: Übergewicht. Das begünstigt dann eine Vielzahl an Folgebeschwerden – unter anderem Diabetes, Krebs, Gelenkschmerzen, Herzkreislauferkrankungen.

Außerdem wird bei Wettkämpfen dieser Art die Leber in Mitleidenschaft gezogen. Laut Ernährungsexperte Dr. Matthias Riedl kann „ein Übermaß an Kohlenhydraten und Zucker und vor allem das Zusammenspiel zu einer Überforderung der Leber führen.“ Davon könne die Leber verfetten.

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Die Speiseröhre leidet

Beim Wettessen leidet außerdem die Speiseröhre der schlingenden Teilnehmer enorm: „Bei zu schnellem Essen kann es zu Säurerückfluss in die Speiseröhre kommen. Dadurch kann sich die Speiseröhre entzünden, was auch chronisch werden kann. Das kann später auch zu Speiseröhrenkrebs führen“, erklärt Dr. Riedl. Das heißt, der Magensaft fließt dabei zurück in Speiseröhre und schädigt dort die Schleimhäute, wodurch die Krebsbildung begünstigt wird. Speiseröhrenkrebs äußert sich zum Beispiel durch Symptome wie Schluckbeschwerden und wird meistens sehr spät entdeckt, was die Heilungschancen erheblich senkt.

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Training der Wettesser ruiniert Sättigungsgefühl

Wettesser wie Joey Chestnut trainieren für ihre Wettkämpfe. Denn kein Magen, der nicht entsprechend getrimmt wurde, würde so viel Essen aufnehmen können. Chestnut macht das laut „Forbes“, indem er sich bis zu einmal die Woche den Bauch bis zum Anschlag mit Wettkampfessen vollschlägt oder 4 Liter Wasser sowie Milch auf einen Schlag trinkt. Klingt nicht sehr gesund.

Dieses Training sei „sehr schädigendes Verhalten“, so Dr. Matthias Riedl. „Von Folgen wie Übergewicht einmal abgesehen: Das Schlimmste ist, dass man das Sättigungsgefühl abtrainiert. Zu viel essen und vor allem zu schnelles Essen ruiniert das Sättigungsgefühl. Da die Wettkämpfer auch nach dem Wettkampf so weiter essen werden, bleibt das eine langfristige Folge.“

„Fürs Leben geschädigt“

Experte Dr. Matthias Riedl erklärt, dass man zwar mit einem guten Sättigungsgefühl zur Welt käme, dieses aber oft schon sehr früh durch den auf Kinder ausgeübten Esszwang abtrainiert wird. Außerdem verschiebe sich beim Wettessen der Sollwert der Teilnehmer nach oben. Das heißt, der Körper versucht sein einmal erreichtes Höchstgewicht immer wieder zu erreichen und erkennt ihn als neuen Sollwert. „Der Sollwert wird verstellt und das Sättigungsgefühl getilgt – damit ist man fürs Leben geschädigt.“

Nur durch professionelle Hilfe wieder in den Griff zu bekommen

Sich das Sättigungsgefühl wieder anzutrainieren, ist laut Dr. Riedl ein sehr schwerer, langwieriger Prozess und bedarf ernährungsmedizinischer Unterstützung. Alleine sei das nicht zu schaffen.

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Risiko Herzstillstand

Kaum zu glauben, sogar ein plötzlicher Herzstillstand ist eine Gefahr, der sich Teilnehmer beim Wettessen aussetzen. Das erhöhte Risiko bestehe aufgrund des ungekauten Essens, erklärt Dr. Riedl: „Wenn man nicht richtig kaut oder große Brocken schluckt, kann das den Rachen blockieren. Das kann dann Druck des Fremdkörpers auf das Kehlkopf-Nervengeflecht ausüben und dadurch einen vagalen Reflex auslösen. Der Vagusnerv reagiert dann mit einer Blockade der Herzfunktion.“ Dieses Phänomen nennt man Bolustod und sei ein „typischer Essenstod“.

Das ist laut Dr. Matthias Riedl auch der Grund, warum bei den gefährlichen Wettessen auch immer Notärzte dabei sein müssen: „Nur bei schneller Entfernung des Brockens kann der oder die Betroffene gerettet werden.“

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Fazit: Wettessen ethisch verwerflich und gefährlich

Dass die Essensverschwendung im Zuge solcher Wettess-Veranstaltungen nicht gutzuheißen ist, brauchen wir hier nicht weiter erklären. Ernährungsexperte Dr. Matthias Riedl konnte zusätzlich im Interview mit FITBOOK mit Nachdruck verdeutlichen, was Teilnehmer solcher „Sportveranstaltungen“ ihrer Gesundheit antun.

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