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Was im Körper passiert, wenn man vom Blitz getroffen wird – und wie man richtig Erste Hilfe leistet

Gefahr bei Gewitter

Was im Körper passiert, wenn man vom Blitz getroffen wird – und wie man richtig Erste Hilfe leistet

Vom Blitz getroffen: Gewitter
Ein Gewitter ist ein tolles Schauspiel, kann aber auch gefährlich werdenFoto: Getty Images

Bei einem Gewitter entladen sich erstaunliche Kräfte am Himmel und sorgen für ein regelrechtes Spektakel, sowohl optisch als akustisch. Doch kann es auch gefährlich werden. Immer mal wieder gibt es Berichte von Blitzschlägen, die Menschen getroffen haben. FITBOOK erklärt, was im Körper passiert, wenn er von einem Blitz getroffen wird und wie man Erste Hilfe leisten kann.

Die Furcht vor Gewitter halten viele Menschen für völlig unbegründet. Denn schließlich ist es extrem selten, dass ein Mensch vom Blitz getroffen wird. Doch es kann passieren. Wie kann man sein Risiko, bei Donner und Blitz in Gefahr zu geraten, minimieren? Und was tun, wenn man Zeuge davon wird, wie jemand einen Blitzschlag erleidet?

Wie wahrscheinlich ist es, von einem Blitz getroffen zu werden?

Auf der Webseite des „VDE Blitzschutz und Blitzforschung“ heißt es: „In Deutschland sterben etwa vier Menschen pro Jahr durch Blitzschlag. Bei einer Einwohnerzahl von rund 80 Millionen entspricht das einer Wahrscheinlichkeit von eins zu 20 Millionen.“1

Damit ist klar, die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz getroffen zu werden, ist äußerst selten. Aber es ist auch nicht unmöglich. Besonders im Freien ist das Risiko bei Gewitter erhöht.

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Wann Gewitter gefährlich wird

Ein Blitz setzt im Bruchteil einer Sekunde eine hohe Menge an elektrischer Spannung frei. Diese kann einen Menschen übrigens nicht nur dann verletzen, wenn er direkt von einem Blitz getroffen wird, obwohl der direkte Blitzschlag natürlich am gefährlichsten ist. Die Elektrizität kann auch auf eine Person übergehen, wenn sie unter einem Baum steht, ein vom Blitz getroffenes Objekt berührt oder sich in der Nähe befindet. Wenn ein Blitz in den Boden aufschlägt, kann er auch über diesen hin zu einem Menschen weitergeleitet werden. Auch wenn man in einiger Entfernung steht, kann zwischen den auseinander stehenden Füßen eine hohe „Schrittspannung“ entstehen und so Strom durch den Körper fließen. Die Gefahr besteht bis zu einer Entfernung von 30 Metern zur Einschlagstelle. In Gebieten mit Felsen sogar noch weiter.2 Außerdem kann der Stromschlag so stark sein, dass die Wucht eine Person umstößt und auf diese Weise, z. B. in Form von Knochenbrüchen, verletzt.

Studie zu Unglücken bei Unwetter

Eine französische Studie aus dem Jahr 2019 analysierte 150 Unfälle durch Blitzschläge aus 13 westeuropäischen Ländern, die sich zwischen 2010 und 2019 ereigneten.3 Das Ziel war es, herauszufinden, wie es zu den Vorfällen kam und wie sich solche zukünftig vermeiden lassen.

Eine Erkenntnis der Studie: Menschen scheinen leichte Unwetterwarnungen (Stufe Gelb der Wetterstationen) zu unterschätzen. So ereigneten sich etwa in Frankreich 80 Prozent der Unglücke während dieser Warnstufe.

Doch auch die Verhaltensweisen der vom Blitz getroffenen Menschen spielte eine Rolle. So suchten sie, obwohl sie in der Wettersituation (langsam aufziehendes Gewitter) noch Zeit gehabt hätten, keinen oder zu spät Schutz. Und manche, die doch Schutz suchten, brachten sich dabei unwissentlich in noch größere Gefahr. „Unsere Studie enthüllt, dass 30 Prozent aller Blitzopfer Schutz unter einem Baum gesucht hatten.“4 Und genau das war der Fehler. Denn Bäume ragen aus der Landschaft. In ihre Kronen schlagen Blitze schneller ein und werden bis zum Erdboden weitergeleitet. Wer in der Nähe ist, kann dabei verletzt werden.

Richtiges Verhalten bei Gewitter, um sich vor einem Blitzschlag zu schützen

Was man bei Gewitter nicht tun sollte

Die Studie bestätigt zwei wichtige Regeln, die man bei Gewitter beachten sollte:

  1. Wenn möglich, nicht draußen bleiben, sondern in Innenräumen Schutz suchen.
  2. Bäume meiden! Besonders alleinstehende Bäume stellen eine Gefahr dar.

Weitere Tipps, wie man sich richtig verhält:5

  • Höhen auf Wiesen oder Feldern vermeiden – Blitze schlagen in die höchste Erhebung ein.
  • Aber: Hinlegen ist keine gute Idee, denn die Gefahr geht auch von der Umgebung aus (im Boden weitergeleiteter Strom). Also lieber hinhocken, Füße nah zusammen (sich also möglichst klein und kompakt machen) und Abstand zu anderen Menschen halten.
  • Sich nicht in der Nähe von Metall aufhalten, wie z. B. Handy, Skistöcke, Fahrräder oder auch Boote. Metall zieht einen Blitz nicht an, im Falle eines Einschlags leitet es die elektrische Strömung aber besonders gut weiter.
  • Für Fahrradfahrer und Motorradfahrer gilt: Unbedingt die Fahrt unterbrechen und Schutz suchen. Falls dies nicht möglich ist, drei Meter Abstand zum Gefährt halten und in die Hocke gehen – idealerweise auf Asphaltboden.

Sichere Orte bei Gewitter

Ein sicherer Ort: das Auto. Wird es getroffen, fließt der Strom durch die Metallkarosserie in den Boden, ohne die Insassen zu verletzen. Aus diesem Grund sind auch Kabinen von Baumaschinen, Eisenbahnwagen oder Metallkabinen von Seilbahnen geeignet, um Schutz zu suchen. Außerdem sicher: Gebäude mit Blitzschutzsystemen. Wer im Freien ist und nicht die genannten Schutzmöglichkeiten hat, kann laut dem VDE die Gefahr eines direkten Blitzeinschlags vermeiden, indem er sich in der Nähe von Metallmasten, unter Freileitungen oder unter einem überhängenden Dach eines Gebäudes aufhält. Wichtig ist dabei aber, mindestens einen bis drei Meter Abstand zu Wänden, Stützen und Teilen des Blitzschutzsystems zu halten – und die Füße nicht breit aufzustellen, sondern geschlossen zu halten.

Tipp: Im Gefahrenfall weghüpfen

Ein vielleicht etwas seltsam klingender Tipp, der aber Leben retten kann: Befindet man sich im Gefahrenzentrum, schlagen also in der Nähe Blitze ein, dann nicht wegrennen, sondern mit geschlossenen Beinen weghüpfen! Der Grund: Von einer Einschlagstelle in unmittelbarer Umgebung breitet sich die Spannung kreisförmig aus und verliert dabei an Stärke. Stehen die Füße nun, weil man gerade einen Schritt macht, auseinander, dann besteht zwischen ihnen ein Spannungsunterschied und der Strom kann durch den Körper fließen. Hüpfen mit geschlossenen Beinen kann dies verhindern.

Sportarten, die man bei Unwetter unbedingt meiden sollte:

  • Schwimmen
  • Laufen
  • Reiten
  • Golfen

Was im Körper passiert, wenn man vom Blitz getroffen wird

Fließt der Strom eines Blitzes durch den Körper eines Menschen, wird Hitze erzeugt, die zu Verbrennungen führen kann. Diese können die Haut, aber auch tiefer sitzendes Gewebe treffen. An der Ein- und Austrittsstelle des Blitzstroms kann es auf der Haut zu Verbrennungen ersten bis dritten Grades kommen. Auch Ohrenverletzungen sowie Lähmungserscheinungen können Folgen von Unglücken mit Blitzen sein. Art und Schwere der Verletzungen hängen davon ab, wo eine Person vom Blitz getroffen wird.

Es kommt zwar viel seltener als bei anderen Stromschlägen dazu, aber auch ein Blitzschlag kann innere Verletzungen verursachen. So kann das Nervensystem, einschließlich des Gehirns, Schaden nehmen, was u. a. zu Nerven- und Muskellähmungen, Anfällen und Bewusstlosigkeit führen kann. Auch Seh- und Gehstörungen sind eine mögliche Folge.

Schließlich kann auch das Herz durch den Strom, der durch den Körper fließt, in Mitleidenschaft gezogen werden. Durch den Kurzschluss kann es Herzrhythmusstörungen oder sogar Herzstillstand kommen.6

Überblick möglicher Verletzungen durch einen Blitzschlag

  • Verbrennungen
  • Vorübergehende Nerven- und Muskellähmungen
  • erhöhter Blutdruck
  • Bewusstlosigkeit
  • Gehirnschädigungen und Schäden des Zentralnervensystems
  • Herzschädigungen, Herzkammerflimmern
  • Herzstillstand
  • Atemstillstand
  • Knochenbrüche

Überblick möglicher Spätfolgen nach einem Blitzschlag

  • Bluthochdruck
  • Chronische Schmerzen
  • Beeinträchtigungen des Erinnerungsvermögens
  • Persönlichkeitsveränderungen

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Wie kann man Erste Hilfe leisten?

Grundsätzlich ist erst einmal wichtig, zu wissen: Unmittelbar nach dem Blitzschlag besteht keine Gefahr für Helfer mehr. Mann kann sich der vom Blitz getroffenen Person also ohne Risiko nähern.7

Die Versorgung des Verunglückten ist abhängig von den Verletzungen. Ist die Person jedoch bewusstlos und hat einen Kreislaufstillstand erlitten, sollte man sofort mit der Wiederbelebung starten. Dafür 30-mal mit dem Handballen das Brustbein ca. 5 bis 6 Zentimeter tief eindrücken, mit einer Frequenz von 100- bis 120-mal pro Minute. Es folgen zwei Atemspenden im Wechsel.

Schnelles Handeln rettet Leben. Denn wie das Deutsche Rote Kreuz betont, haben Wiederbelebungsmaßnahmen in 80 Prozent der Fälle Erfolg, wenn sie innerhalb der ersten fünf Minuten nach dem Unglück durchgeführt werden.

Quellen

afgis-Qualitätslogo mit Ablauf Jahr/Monat: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FITBOOK und sein/ihr Internet-Angebot: www.fitbook.de

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