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Studie zeigt

Krebsrisiko bei unter 55-Jährigen offenbar mit diesem Faktor verbunden

Krebserkrankungen kommen immer häufiger bei jüngeren Menschen vor
Von Krebserkrankungen sind immer mehr jüngere Menschen betroffen. Eine neue Studie sieht einen Zusammenhang mit dem biologischen Alter. Foto: Getty Images/Science Photo Library RF
Janine Riedle
Redakteurin

08.04.2024, 14:12 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Lange sah man das Aufkommen von Krebs als eine Krankheit an, die eher im höheren Alter auftritt. Doch dem ist nicht mehr so: Bereits seit 1990 wird ein Anstieg der Zahlen bei Erwachsenen unter 55 Jahren beobachtet. Eine neue Studie fand nun offenbar eine mögliche Erklärung, warum immer mehr jüngere Menschen an Krebs erkranken.

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Studien zeigen, dass immer mehr jüngere Menschen an Krebs erkranken. 2022 etwa begaben sich Forscher auf die Suche nach Veränderungen in der Lebensweise der Menschen, die die vermehrten Krebsfälle unter 50 Jahren erklären könnten – und stellten fest, dass von 14 untersuchten Krebsarten acht im Zusammenhang mit dem Verdauungssystem standen. „Die Zusammensetzung des Mikrobioms aus und diese Veränderungen können schließlich das Krankheitsrisiko und die Ergebnisse beeinflussen“, hieß es damals – FITBOOK berichtete. Eine aktuelle Studie zeigt, stellte nun einen Zusammenhang zwischen beschleunigtem Altern bei jungen Erwachsenen unter 55 Jahren und deren Krebsrisiko fest.

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Forscher analysierten Daten von fast 150.000 Menschen

Auf der Jahreskonferenz der American Association of Cancer Research stellte Dr. Yin Cao, Professorin für Chirurgie an der Washington University School of Medicine, ihre aktuelle Studie vor, wie CNN berichtet. Gemeinsam mit ihrem Team untersuchte sie, inwiefern das biologische Alter mit den Krebserkrankungen bei jüngeren Menschen – im konkreten Fall unter 55 Jahren – zusammenhängt.

Was versteht man genau unter dem biologischen Alter?

Nicht jeder Mensch altert aufgrund von Genetik, Lebensstil, Krankheiten, Stress und Ernährung gleich schnell.1 Dies bedeutet: Das biologische Alter wird im Gegensatz zum kalendarischen Alter durch den Zustand der Organe und des Körpers bestimmt. Demnach ist ein niedriges biologisches Alter oftmals mit einer besseren Gesundheit verknüpft.

Marker zur Bestimmung des biologischen Alters

Hierfür bezogen die Wissenschaftler Daten aus Krankenakten von 148.724 Personen aus der UK Biobank. Alle Teilnehmer waren zwischen 37 und 54 Jahren. Um auf den Aspekt des biologischen Alters eingehen zu können, fokussierte man sich auf insgesamt neun blutbasierte Marker, die nachweislich damit in Verbindung gebracht werden.

Blutbasierte Marker für das biologische Alter

  • Albumin: Dieses komplexe Protein wird von der Leber synthetisiert und abgegeben und nimmt mit dem Alter ab.2
  • Kreatinin: Damit ist ein Abbauprodukt von Kreatin gemeint, was man über die Nieren mit dem Urin täglich ausscheidet.⁣3 Die Menge hängt von der Muskelmasse und der Nierenfunktion ab. Niedrige Kreatinin-Werte sind mit einer höheren Lebenserwartung verknüpft.
  • Glukose: Diese dient als Hauptenergiequelle sowohl für das Gehirn als auch die Muskeln. Mit dem Alter bleibt der Blutzucker nach dem Essen länger erhöht.
  • C-reaktives Protein: Hierbei spricht man von einem Eiweiß, das der Körper durch Entzündungen und Tumore in der Leber bildet.4 Ein hoher Wert ist gilt als Indiz für einen beschleunigten Alterungsprozess.
  • Lymphozytenanteil: Lymphozyten sind eine Untergruppe der Leukozyten, also der weißen Blutkörperchen. Die Konzentration nimmt im Alter ab.
  • Mittleres Zellvolumen: Gemeint ist ein Maß für die durchschnittliche Größe der roten Blutkörperchen. Es nimmt mit zunehmendem Alter ab.
  • Erythrozytenverteilungsbreite: Die Erythrozytenverteilungsbreite (EVB) beschreibt die Spanne zwischen kleinsten und größten roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Im Alter ist die EVB tendenziell erhöht.
  • Alkalische Phosphatasen: Diese Gruppe von Enzymen stammen aus Leber, Galle, Knochen, Darm und bei Schwangeren aus der Plazenta.5 Ein erhöhter Wert dient als Indikator für Erkrankungen der Leber und der Gallenwege sowie für Veränderungen des Knochenstoffwechsels.
  • Anzahl der weißen Blutkörperchen: Wenn die Anzahl der weißen Blutkörperchen im oberen Bereich des Normalbereichs liegt, kann das für einen höheren Alterungsprozess sprechen.

Die Forschenden gaben die Daten dieser neun Werte in den sogenannten PhenoAge-Algorithmus ein. Diese Methode hat sich bewährt, um das biologische Alter einer Person zu bestimmen. Anschließend durchsuchte man die Krankenregister der Personen auf mögliche Krebsdiagnosen, die vor dem 55. Lebensjahr festgestellt worden waren – und stieß auf insgesamt 3200.

Auch interessant: 8 Gewohnheiten, die das biologische Alter um 6 Jahre senken können 

Junge Erwachsene und Krebsrisiko – diese Rolle spielt beschleunigtes Altern

Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Menschen, die nach 1965 geboren wurden, mit einer um 17 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit einen beschleunigten Alterungsprozess aufwiesen, als diejenigen, die zwischen 1950 und 1954 zur Welt gekommen sind. Nach der Bereinigung der Daten konnte man außerdem feststellen, dass ein schnelleres Altern bei diesen jungen Erwachsenen mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden zu sein scheint. Je höher das biologische Alter der jungen Erwachsenen unter 55 Jahren, desto höher war das Risiko, an Krebs zu erkranken. Im Vergleich zu den Personen mit jüngerem biologischen Alter wiesen diejenigen mit dem höchsten biologischen Alter:

  • … ein doppelt so hohes Risiko für Lungenkrebs auf.
  • … ein um 60 Prozent erhöhtes Risiko für Magen– und Darmkrebs.
  • sowie ein um 80 Prozent erhöhtes Risiko für Gebärmutterkrebs.

Allerdings untersuchte die Studie nicht im Detail, warum diese Krebsarten mit einem höheren biologischen Alter zusammenhängen. Die an der Studie beteiligte Doktorandin Ruiyi Tian sagte auf dem Kongress, dass sie es für möglich halte, dass die Lunge anfälliger für die biologische Alterung sei. Magen- und Darmkrebs werden dagegen mit Entzündungen in Verbindung gebracht, die mit dem Alter zunehmen.

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Einordnung der Studie

„Wir alle wissen, dass Krebs eine Krankheit des Alterns ist. Allerdings trifft es immer mehr jüngere Menschen. Ob wir also das gut entwickelte Konzept des biologischen Alterns auf die jüngere Generation anwenden können, ist ein wirklich unberührtes Gebiet“, erklärte Studienleiterin Dr. Yin Cao. Ihre Untersuchungen wiesen darauf hin, dass das biologische Alter mit einem erhöhten Krebsrisiko bei jungen Erwachsenen zusammenhängen kann. Da man den biologischen Altersprozess medikamentös entschleunigen kann, wäre dies in Zukunft eine Möglichkeit, um verschiedene Krebserkrankungen bei jüngeren Menschen vorzubeugen.

Jedoch weiß auch Dr. Cao selbst um die Schwierigkeiten ihrer Forschungsergebnisse. Diese bestehen etwa darin, dass die Teilnehmer nicht über einen längeren Zeitraum hinweg beobachten wurden. Daher handelt es sich bei den Ergebnissen der Blutuntersuchung nur um Momentaufnahmen. „Das ideale Szenario wäre, dass wir über den gesamten Lebensverlauf hinweg mehrere Blutentnahmen durchführen, was selbst in Biobanken wie der UK Biobank nicht möglich ist“, erklärt Cao. Auch soziale und ethnische Faktoren müssen unbedingt in weitere Untersuchungen mit einbezogen werden, um einen weltweiten Zusammenhang sowie Bedeutung von Krebserkrankung bei jüngeren Menschen und dem biologischen Alter herstellen zu können.

Quellen

Themen Krankheiten Krankheiten A bis Z Krebs

Quellen

  1. Geo. Lässt sich mein biologisches Alter bestimmen? Was Selbsttests können und was nicht. (aufgerufen am 08.04.2024) ↩︎
  2. National Library of Medicine. Einsatz von Albumin. (aufgerufen am 08.04.2024) ↩︎
  3. Internisten im Netz. Kreatinin. (aufgerufen am 08.04.2024) ↩︎
  4. Internisten im Netz. C-reaktives Protein. (aufgerufen am 08.04.2024) ↩︎
  5. Gesundheit.av.at. Alkalische Phosphatase (AP). (aufgerufen am 08.04.2024) ↩︎
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