17. Juli 2025, 10:56 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Mit den Wechseljahren steigt das Risiko für verschiedene gesundheitliche Probleme, darunter Herzkrankheiten. Eine Studie hat untersucht, welche Risikofaktoren bei Frauen in der Lebensmitte am stärksten mit der Entstehung von Herzkrankheiten in Verbindung stehen. Daraus leiteten sie konkrete Gewohnheiten ab, die Frauen in der von tiefgreifenden hormonellen Veränderungen geprägten Phase der Menopause am besten unterstützen können. FITBOOK-Autorin Laura Pomer erklärt die Erkenntnisse der Untersuchung.
Übersicht
Mit den Wechseljahren kommt das Herzkrankheiten-Risiko
In den Wechseljahren (Fachbegriff: Klimakterium) nimmt die Hormonproduktion in den Eierstöcken kontinuierlich ab. Dieser Prozess führt zu einem sukzessiven Abbau der Fruchtbarkeit von Frauen, sodass sie nach Abschluss dieser Lebensphase, konkret nach der letzten Periode, gemeinhin keine Kinder mehr bekommen können. Doch das ist nicht die einzige Folge des Hormonrückgangs. Er geht unter anderem mit einer geringeren Knochendichte einher, weshalb die Gefahr einer Osteoporose zunimmt. Ebenso steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Versorgung mit Sexualhormonen hat diesbezüglich eine Schutzwirkung, erklärt etwa die Herzstiftung.1
Nun können Frauen den gesundheitlichen Problemen, die im Zusammenhang mit den Wechseljahren wahrscheinlicher werden, entgegenwirken. Um etwa die Knochendichte zu erhalten, empfiehlt sich z. B. die regelmäßige Ausübung von Sport, insbesondere Krafttraining. Ebenso übt die Ernährung einen gewissen Einfluss aus. Und wie eine neue Studie zeigt, gilt das – neben anderen Faktoren – auch für den Schutz vor Herzkrankheiten.2
Studie zum Herzkrankheiten-Risiko bei Frauen
Wie die Autoren in der Dokumentation zu ihrer Studie erklären, war es das Ziel der Untersuchung, den Gesundheitszustand des Herz-Kreislaufs von Frauen in der Lebensmitte zu erfassen. Hierzu nutzten sie den „Life’s Essential 8“ und ermittelten den entsprechenden LE8-Score bzw. LE8-Wert. Die „Life’s Essential 8“ (zu Deutsch etwa: „für das Leben wesentliche 8“) sind ein von der American Heart Association verwendetes Punktesystem, das verschiedene, für die Herzgesundheit relevante, Faktoren berücksichtigt. Diese sind:
- Ernährung
- körperliche Aktivität
- Rauchstatus
- Schlafverhalten
- Körpergewicht (BMI)
- Blutfettwerte
- Blutzucker
- Blutdruck
Die Untersuchung hat letztendlich ergeben, auf welche der acht LE8-Komponenten dieses „Gesundheitsbewertungsinstruments“, wie es in einer Pressemitteilung genannt wird, es für ein möglichst geringes Risiko für Herzkrankheiten besonders ankommt.3
Ablauf der Untersuchung
Das Forscherteam analysierte die Gesundheitsdaten von rund 3000 Frauen. Diese waren Teilnehmerinnen der sogenannten SWAN-Studie, einer seit rund 30 Jahren laufenden, länderübergreifenden Längsschnittstudie über Frauen in der Lebensmitte.4
Den Forschern lagen neben den LE8-Werten umfangreiche weitere Gesundheitsinformationen über die Frauen vor. Sie betrachteten verschiedene Faktoren: sogenannte subklinische Herz-Kreislauf-Erkrankungen, also bereits vorhandene Befunde, die noch keine oder nur wenige Symptome zeigen (u. a. frühe Anzeichen von Gefäßveränderungen), sowie erfolgte kardiovaskuläre Ereignisse (etwa Herzinfarkte, Schlaganfälle) und die Gesamtsterblichkeit. Nun stellten die Studienautoren einen Zusammenhang zwischen den LE8-Daten und den dokumentierten medizinischen Ergebnissen her, um die Auswirkungen verschiedener Gewohnheiten zu ermitteln.
4 Risikofaktoren besonders stark mit dem Risiko für Herzkrankheiten verbunden
Bei der Auswertung zeigte sich, dass vier der acht LE8-Komponenten eine besonders wichtige Rolle für das kardiovaskuläre Risiko spielen.
Dies sind:
- Blutzuckerspiegel
- Blutdruck
- Nikotinkonsum
- Schlafqualität
Erhöhte Blutzuckerwerte (z. B. durch Prädiabetes oder Diabetes), ein erhöhter Blutdruck und aktiver Nikotinkonsum (Rauchen) waren stark mit einem insgesamt schlechteren Gesundheitsprofil verbunden. Der Schlaf zeigte hingegen keinen messbaren Einfluss auf kurzfristige biologische Veränderungen wie die Dicke der Halsschlagadern. Dafür erwies er sich der Auswertung zufolge als wichtiger „potenzieller Prädiktor für die langfristigen Auswirkungen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie für die Gesamtmortalität“, heißt es dazu in der Pressemitteilung.
Gewohnheiten, die helfen können, Frauen vor Herzkrankheiten zu schützen
Nur wenige der untersuchten Frauen erreichten laut der Analyse in der Lebensmitte günstige Gesundheitswerte, die sie gegenüber Herzkrankheiten zu schützen vermochten. Gleichzeitig zeigte die Studie Gewohnheiten auf, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Frauen, die sich bereits in ihren Vierzigern möglichst an alle Empfehlungen der „Life’s Essential 8“ hielten – konkret also nicht rauchten, gut schliefen sowie gesunde Blutzucker- und Blutdruckwerte hatten –, hatten langfristig ein deutlich geringeres Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle oder eine erhöhte Sterblichkeit. Insbesondere der Schlaf erwies sich dabei als oft unterschätzter, potenziell entscheidender Faktor für die langfristige Herzgesundheit.
Die sich aus den Beobachtungen ergebenden Empfehlungen könnten somit konkret lauten: Auf eine gesunde, blutzuckerfreundliche Ernährung achten, Bluthochdruck vermeiden bzw. behandeln – und in diesem Sinne auch Übergewicht –, nicht rauchen und auf ausreichend Schlaf achten.
Einschränkungen
Es sei angemerkt, dass die Studie lediglich Zusammenhänge, aber keine eindeutigen Ursachen belegt. Bei Beobachtungsstudien wie dieser können Störfaktoren zudem nicht vollständig ausgeschlossen werden. Auch basieren die zur Analyse verwendeten LE8-Werte teilweise auf Selbstauskünften, wodurch Ungenauigkeiten möglich sind.
Nicht an alle LE8-Empfehlungen kann man sich einfach halten
„Die neuen Erkenntnisse dürften einige Frauen beunruhigen – insbesondere jene, die im Zuge der Wechseljahre unter Schlafproblemen leiden. Dies ist eine typische Begleiterscheinung hormoneller Veränderungen. In dieser Lebensphase sinken die Spiegel der Hormone Progesteron und Östrogen, die maßgeblich die Schlafqualität beeinflussen. Zur Behandlung von Ein- und Durchschlafproblemen bieten sich verschiedene Ansätze an, darunter eine verbesserte Schlafhygiene und Entspannungstechniken. Doch viele betroffene Frauen werden bestätigen, dass die fehlenden Hormone einen zu starken Einfluss haben. In solchen Fällen kann eine Hormonersatztherapie helfen, worauf die Kolleginnen von STYLEBOOK hier näher eingehen. Diese Behandlung ist jedoch nach wie vor nicht ganz unumstritten, da ein erhöhtes Krebsrisiko diskutiert wird. Zudem wollen viele Personen schlichtweg keine Hormone einnehmen. Gleichzeitig ist bekannt, dass der selbst auferlegte Druck, gut und ausreichend, zu schlafen – sei es für die Herz- oder die allgemeine Gesundheit – die Schlafprobleme nur weiter verschlimmert. Versuchen Sie nach Möglichkeit, es entspannt anzugehen. Diese Tipps können dabei helfen.“

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Fazit
Klar ist: Es wird definitiv nicht schaden, frühzeitig auf eine gute Herz-Kreislauf-Gesundheit zu achten. Die „Life’s Essential 8“ erfinden das Rad nicht neu – die vier hervorgehobenen Faktoren stehen bekanntermaßen mit der allgemeinen Gesundheit in Verbindung. Was etwa das Thema Blutzucker betrifft, so zeigte eine jüngere Studie, dass erhöhte Werte bereits im Kindesalter spätere Herzkrankheiten begünstigen können.5
FITBOOK hat erst kürzlich mit einem renommierten Kardiologen über vermeidbare Risikofaktoren für Herzkrankheiten gesprochen, und seine Aussagen decken sich mit den Beobachtungen dieser Studie. Erfahren Sie hier mehr darüber.