
2. Juli 2025, 16:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Stechende Halsschmerzen, die sich anfühlen, als würde man Rasierklingen schlucken – dieses Symptom ist derzeit besonders auffällig bei Infektionen mit der neuen Coronavariante NB.1.8.1. Die Subvariante, auch „Nimbus“ genannt, verbreitet sich weltweit in rasantem Tempo und wird häufig zunächst mit einem gewöhnlichen Atemwegsinfekt verwechselt. Doch der Schein trügt: FITBOOK-Redakteurin Julia Freiberger erklärt, was hinter NB.1.8.1 steckt und wie gefährlich die neue Variante wirklich ist.
„Nimbus“, offiziell NB.1.8.1 genannt, ist eine neue Omikron-Subvariante, die sich laut WHO seit Januar weltweit verbreitet. Sie dominiert bereits in China, gewinnt in den USA an Boden – und wurde inzwischen auch in Deutschland nachgewiesen. Besonders auffällig: die teils extrem starken Halsschmerzen.
Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!
Übersicht
Auffälliges Symptom bei NB.1.8.1: Rasierklingen-Gefühl im Hals
Ein besonders auffälliges Anzeichen bei Infektionen mit NB.1.8.1 ist das intensive Halsweh, das viele Betroffene schildern. Die Schmerzen werden dabei nicht als gewöhnlich, sondern als ungewöhnlich stark und stechend beschrieben – wie „Rasierklingen im Hals“. Vor allem beim Schlucken verspüren Erkrankte einen scharfen Schmerz tief im Rachenraum, der teils als quälend empfunden wird. Chinesische Ärzte berichten von Patienten, die diese Beschwerden als so extrem beschreiben, dass es sich anfühle, als würden sie Rasierklingen schlucken. Diese drastische Beschreibung hat der Variante den Spitznamen „Razor Throat“ beziehungsweise „Rasierklingen-Rachen“ eingebracht.1 Laut Experten könnten sich die Viren verstärkt im Halsraum vermehren, was das vermehrte Auftreten von Halsschmerzen erklären würde.
Die internationale Experteninitiative „World Health Network“ bezeichnet diese Symptomkombination aus starkem Halsweh und massiver Erschöpfung als „razor-blade throat fatigue“. Trotz der Belastung gilt die Variante nicht als grundsätzlich gefährlicher. Fieber, Schnupfen, Erbrechen und Durchfall können zusätzlich auftreten – eine Symptomatik, die über das hinausgeht, was bisher von früheren Varianten bekannt war.2
Weitere Symptome der Coronavariante
Neben den Halsschmerzen werden auch klassische Symptome wie trockener Husten, Kurzatmigkeit, eine verstopfte oder laufende Nase, der Verlust von Geruchs- oder Geschmackssinn sowie Kopf- und Gliederschmerzen genannt. Ebenso berichten viele Infizierte von extremer Erschöpfung. Gesundheitseinrichtungen weisen jedoch darauf hin, dass markante Symptome einzelner Virusvarianten bislang meist nur vereinzelt beschrieben wurden und wissenschaftlich noch nicht eindeutig belegt sind.3
Was ist NB.1.8.1 („Nimbus“)?
Die Coronavariante NB.1.8.1 ist eine Subvariante der Omikron-Linie und geht auf eine rekombinante Form namens XDV.1.5.1 zurück, wie FITBOOK bereits berichtete. Sie weist mehrere Mutationen im Spike-Protein auf, die das Virus ansteckender machen könnten. Frühe Analysen zeigen jedoch, dass die neue Variante bislang nicht zu ernsthafteren Erkrankungen als Vorgänger-Varianten geführt hat. Erste Labor- und klinische Daten unterstützen zudem die Annahme, dass aktuelle Vakzine weiterhin schützen. Bei Personen mit nachlassender Immunität oder ungeimpften Menschen kann es zu Durchbruchsinfektionen kommen.4
Auch interessant: Gen-Analysen liefern neue Erkenntnisse zum Ursprung von Corona
Warum heißt die Coronavariante „Nimbus“?
Der Name „Nimbus“ stammt nicht von einer offiziellen Gesundheitsbehörde, sondern wurde Ende Mai 2025 vom kanadischen Evolutionsbiologen T. Ryan Gregory in sozialen Netzwerken vorgeschlagen. Er hatte zuvor bereits andere Varianten, wie etwa die „FLiRT“-Stämme, benannt. Obwohl der Begriff „Nimbus“ inoffiziell ist, wird er inzwischen auch von Medien und Fachleuten häufig verwendet.
Verbreitung in den USA
In den Vereinigten Staaten nimmt der Anteil von NB.1.8.1 deutlich zu. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) war die Variante in den zwei Wochen bis 7. Juni für rund 37 Prozent der erfassten Coronafälle verantwortlich – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 15 Prozent zwei Wochen zuvor.5 Damit liegt sie auf Platz zwei hinter der derzeit dominanten Linie LP.8.1.
Die CDC betont allerdings, dass die Aussagekraft der Daten begrenzt sei, da immer weniger genetische Virusanalysen durchgeführt würden.
Nach offiziellen Angaben wurde die Coronavariante bis Mitte Juni in mindestens 14 Bundesstaaten identifiziert, darunter Kalifornien, New York, Illinois, Hawaii und Virginia. Die WHO meldete darüber hinaus, dass bis zum 27. Mai bereits 22 Länder von der Variante betroffen seien, bei einem weltweiten Anteil von 10,7 Prozent.6,7
Wie ist die Lage in Deutschland?
Die Variante NB.1.8.1 wurde laut dem RKI in Deutschland erstmals Ende März 2025 nachgewiesen.8 Seither wurden nur einzelne Fälle festgestellt. Aktuelle Daten zeigen jedoch, dass ihr Anteil an den untersuchten SARS-CoV-2-Proben im Mai auf etwa 20 Prozent gestiegen ist, nachdem er im April noch bei rund sechs Prozent lag.9 Aussagen darüber, wie stark oder schnell sich die Subvariante verbreitet, sind derzeit noch nicht möglich.
Generell liegen die Coronainfektionen in Deutschland weiterhin auf einem niedrigen Niveau. In der Woche bis zum 8. Juni betrug der Anteil an Covid-Fällen unter den Atemwegserkrankungen laut dem Robert Koch-Institut nur ein Prozent.10 Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher liegen – unter anderem, weil inzwischen nur noch sehr wenige Menschen getestet werden. Hinweise auf weitere, nicht erfasste Infektionen liefert das sogenannte Abwasser-Monitoring: Dabei wird in Kläranlagen gemessen, wie viele Virusreste im Abwasser enthalten sind. Auch hier zeigt sich ein leichter Anstieg – das allgemeine Infektionsgeschehen gilt aber weiterhin als gering.
Einschätzung der WHO
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt NB.1.8.1 derzeit als „Variante unter Beobachtung“ (variant under monitoring, VUM) – die niedrigste von drei Risikokategorien. Zwar weist der Subtyp genetische Veränderungen auf, die eine raschere Ausbreitung begünstigen könnten, doch bislang gibt es keine Anzeichen für schwerere Krankheitsverläufe oder eine verringerte Wirksamkeit der Impfstoffe. Eine Einstufung als „Variante von Interesse“ (VOI) oder gar als „besorgniserregende Variante“ (VOC) würde erst erfolgen, wenn sich spürbare Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit zeigen. Derzeit sieht die WHO dafür jedoch keinen Anlass.11

Neue Coronavariante! Was über NB.1.8.1 bekannt ist

Wie gefährlich wird die extrem ansteckende Coronavariante JN.1 für Deutschland?

Was über die neuen Coronavarianten Eris und Fornax bekannt ist
Wie gefährlich ist NB.1.8.1?
Bisherigen Erkenntnissen zufolge verursacht NB.1.8.1 keine schwereren Krankheitsverläufe als andere Virusvarianten. Internationale Gesundheitsbehörden berichten zwar von steigenden Fallzahlen und vereinzelten Krankenhauseinweisungen, sehen aber bislang keine Hinweise auf eine erhöhte Schwere der Erkrankung. Auch chinesische Behörden melden trotz Verbreitung der Variante keine gravierenden Verschärfungen im klinischen Verlauf.