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Körperlich und psychisch

Darmkrebs-Nachsorge – so geht es nach der Therapie weiter

Darmkrebs-Nachsorge: Illustration von Darmkrebs
Die Nachsorge nach der akuten Krebsbehandlung erfüllt einen wichtigen Zweck – und kann das Leben der Betroffenen stark erleichtern Foto: Getty Images
Thorsten Dargatz
Freier Autor

27.01.2023, 10:58 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Auf die oft anstrengende und belastende Therapie folgt die Nachsorge. Sie ist mindestens genauso wichtig. Es geht nicht nur darum, sich von körperlichen und psychischen Folgen der Darmkrebserkrankung zu erholen und wieder im Alltag anzukommen. Es geht auch darum eventuelle neue Herde frühzeitig zu entdecken und zu behandeln.

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Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Dr. med. Rainer Lipp, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie – Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Onkologie

Für viele an Darmkrebs erkrankte Menschen war es ein langer und meist auch beschwerlicher Weg. Der Krebs ist zwar vorerst besiegt, aber die Belastungen, denen Körper und Seele ausgesetzt waren, wirken nach. Eine gezielte und durchdachte Nachsorge kann den Darmkrebs-Patienten nicht nur die Wiedereingliederung in den Alltag erleichtern, sondern auch Leben retten. Das zeigen Studien.1 Denn je nach Erfolg der Behandlung kann es bei manchen Patienten innerhalb von fünf Jahren zu einem sogenannten Rezidiv kommen. Das ist das Wiederaufflammen der Krankheit.

Eine gute Nachsorge besteht aus mehreren Bereichen

  • Die medizinische Nachsorge mit allen erforderlichen Untersuchungen sowie der manchmal nötigen Therapie von Schmerzen und chronischer Erschöpfung (Fatigue-Syndrom, Chemo-Brain)
  • Eine gezielte Überwachung, um Rezidive, Metastasen und einen Zweittumor (das sind entartete Zellen, die an einer anderen Stelle im Darm auftreten können) frühzeitig zu entdecken und zügig zu behandeln.
  • Die medizinische Rehabilitation, auch Anschlussheilbehandlung (AHB) genannt. Diese ist in speziellen Kliniken oder auch ambulant von zu Hause aus möglich.
  • Die psychologische Betreuung, um Belastungen und Ängste, die während der verschiedenen Krankheitsphasen aufgetreten sind, zu verarbeiten, und die Lebensqualität wiederherzustellen.
  • Die Beratung bezüglich eines gesunden Lebensstils, insbesondere in Bezug auf die Ernährung und sportliche Aktivitäten.
  • Die soziale Beratung, insbesondere was die mögliche Wiedereingliederung in das Berufsleben angeht.

Auch interessant: Darmkrebs – Entstehung der Krankheit, Risikofaktoren und Vorsorge

Die medizinische Nachsorge

Die Häufigkeit und Intervalle der Nachsorge-Untersuchungen sind abhängig vom klinischen Befund und dem Erfolg der Therapie. Da 80 Prozent aller Rezidive in den ersten zwei Jahren nach Diagnose und Behandlung des Primärtumors auftreten, finden die Nachsorge-Untersuchungen in dieser Zeit in kürzeren Intervallen statt. Erst nach fünf Jahren ist die Nachsorge abgeschlossen, vorausgesetzt es ist kein Rezidiv aufgetreten. Ärzte raten aber dazu, trotzdem alle fünf Jahre zu einer Darmspiegelung zu gehen.

In den ersten zwei Jahren nach der Therapie finden Nachsorge-Untersuchungen in der Regel alle drei Monate statt. Anschließend halbjährlich und nach fünf Jahren dann meist im jährlichen Abstand. Zur Tumornachsorge gehören:

  • Ein ausführliches Arztgespräch
  • Eine körperliche Untersuchung
  • Eine Blutuntersuchung (u.a. wird nach dem Tumormarker CEA gefahndet)
  • Eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums
  • Eine Röntgenaufnahme der Lunge

Behandlung des Fatigue-Syndroms

Eine besondere Rolle bei der Nachbehandlung spielt das chronische Erschöpfungssyndrom, auch bekannt als Fatigue-Syndrom. Studien zeigen, dass etwa 39 Prozent aller Darmkrebspatienten mehrere Wochen oder auch Monate damit zu kämpfen haben. Das ständige Müdigkeitsgefühl hat massive Auswirkungen auf die Lebensqualität und beeinflusst den gesamten Tagesablauf. Manche kommen nur mit allergrößter Mühe aus dem Bett, weil sie jede Bewegung als Qual empfinden. Wie es zum Fatigue-Syndrom kommt, ist leider immer noch nicht geklärt. Nicht selten hängt das Leiden mit einer Blutarmut zusammen, die medikamentös behandelt werden kann. Es kann aber auch sein, dass keine organische Ursache vorliegt. Auch wenn es seltsam klingt, aber in diesem Fall kann eine moderate sportliche Betätigung genau das Richtige sein. Als ideal gilt ein Ausdauertraining, am besten unter Aufsicht. Wer es schafft sich aufzuraffen, hat gute Chancen auf Besserung. Experten raten zudem zu einer psychologischen Betreuung.2

Die optimale Schmerztherapie

Eine weitere unerwünschte Nachwirkung der Akuttherapie sind Schmerzen. Nicht jeder hat damit zu kämpfen, aber wer betroffen ist, sollte Hilfe in Anspruch nehmen. Je nach Schmerzstärke kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz. Bei leichten Schmerzen reichen oft schon frei verkäufliche Mittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac oder Ibuprofen. Bei stärkeren Schmerzen verschreiben Ärzte schwach wirksame Opioide und bei sehr heftigen Schmerzen kommen stark wirksame Opioide zum Einsatz. Opiode können viel Leid ersparen, aber auch abhängig machen. Deshalb ist eine engmaschige Betreuung durch den Arzt wichtig und nötig.

Die Anschlussheilbehandlung

Alle gesetzlichen Kassen und auch die Rentenversicherung bieten ihren Versicherten nach Beendigung der Akut-Therapie mit der Anschlussheilbehandlung eine spezielle Rehamaßnahme an. Diese kann man in einer darauf spezialisierten Klinik anbieten oder auch ambulant von zu Hause aus durchführen. Meist wird die Maßnahme schon während der Akutbehandlung im Krankenhaus vom sozialen Dienst vorbereitet. Die Mitarbeiter klären auch die Kostenfrage. Untersuchungen zeigen, dass eine stationäre Anschlussheilbehandlung den meisten Patienten besser hilft als eine ambulante Maßnahme. Eine AHB dauert drei Wochen und muss 14 Tage nach Therapieende starten. Therapieende ist beispielsweise der letzte Tag im Krankenhaus nach einer Operation oder der Tag der letzten Infusion.

Hauptziel der Reha ist es, Patienten die Rückkehr in den Alltag zu erleichtern. Sie sollen sowohl Kraft tanken als auch zur Ruhe kommen. Helfen sollen dabei Ernährungsberatung, Sport- und Bewegungsangebote, psychologische Hilfe bei der Verarbeitung der Krankheit und des Erlebten und auch Beratungen für den Wiedereinstieg in den Beruf.

Weitere Beschwerden und Funktionseinschränkungen, die während der Reha behandelt werden

  • Muskelabbau und Probleme mit den Gelenken
  • Luftnot aufgrund eingeschränkter Lungenfunktion
  • Polyneuropathie (Nervenstörungen, die eine Nebenwirkung der Chemotherapie sein können).
  • Konzentrationsstörungen
  • Schlafprobleme
  • Stuhl- und Harninkontinenz
  • Probleme und Störungen mit dem Stoma
  • Wundheilungsstörungen
  • Sexuelle Störungen

Psychotherapie

Ein weiterer wichtiger Baustein der Nachsorge ist die psychologische Betreuung. Denn auch wenn der Krebs zunächst besiegt ist, sind Ängste bei vielen Patienten allgegenwärtig. Bei manchen ist es die Angst vor einem Rezidiv, bei anderen die Angst vor Schmerzen. Aber auch die Furcht vor finanziellen und privaten Problemen können sehr belastend sein. Glücklicherweise scheuen sich heute nur noch die wenigsten Patienten, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen und das ist auch gut so.

Prognose

Die Medizin hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und die Forschung läuft weiter auf Hochtouren. Darmkrebs lässt sich immer erfolgreicher therapieren und die deutschen Ärzte zählen zur Weltspitze. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt in Deutschland derzeit bei 63 Prozent.3 Sie ist individuell aber ganz unterschiedlich und hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Alter: Obwohl die Krankheit oft später entdeckt wird, haben jüngere Patienten bessere Überlebenschancen als Ältere. Mediziner vermuten, dass sie die Therapien besser vertragen.
  • Gewicht: Sowohl stark übergewichtige als auch stark untergewichtige Menschen sprechen schlechter auf die Therapie an als Menschen mit Normalgewicht. Eine Ernährungsberatung kann den Therapieerfolg entsprechend beeinflussen.
  • Vorerkrankung: Wer gleichzeitig noch unter Diabetes leidet, hat eine etwas schlechtere Prognose. Wichtig ist, dass der Diabetes gut eingestellt ist.
  • Rauchen: Raucher haben deutlich geringere Heilungschancen als Nichtraucher. Der Verzicht auf die Zigarette kann Leben retten.4
  • Stadium der Erkrankung: Je früher eine Tumorerkrankung erkannt wird und weniger sich der Tumor schon ausgedehnt hat, desto länger überleben die Patienten. Deswegen sind die Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung so wichtig.

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5-Jahres-Überlebensrate der Darmkrebs-Stadien

  • Im Stadium I leben fünf Jahre nach Diagnose noch 86 bis 97 Prozent der Patienten.
  • Im Stadium II sind es 70 bis 85 Prozent.
  • Im Stadium III liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 50 bis 80 Prozent
  • Im Stadium IV bei 8 bis 10 Prozent.
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Quellen

Themen Darmgesundheit Darmkrebs Krebs
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