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Studie zeigt

Das passiert im Körper von Menschen, die Angst vor Montag haben

Frau im Bett mit Angst vor Montag
Die Angst vor dem ersten Tag der Woche beeinflusst das biologische Stresssystem, wie eine Studie zeigt Foto: Getty Images
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15. Juli 2025, 13:22 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Zählen Sie auch zu den Menschen, die sich regelmäßig wünschen, das Wochenende würde nie enden? Bei manchen Personen geht das Gefühl am Sonntagabend noch weiter: Sie empfinden eine ausgeprägte Angst vor dem Montag. Und das macht sich messbar auf körperlicher Ebene bemerkbar, wie eine neue Studie zeigt. FITBOOK blickt genauer auf die Ergebnisse.

Angst vor Montag – Phänomen beschäftigt die Wissenschaft

Montage haben keinen besonders guten Ruf. Viele Menschen schlafen sonntags schlechter und verbinden den bevorstehenden Wochenstart mit Unruhe, manchmal sogar mit Sorgen oder schlechter Stimmung. Doch warum eigentlich? Naheliegend wäre der Gedanke ans Arbeiten. Bei den meisten Menschen markiert der Montag den Beginn der Arbeitswoche – sowohl in Deutschland als auch in China, wo die Studie durchgeführt wurde.1 Doch bei der Untersuchung kam zwar heraus, dass der „Wochenübergang eine biologische Kaskade“ auslöst, wie Studienleiter Professor Tarani Chandola in einer Pressemitteilung mitteilte.2 Der beobachtete Effekt zeigte sich jedoch sowohl bei älteren Menschen, die noch arbeiten, als auch bei solchen, die nicht mehr erwerbstätig sind.

Konkret hat das Forscherteam untersucht, ob Angstgefühle am Montag mit einer „Dysregulation der HPA-Achse“ verbunden sind, also mit einer Regulationsstörung des biologischen Stresssystems. HPA-Achse steht für Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse – diese ist für die Stressreaktion des Körpers verantwortlich und reguliert bei Stress die Produktion des Hormons Cortisol. Der Fokus der Untersuchung lag auf älteren Erwachsenen, die das 50. Lebensjahr überschritten haben. Insgesamt analysierten Chandola und sein Team Daten von mehr als 3500 Teilnehmern der ELSA-Studie, die sich mit verschiedenen Aspekten des Älterwerdens speziell in der britischen Bevölkerung befasst.3

Probanden gaben an, wie ängstlich sie sich am Vortag fühlten

Um herauszufinden, ob Angst am Montag besonders stark mit biologischem Stress im Körper zusammenhängt, haben die Forscher verschiedene Informationen über die Teilnehmenden ermittelt. Zunächst war da die subjektiv empfundene Angst. In Fragebögen sollten die Probanden angeben, wie ängstlich sie sich am Vortag gefühlt hatten, und welcher Wochentag dieser Vortag war. Die Antwortmöglichkeiten reichten von 0 („überhaupt nicht ängstlich”) bis 10 („sehr ängstlich”). Zur Vereinfachung teilten die Forscher die Angaben später in zwei Gruppen auf. Werte von 0 bis 3 bedeuteten dabei „geringe Angst“ und solche von 4 bis 10 „hohe Angst“.

Hormone in Haarproben gaben Auskunft über körperliche Stresszustände

Daneben erforschten die Wissenschaftler die körperlichen Stresszustände der Probanden, die womöglich mit der Angst vor Montag zusammenhingen. Diese ermittelten sie durch eine Analyse von Haarproben. Denn in den Haaren sind neben Arzneimitteln, giftigen Substanzen und einigen weiteren Stoffen auch über Wochen hinweg Stresshormone nachweisbar. Von jedem Teilnehmer verwendeten die Forscher eine zwei bis drei Zentimeter lange Haarsträhne, die am Hinterkopf entfernt wurde. Dadurch konnten sie das Stresslevel der vergangenen rund drei Monate bewerten. Die Forscher berücksichtigten verschiedene Einflussfaktoren auf den Zustand der Haare, darunter Alter, Geschlecht und der allgemeine Gesundheitszustand der Probanden. Ebenso wurden die Haarfarbe, eine eventuelle chemische Behandlung der Haare, etwaiges Rauchen und die Jahreszeit berücksichtigt.

Die Messungen erfolgten in einem Labor der TU Dresden. Die Forscher erklären, dass Cortisol und Cortison in aktiver und inaktiver Form im Körper vorkommen. Daher wurde auch die Gesamtmenge beider Hormone zusammen berechnet. Mithilfe dieser Werte kann interpretiert werden, wie stark das Stresssystem – die vorgestellte HPA-Achse – im Körper über einen längeren Zeitraum hinweg aktiviert war.

Ergebnis: Personen mit Montagsangst hatten deutlich höhere Cortisolwerte

Die Auswertung zeigte deutlich: Personen mit Montagsangst wiesen in ihren Haarproben rund 23 Prozent höhere Cortisolwerte auf. Dies galt unabhängig davon, ob sie noch im Berufsleben standen oder nicht. Damit wird klar, dass Arbeitsstress allein den Effekt nicht erklären kann.

Interessanterweise waren nicht nur mehr Menschen montags ängstlich – deren Körper reagierten auch stärker auf diese Angst. Die Forscher fanden heraus: Nur etwa ein Viertel des sogenannten Montagseffekts lässt sich dadurch erklären, dass sich Menschen an diesem Tag häufiger ängstlich fühlen.

Was steckt dahinter?

Der größere Teil des Effekts entsteht, weil dieselbe Angst am Montag stärkere biologische Reaktionen auslöst als an anderen Wochentagen.

Wie Studienleiter Chandola berichtet, haben frühere Studien bereits gezeigt, dass an Werktagen mehr Cortisol ausgeschüttet wird als am Wochenende. Diese Untersuchung ist jedoch die erste, die den ersten Tag der Woche als besonders störenden Faktor identifiziert. „Der Montag wirkt wie ein kultureller Stressverstärker“, erklärt er in der Pressemitteilung.

Montags fast 20 Prozent mehr Herzinfarkte

Es sei schon länger bekannt, dass sich montags rund 19 Prozent mehr Herzinfarkte ereignen. Die Studie liefere dafür nun unter anderem eine mögliche Erklärung auf biologischer Ebene. Denn der Tag selbst scheint eine gestörte Regulation der HPA-Achse auszulösen. Das hat auch potenziell langfristige negative Auswirkungen. Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel kann die Entwicklung von Bluthochdruck und Insulinresistenz begünstigen sowie das gesamte Immunsystem schwächen.

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Einschränkungen der Studie

„Die wichtigsten Einschränkungen der Studie waren der Beobachtungscharakter der Daten und die Tatsache, dass keine wiederholten Messungen der Aktivität der HPA-Achse zur Verfügung standen“, schreiben die Forscher. Streng genommen lassen sich also anhand der Erkenntnisse keine Kausalitäten beweisen; es handelt sich lediglich um beobachtete Zusammenhänge. Auch dass die Haar-Cortisol-Werte nur einmalig erhoben wurden, schränkt die Belastbarkeit der Analyse zusätzlich ein. Zudem könnten nicht berücksichtigte Einflussfaktoren die Ergebnisse verfälscht haben. Man sollte auch erwähnen, dass die Ergebnisse in erster Linie für Angehörige der englischen Bevölkerung ab 50 gelten. Sie lassen sich daher nicht automatisch auf Menschen in anderen Kulturen, Altersgruppen oder Ländern übertragen.

Themen Stress

Quellen

  1. Chandola, T., Ling, W., Rouxel, P. (2025). Are anxious Mondays associated with HPA-axis dysregulation? A longitudinal study of older adults in England. Journal of Affective Disorders ↩︎
  2. University of Hong Kong: HKU research reveals “Anxious Monday” effect: chronic stress hormone surge linked to start of week in older adults. (aufgerufen am 15.7.2025) ↩︎
  3. ELSA-Study (English Longitudinal Study of Ageing) ↩︎

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