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Auf der Tartanbahn

Warum wird im Stadion eigentlich linksherum gelaufen?

Keine Frage – im Stadion wird linksherum gelaufen! Aber warum eigentlich?
Keine Frage – im Stadion wird linksherum gelaufen! Aber warum eigentlich? Foto: Getty Images
Carolin Berscheid

23.07.2020, 21:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Laufrichtung im Stadion auf der Tartanbahn ist immer linksherum. „Geisterläufer“, die in die andere Richtung laufen sind sehr ungern gesehen und werden von ihren Mitläufern mit entnervten Blicken gestraft. Aber warum wird im Stadion eigentlich gegen den Uhrzeigersinn gelaufen? FITBOOK hat die Antwort.

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Der Linksverkehr auf der Laufbahn ist seit 1913 im offiziellen Regelwerk des Internationalen Leichtahtletik-Weltverbands (IAAF) verankert. Warum das linksherum laufen im Stadion Läufer-Gesetz ist, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander. Nachfolgend haben wir die am häufigsten vertretenen Theorien im Überblick – und natürlich auch die richtige Antwort!

Fünf Theorien, warum man im Stadion linksherum läuft

1. Es war reiner Zufall

Teils sagt man, das Ganze sei einfach reiner Zufall gewesen. Als 1913 das Regelwerk für die Leichtathletik entstand, habe man das Los entscheiden lassen. Linksherum gewann und so wurde es dann festgelegt.

2. Linksherum laufen liegt in der menschlichen Natur

Andere wiederum sind der Ansicht, dass linksherum zu laufen in der Natur des Menschen liegt. So hat man etwa herausgefunden, dass, wenn man jemanden ohne Orientierungshilfe in die Wüste schickt und darum bittet, geradeaus zu laufen, er am ehesten eine große Linkskurve läuft (wenn er Rechtshänder ist).

3. Aus anatomischer Sicht ist es besser

Eine weitere Theorie stützt sich darauf, dass links zu laufen den körperlichen Fähigkeiten eines Läufers entgegenkommen soll. So muss etwa in der Kurve der linke Arm nicht so weit schwingen wie der rechte. Denn um weiter zu schwingen, braucht man mehr Kraft. Rechtshänder haben davon generell auf der rechten Seite mehr in den Armen und können deshalb links nicht so weit schwingen.

Auch soll das Linksherum-Laufen die Durchblutung der linken Gehirnhälfte fördern, die beim Laufen besonders beansprucht wird. Läuft man gegen den Uhrzeigersinn, hat man eine leichte Schräglage. Deshalb muss das Herz weniger Kraft dafür aufwenden, Blut ins Gehirn zu pumpen.

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4. Dem Zuschauer zu Liebe gegen den Uhrzeigersinn

Andere behaupten, die Laufrichtung sei den Zuschauern zu Liebe so festgelegt worden. Als Zuschauer sei man es gewohnt, von links nach rechts zu schauen und könne so die vorbeiziehenden Läufer besser beobachten.

5. Linksherum laufen ist eine antike Tradition

Die fünfte Theorie macht unsere altgriechischen Vorfahren dafür verantwortlich. So hätte die Linkskurve bereits in der Antike Tradition gehabt, so wie es auch die Dichter Homer und Sophokles in ihren Dramen überlieferten. Sie wiesen darauf hin, dass Wagenrennen immer links herum führten. Warum das so war? Vermutlich aufgrund der Tatsache, dass man die Zügel der Pferde mit der linken Hand führte. Mit der rechten wurden vom Wagenlenker Peitsche oder Waffe geschwungen. Linkskurven, in denen man die Zügel mit der linken Hand anzog, waren für sie grundsätzlich leichter zu nehmen.

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Warum aber soll das nun auch auf die Athleten übertragen worden sein? Eine Frage, auf die auch Sporthistoriker lange keine plausible Antwort parat hatten. Sportphysiologen kamen schließlich mit einer möglichen Ursache daher: Die meisten Menschen sind „Rechtsfüßler“. Das bedeutet, dass der Abdruck ihres rechten Beins stärker und der Schritt etwa um zwei bis drei Zentimeter länger ist als beim linken Bein. Die antiken Athleten liefen allerdings kein Oval, sondern machten an einer Wendemarke wieder kehrt. Die Wende linksherum konnten sie mit dem rechten Bein deutlich schneller ausführen. Es wurde vermutet, dass man diese Technik einfach bis in die Neuzeit übernommen hat und deshalb nun auch auf der Runde im Oval gegen den Uhrzeigersinn läuft.

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Die richtige Antwort: Schuld sind die Briten und der Pferderennsport!

Die letztlich richtige Antwort liefern uns aber die Briten als Urväter des Pferderennsports. Was haben denn England und Pferde aber bitte mit Läufern zu tun, fragt man sich? Dazu muss man etwa 200 Jahre zurückgehen: Damals fanden die ersten Pferderennen „im Kreis“ nämlich nicht auf der Rennbahn, sondern auf befahrenen Landstraßen statt. Und dort herrscht in England bekanntermaßen Linksverkehr. Als man den Sport später von der Straße auf die Trabrennbahn verlegte, wurde diese Richtung einfach beibehalten.

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Und hier kommen nun endlich die Läufer ins Spiel. Denn als sie noch keine eigenen Sportstadien hatten, trainierten sie ebenfalls auf der Pferderennbahn – und zwar gegen den Uhrzeigersinn. So hat sich das letztlich auch in der Leichtathletik etabliert und die ganze Welt läuft im Stadion linksherum.

Themen Laufen
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