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FITBOOK-Autorin probiert zum 1. Mal Skilanglauf: „Nicht auf das schauen, wovor man Angst hat“

Skilanglauf 1. Erfahrung
Wie fühlt es sich an, in traumhafter Winternatur in Norwegen zum ersten Mal Skilanglauf zu probieren? FITBOOK-Autorin Nina Ponath berichtet. Foto: Getty Images/Nina Ponath; Collage: FITBOOK
Nina Ponath
Freie Autorin

05.03.2024, 04:06 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Immer dahin schauen, wo man hin will, nicht auf das schauen, wovor man Angst hat – FITBOOK-Autorin Nina Ponath testete in Norwegen Skilanglauf als Sport und lernte dabei fürs Leben.

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„Wir können nicht anhalten, wir können nur steuern.“ Der Satz, der schon auf der Titanic für Schockstarre gesorgt haben musste, erwischte mich kalt, als ich kurz davor war, meine erste Erfahrung mit Skilanglauf zu machen. Ich stand bei null Grad am Rande eines Feldes, das unter einer dicken, weißen Schneedecke zugedeckt war. Unter meinen Füßen, mit denen ich ab sofort also nicht mehr anhalten können würde, waren gut zwei Meter lange Ski befestigt, die mit ihrer Spitze nach vorne in Richtung eines nicht ganz harmlos aussehenden Hügels zeigten. Da sollte ich herunterfahren, ganz ohne die Möglichkeit, die Geschwindigkeit irgendwie zu drosseln?

Skilanglauf – eine 5000 Jahre alte Tradition

Ende Februar besuchte ich meine Freundin Nadine, die vor drei Jahren nach Norwegen ausgewandert war. Im Winter ist die Gegend um Drammen, wo sie wohnt, voller Schnee. Deshalb wollte ich dort unbedingt irgendeine Art von Wintersport testen. Meine Wahl fiel auf Langlauf, der Volkssport Nr. 1 der Norweger. Skilanglauf gibt es in Skandinavien angeblich schon seit rund 5000 Jahren. Entwickelt wurden die Bretter, auf denen man sich durch schneebedeckte Wälder und Wiesen kämpfen kann, um Beute zu transportierten. Heute geht zwar niemand mit Langlauf-Ski auf Beutejagd. Dafür ist der Sport im langen skandinavischen Winter (in Drammen liegt teilweise bis Mai Schnee) eine 1a-Freizeitbeschäftigung.

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Norweger können sich Ski gratis leihen

Diese wird sogar staatlich gefördert, wie ich zu meiner Überraschung beim Verleih erfuhr. War ich es aus meinen Skiurlauben in der Kindheit gewohnt, dass man (oder eher meine Eltern) für Skiverleih einen ziemlich saftigen Preis zahlen musste, gab es die Ausrüstung hier zum Schnäppchenpreis. Weil meine Freundin seit zwei Jahren eine norwegische Adresse hat, sind Ski für sie und ihre Begleitung kostenlos. Auch außerhalb von Norwegen ist der Verleih deutlich günstiger als Alpin-Ski. Die Ausrüstung kostet selten mehr als 15 Euro pro Tag, hinzukommt, dass man sich den Skipass sparen kann.

1. Überraschung: Die Steigung

Nadine und ich fuhren ein paar Meter mit dem Auto hoch zu Loipe – eine eigens für Langlauf präparierten Piste – die entlang eines Waldes einen seichten Berg hinunterführte. Mit solch einer Steigung hatte ich nicht gerechnet. Bisher dachte ich immer, Langlaufpisten wären eben. „Da vorne wird es etwas glatt, da haben sich neulich die Schüler aus der 8. Klasse hingelegt“, sagte Nadine, die als Lehrerin arbeitet und hier im Winter mit ihrer Klasse regelmäßig Ausflüge zur Loipe macht. Wie gesagt: In Norwegen ist Langlauf ein Volkssport und so normal wie bei uns Schlittenfahren.

Wenn man mit Langlauf aufwächst, wirkt die Loipe, vor der wir jetzt standen, vermutlich viel weniger furchteinflößend. Da sollte ich ohne zu bremsen runter? Warum hatte sich nicht irgendein schlauer Mensch schon so etwas wie eine Bremsfunktion für Langlauf-Ski ausgedacht?

2. Überraschung: Die Fahrt beginnt mit einem Sturz

„Wenn’s gar nicht geht, steigen wir halt ab und gehen ein Stück“, machte mir Nadine Mut. Dann stieß sie sich ab, rauf auf die Loipe … und schlitterte direkt in der nächsten Kurve hinaus aus der Spur und stürzte auf die Seite. „Nix passiert“, hörte ich sie rund 200 Meter vor mir vom Boden rufen, „du musst aufpassen, der Schnee ist glatt.“

Meine Erfahrung mit Skilanglauf: Hinfallen ist halb so schlimm

Das hätte sie gar nicht sagen müssen, denn kaum waren meine Ski in der Loipe, nahmen sie auch schon für meinen Geschmack viel zu sehr an Fahrt auf. Ich nehme an, ich habe mich deshalb irgendwie verkrampft hingestellt, jedenfalls lag ich auch auf einmal links auf der Seite neben der Loipe und musste erleichtert auflachen. Hey, wenn das „fallen“ war und es sich so anfühlte, musste ich gar nicht so große Angst davor haben.

Manchmal ist es gut, wenn man gleich zu Beginn seinen Dämon trifft. Der Fall am Start nahm mir die Angst vorm Fallen und ich stieg jetzt wesentlich entspannter wieder auf. Nadine war vor mir auch bereits wieder auf den Beinen und ich holte sie ein. Danach ging es gut 200 Meter ohne Zwischenfall weiter, bis ich wieder über eine vereiste Stelle schlitterte und mich in den Schnee packte.

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Bremsen ist keine Option

Beim Langlauf hat man das Problem, dass man in der Loipe, mit den Ski weder pflügen noch die Fahrt irgendwie anders verlangsamen kann. Man kann sich der Geschwindigkeit also nur ergeben und gucken, dass man dort lang fährt, wo man hin möchte. „Lenken, nicht bremsen“, sagte Nadine und ich musste an einen Artikel denken, den ich neulich über Angst und den Körper geschrieben habe.

Nicht auf die Angst fokussieren, sondern aufs Ziel

Wenn wir Angst haben, versteifen wir uns oft auf die Gefahr und konzentrieren uns so sehr darauf, dass wir tatsächlich Unfälle bauen – eben weil wir die Gefahr im Fokus haben und nicht das Ziel, zu dem wir wollen. Rennfahrer sollen deshalb auch nicht auf die Kurve, vor der sie Angst haben, gucken, sondern dorthin, wo sie hinwollen. Keine Ahnung, wie schnell ich hier schlitterte, aber wenn sich Autofahrer bei 350 km/h auf ihr Ziel konzentrieren konnten, müsste das doch auch für mich auf ein paar Ski zu schaffen sein.

Mit diesem Wissen ging es wesentlich besser voran. An den nächsten vereisten Abschnitten, visierte ich mein Ziel und versuchte locker in den Beinen zu bleiben. Allein die Haltung half ungemein: Mit leicht gebeugten Knie lehnte ich mich nach vorn und zeigte meiner Angst so, dass alles okay war. „Sieht doch schon ganz gut aus“, sagte Nadine anerkennend. Auf der Strecke, die Nadine für uns herausgesucht hatte, führten zwei Loipen nebeneinander den Hang hinunter – perfekt, wenn man zusammen Sport macht, denn so konnten wir tratschend nebeneinanderher fahren.

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Skilanglauf ähnlich anstrengend wie leichtes Joggen

Reden – das geht beim Langlauf übrigens wunderbar, denn obwohl man sich ordentlich bewegt und stellenweise auch immer wieder bergauf gehen muss, ist man nicht angestrengter als bei einer leichten Joggingrunde. Die Natur um einen herum, hilft dazu beim Kopf ausschalten und so kommt man recht schnell in einen wunderbaren Flow, bei dem man nicht mehr viel denken muss und einfach nur noch fühlt.

Nach einer halben Stunde legten wir eine kurze Pause ein. Nadine hatte einen Thermosbecher Tee für uns im Rucksack dabei und wir setzten uns entspannt an den Rand auf das Feld und ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Uns war so warm vom Langlauf, dass wir trotz der 0 Grad Lufttemperatur unsere Jacken ausziehen mussten. „Da hinten im Wald sieht man im Sommer Elche“, sagte Nadine und ich war ein bisschen traurig, dass wir nicht zufällig einem Elch begegnet waren. Im Sommer, wenn man mehr von den Tieren sieht, war es hier sicherlich auch schön.

Nach der Pause fuhren wir die Loipe weiter zurück. Hier war ein sehr steiles Stück dabei, auf dem wir die Ski kurz abschnallen mussten. Eine gute Entscheidung, wie sich später zeigte, als und zwei voll ausgerüstete Männer, die offenbar öfter in der Loipe unterwegs waren, kurz anhielten und etwas auf Norwegisch zu Nadine sagten. „Da vorne ist es glatt, da kommt man auf Ski nicht weiter“, übersetzte Nadine. Hinter dem sehr steilen, vereisten Stück, schnallten wir die Ski wieder an und fuhren das restliche Stück zurück. Nur weil’s manchmal schwer wird, muss man ja noch lange nicht ganz stehen bleiben. Weder in der Loipe noch im Leben.

Nina Ponath
Freie Autorin

Zum ersten Mal Skilanglauf – mein Fazit

„Nach meiner ersten Erfahrung mit Skilanglauf kann ich sagen: Dieser Sport hat mich absolut verzaubert. Die seichte, repetitive Bewegung, die unfassbar schöne Landschaft, das Gemeinschaftserlebnis – all das hilft dabei, den Kopf richtig auszuschalten und voll in den Flow zu kommen. Würde es hier in Deutschland öfter schneien, wäre Langlauf mein neues Joggen und ich würde mich regelmäßig auf die Ski stellen. So aber bleibt der Sport ein Urlaubsvergnügen, das ich allen nur empfehlen kann.“

Themen #peloton Outdoor-Sport Wintersport
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