
11. Juni 2025, 19:37 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Herzgesund durch tropische Früchte? Eine neue Studie geht der Frage nach, ob Mangos messbare Auswirkungen auf Gesundheitsmarker bei Frauen haben können. Im Fokus stehen Blutdruck, Cholesterin und Blutzuckerspiegel. FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke erklärt, was die Wissenschaftler entdeckten und gibt Impulse für den Speiseplan.
Wissenschaftler der University of California, Davis, haben untersucht, wie sich der tägliche Verzehr von Mango auf die Gefäßfunktion und wichtige Risikomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei übergewichtigen postmenopausalen Frauen auswirkt. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob bereits ein kurzer Zeitraum von zwei Wochen ausreicht, um messbare Veränderungen hervorzurufen. Eine ergänzende, kleine Folgestudie untersuchte zusätzlich, wie Mango im Vergleich zu Weißbrot den Blutzucker- und Insulinspiegel nach dem Essen beeinflusst. Unterstützt wurde die Untersuchung durch die National Mango Board, ohne dass dieses Förderprogramm Einfluss auf Studiendesign, Auswertung oder Publikation nahm.
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Übersicht
Wie schnell zeigen Mangos einen gesundheitlichen Effekt?
Frühere Studien zeigten, dass Mangos bei regelmäßigem Verzehr über sechs bis acht Wochen Entzündungsmarker und den systolischen Blutdruck senken können.1,2 Unklar war bislang, ob auch ein kürzerer Zeitraum positive Effekte mit sich bringt. Speziell bei Frauen nach der Menopause stellt sich die Frage. Sie tragen nämlich ein höheres Risiko für bestimmte Erkrankungen. Roberta Holt, Co-Autorin der Studie erklärt: „Bei Frauen nach der Menopause kommt es zu deutlichen Stoffwechselveränderungen, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen können.“3 Obwohl Frauen bis zu 40 Prozent ihres Lebens in der Menopause erbringen, war diese Zielgruppe in Studien bislang unterrepräsentiert.
Deshalb untersuchte das Forschungsteam die Wirkung von zwei Wochen täglichen Verzehrs von 330 Gramm frischem Ataulfo-Mangomark (eine Frucht liefert etwa 350 Gramm Fruchtfleisch) auf Gefäßfunktion, Blutdruck, Blutfettwerte, Blutzucker sowie Marker für Entzündungen und Zelladhäsion. Zusätzlich sollte ein Vergleich mit Weißbrot helfen, die Blutzuckerreaktionen besser einzuordnen.4
Studie erfolgte in zwei Phasen
An der Studie nahmen 24 allgemein gesunde Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren teil. Erwähnenswert ist, dass sie Übergewicht oder Adipositas (BMI zwischen 25 und 40) aufwiesen. Denn: Dies ist ebenfalls ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Vor Beginn der Studie baten die Wissenschaftler die Teilnehmerinnen, auf den Verzehr von Mangos zu verzichten.
In Phase 1 nahmen alle 24 Frauen an der Interventionsstudie teil. Das Forschungsteam erhob Basiswerte (ohne Mangoverzehr), erste akute Effekte (am ersten Mangotag) und Veränderungen nach zwei Wochen täglichem Mangokonsum. Täglich wurden 330 Gramm tiefgekühlte Mango verzehrt, verteilt auf zwei Portionen. Es gab keine Vergleichsgruppe, die keine Mango aß. Primär war die Mikrogefäßfunktion von Interesse, die über ein spezielles Messverfahren per Sensor erfasst wurde (PAT; periphere arterielle Tonometrie). Zusätzlich wurden Blutdruck, Blutfette, Blutzucker, Insulin sowie Marker für Entzündung und Zelladhäsion erfasst.
In Phase 2 nahmen sechs Frauen an einer crossover-kontrollierten Vergleichsstudie teil, in der sie entweder Mango, Weißbrot (kalorienäquivalent) oder gar nichts konsumierten. Blutzucker, Insulin und Blutdruck wurden jeweils über zwei Stunden postprandial (nach dem Essen) gemessen. Alle Messungen fanden unter standardisierten Bedingungen statt.
Welche Effekte hatte der tägliche Mangoverzehr?
Die Mikrogefäßfunktion als primärer Endpunkt veränderte sich nach zwei Wochen Mangoaufnahme nicht signifikant. Auch die Marker für Entzündungen und Zelladhäsion blieben weitgehend unbeeinflusst. Jedoch traten Veränderungen bei kardiometabolischen Parametern auf. Zwei Stunden nach dem Verzehr von Mangos sank der systolische Blutdruck der Teilnehmerinnen um 6,3 Millimeter-Quecksilbersäule. Der mittlere arterielle Blutdruck sank um 3,5 Millimeter-Quecksilbersäule. Darüber hinaus senkte der zweiwöchige Mangoverzehr den Gesamtcholesterinspiegel um neun Milligramm pro Deziliter sowie das „schlechte“ LDL-Cholesterin um 9,6 Milligramm pro Deziliter.
Bei der zweiten Phase mit sechs Probanndinnen zeigten sich ein geringerer Blutzuckeranstieg und geringere Insulinausschüttung nach dem Verzehr von Mango im Vergleich zu Weißbrot. Gemessen wurde zwei Stunden nach Verzehr, wobei die Differenz fünf Milligramm pro Deziliter betrug.
Wie die Ergebnisse zu bewerten sind
Co-Auotin Holt zieht ein klares Fazit: „Risikofaktoren wie Bluthochdruck und ungesundes Cholesterin tragen maßgeblich zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei. Eine nährstoffreiche Ernährung mit frischem Obst wie Mangos trägt jedoch nachweislich dazu bei, diese Risiken zu senken. Diese Studie zeigt, dass selbst kurzfristige Veränderungen – wie der tägliche Verzehr frischer Mangos – das Risiko chronischer Erkrankungen in bestimmten Bevölkerungsgruppen messbar beeinflussen können.“
Unklar ist jedoch zum einen, ob die Effekte langfristig sind und ob Mangos auch bei Personen, die bereits an Bluthochdruck, Hypercholsterinämie oder Diabetes Typ 2 leiden, einen ausreichend senkenden Effekt der jeweiligen Marker erzeugen würden. Es gibt Hinweise darauf, dass eine dauerhafte Senkung des systolischen Blutdrucks um fünf Milligramm pro Deziliter bereits ausreicht, um das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt um bis zehn bis 13 Prozent reduzieren (in der Studie: 6,3 Milligramm pro Deziliter).5 Insgesamt sind die gemessenen Effekte als klein, aber potenziell relevant zu bewerten.

Wie ich als Ernährungsexpertin auf die Studie blicke
„Obst essen ist gesund – ohne Wenn und Aber. Deswegen bin ich auch nicht überrascht, dass die Mango hier gezeigt hat, was sie kann. Außerdem freut es mich, dass die Studie postmenopausale Frauen im Fokus stehen hatte, da diese einen höheren Bedarf an präventiven Maßnahmen haben.
Kommen wir zum Aber-Teil. Auch wenn das Förderprogramm keinen Einfluss auf die Studie nahm, sehe ich im Design ein paar methodische Schwächen, die den positiven Mango-Ergebnissen zugutekommen könnten. Die offensichtlichste zuerst: Es gab keine Kontrollgruppe, die zwei Wochen lang auf Mango verzichtet hat. Zudem ist die Teilnehmeranzahl recht klein. Weiterhin war bei den Kriterien zur Auswahl der Probandinnen aufgeführt, dass Frauen von der Studie ausgeschlossen wurden, wenn sie bspw. drei Portionen Gemüse und/oder zwei Portionen Obst oder mehr täglich aßen. Denn dann hätte die zusätzliche Mango womöglich einen schwächeren (oder gar keinen) Effekt gezeigt. Dass Mango im Vergleich zu Weißbrot den Blutzuckerspiegel weniger in die Höhe schießen lässt, ist für mich auch keine Überraschung. Schließlich kommt die Frucht mit Ballaststoffen daher, so wie es ein Vollkornbrot auch tun würde.
Dennoch kann die Mango natürlich das Obst der Wahl sein und ihr Potenzial entfachen, wenn jemand anderes Obst verschmäht.“
Bedeutung der Studie
Diese Ergebnisse liefern erste Hinweise, dass bereits ein kurzer Zeitraum von zwei Wochen Mangoaufnahme positive Effekte auf den Blutdruck und Blutfette bei postmenopausalen Frauen haben kann. Der beobachtete Rückgang von systolischem Blutdruck und LDL-Cholesterin ist besonders relevant, da beide Faktoren entscheidende Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellen. Die Ergebnisse unterstreichen auch den ernährungsphysiologischen Mehrwert von Mangos. Neben Vitaminen und Mineralstoffen bieten sie offenbar funktionelle Eigenschaften, die sich positiv auf das kardiometabolische Profil auswirken.

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Fazit
Ein zweiwöchiger täglicher Verzehr von Mangopüree führte bei postmenopausalen Frauen zu messbaren Verbesserungen beim Blutdruck und Cholesterin. Die Mikrogefäßfunktion blieb hingegen unverändert. Weitere Studien mit höherer Teilnehmerzahl und längerer Laufzeit sind notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen und ihre Bedeutung für die Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen zu bewerten.