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Kleines Glas Wein oder 0,3 Liter Bier

Der Effekt von nur einem alkoholischen Getränk auf den Blutdruck

alkohol blutdruck: Glas Rotwein
Eine neue Studie, die die Wirkung von Alkohol auf den Blutdruck erforschte, liefert Argumente dafür, besser komplett auf alkoholische Drinks zu verzichten Foto: Getty Images

01.08.2023, 17:27 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Gelegentlich ein Glas Wein oder ein Bier kann doch nicht schaden? Doch! Zu diesem Ergebnis kam eine aktuelle Studie, die sich den Effekt von bereits geringen Mengen Alkohol auf den Blutdruck angeschaut hat. Mit einem ernüchternden Ergebnis.

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Übermäßiger Alkoholkonsum kann nicht nur abhängig machen, sondern auch langfristig den Organen und damit der generellen Gesundheit schaden. Doch wie sieht es mit dem alkoholischen Getränk zwischendurch zur Entspannung aus? Hier scheint der Fall nicht ganz so klar zu sein. Immerhin gibt es wissenschaftliche Hinweise dafür, dass geringe Mengen Wein etwa oxidativen Stress reduzieren und bei Herzleiden sogar vor weiteren Attacken schützen (FITBOOK berichtete).1,2 Krebserkrankungen dagegen scheinen auch durch geringen Konsum begünstigt zu werden. Jetzt liefert eine weitere Studie Hinweise dafür, dass es besser ist, ganz auf Alkohol zu verzichten – denn er hat ungünstige Auswirkungen auf den Blutdruck.

Ablauf der Studie

Bei der Studie, die von Forschern der Medical School of the University of Modena und der Reggio Emilia University in Italien durchgeführt wurde, handelt es sich um eine Analyse von Daten aus sieben internationalen Studien. An diesen hatten mehr als 19.000 Erwachsene aus den USA, Korea und Japan teilgenommen.

Die Wissenschaftler interessierte nicht der unmittelbare Effekt von Alkohol auf den Blutdruck, sondern der langfristige. Sie wollten also wissen, wie sich Alkoholkonsum über einen Zeitraum von Jahren auf den Blutdruck auswirkte. Dafür analysierten sie die Alkoholmengen, die die Probanden während dieser Zeitspanne zu sich nahmen. Um eine Vergleichbarkeit zwischen unterschiedlich großen Drinks zu haben, verwendeten sie als Maß der Menge Gramm und nicht die Anzahl an Gläsern. Demgegenüber stellten sie die Auswertung von Gesundheitsdaten der Probanden, die einen Zeitraum von fünf Jahren umfassten. Hier standen die Veränderungen des Blutdrucks im Fokus. Als die Forscher die Erkenntnisse rund um Alkoholkonsum und Entwicklung des Blutdrucks verglichen, kamen sie zu interessanten Erkenntnissen.

Blutdruckwerte
Systolischer Blutdruck:
Der erste Wert bezieht sich auf den Druck in den Gefäßen, während sich das Herz zusammenzieht.
Diastolischer Blutdruck: Der zweite Wert gibt den Druck an, während das Herz erschlafft.

Normaler Blutdruck: Systolischer Wert 100-120 und niedriger, diastolischer Wert 60-80 und niedriger.
Leicht erhöhter Blutdruck: Systolischer Wert 120-129, diastolischer Wert 80 und niedriger.
Bluthochdruck Grad 1: Systolischer Wert 130-139, diastolischer Wert 80-89.
Bluthochdruck Grad 2: Systolischer Wert 140 und höher, diastolischer Wert 90 und höher.
Lebensgefährlicher Bluthochdruck: Systolischer Wert höher als 180, diastolischer Wert höher als 120.

Auch interessant: Krafttraining mit Bluthochdruck – wie oft und wie intensiv es sinnvoll ist

Schon geringe Mengen Alkohol haben offenbar negativen Effekt auf den Blutdruck

Bei Probanden, die durchschnittlich zwölf Gramm Alkohol pro Tag tranken, stieg der Blutdruck im Studienzeitraum um 1,25 mmHg an. Bei Personen, die täglich im Durchschnitt 48 Gramm konsumierten, stieg der Wert bis um 4,9 mmHg an. Zwölf Gramm Alkohol entsprechen in etwa folgenden Mengen:

  • ein Glas Wein (0,125 Liter)
  • ein kleines Glas Bier (0,3 Liter)
  • ein Glas Sekt (0,1 Liter)
  • ein Schnaps (4 cl)

Der diastolische Blutdruck stieg beim durchschnittlichen täglichen Konsum von zwölf Gramm Alkohol um 1,14 mmHg, beim täglichen Konsum von durchschnittlich 48 Gramm um 3,1 mmHg an. Laut der Pressemitteilung der American Heart Association gelten die Erkenntnisse nicht nur für Personen, die zu Studienbeginn bereits unter leichtem bis stark erhöhtem Blutdruck litten, sondern auch für Personen ohne Hypertonie. Allerdings zeigten sich die Zusammenhänge nur bei den untersuchten Männern, nicht bei den Frauen.3

„Wir fanden keine positiven Auswirkungen bei Erwachsenen, die wenig Alkohol tranken, im Vergleich zu denen, die keinen Alkohol tranken. Wir waren etwas überrascht zu sehen, dass auch bereits geringer Alkoholkonsum im Vergleich zu keinem Alkoholkonsum mit höheren Blutdruckveränderungen im Laufe der Zeit verbunden war – wenn auch weit weniger als der Blutdruckanstieg, der bei starken Trinkern zu beobachten ist“, wird Studienautor Professor Marco Vinceti zitiert.

Einordnung der Forschungserkenntnisse

Da zum aktuellen Zeitpunkt das genaue Studiendesign nicht einsehbar ist, sind die Erkenntnisse nur schwer einzuordnen. So wissen wir nicht, wie genau die Gesundheitsdaten und das Maß an Alkoholkonsum erhoben wurden. Fest steht, dass die Analyse der italienischen Wissenschaftler das gemeinsame Auftreten von Alkoholkonsum und Veränderungen des Blutdrucks aufzeigt, aber keine kausalen Belege liefern konnte. Inwieweit andere Faktoren der Beeinflussung (Ernährung, Bewegung, Vorerkrankungen) berücksichtigt wurden, ist ebenfalls unklar.

Während auf dieser Basis weiter geforscht wird, kann man die aktuellen Erkenntnisse dennoch als weiteres Argument sehen, möglichst auf Alkohol zu verzichten, zumindest aber die Konsummenge zu reduzieren.

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FITBOOK-Experte rät zu bewussten Alkoholpausen

Nicht zuletzt, da Alkohol als Genussmittel in unserer Gesellschaft Tradition hat, fällt es vielen Menschen schwer, komplett auf Wein, Bier oder andere Alkoholika zu verzichten. Ein guter Schritt kann aber sein, wie erwähnt, den Konsum generell zu reduzieren. Eine weitere Strategie, um den Körper zu entlasten und sich vielleicht das Trinken auch ein Stück weit abzugewöhnen: bewusste Alkoholpausen bzw. Phasen des Alkoholverzichts.

Dafür plädiert auch Uwe Knop, Diplom-Ökotrophologe aus Eschborn. Er erklärte FITBOOK bereits in einem früheren Beitrag, dass er mindestens zwei bis drei alkoholfreie Tage pro Woche empfehle: „Alkohol dient weder der primären Ernährung, noch löscht er den Durst. Es handelt sich dabei um eine legale Droge: eine psychotrope Substanz, die der Mensch konsumiert, weil er eine berauschende Wirkung spüren möchte.“ Der Ernährungswissenschaftler verwies zudem auf die offizielle Empfehlung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Ihre Empfehlung lautet für Frauen, täglich nicht mehr als 0,3 Liter Bier oder 0,1 Liter Wein zu trinken. Männer vertragen im Schnitt etwas mehr, sollten jedoch nicht ständig mehr als 0,6 Liter Bier oder 0,2 Liter Wein trinken.

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Quellen

Themen Alkohol
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