Millionen von Deutschen haben Bluthochdruck. Das Tückische dabei: Obwohl er meistens keine gravierenden Auswirkungen auf das Wohlbefinden hat, kann er zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenversagen führen. Laut einer aktuellen Studie glaubt die Mehrheit der Befragten, gesunde Blutdruckwerte zu kennen und lag damit falsch.
Laut Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) aus dem Jahr 2014 hat rund jeder dritte Erwachsene in Deutschland Bluthochdruck, auch Hypertonie genannt. Das sind etwa 20 Millionen Menschen.1 In der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen haben sogar 75 Prozent eine Hypertonie. Es sind erschreckend hohe Zahlen, wenn man bedenkt, dass Herzmuskelschwäche, Herzversagen, Nierenversagen und ein Schlaganfall zu den Folgeerkrankungen gehören.2 Umso wichtiger ist es zu wissen, ob man einen erhöhten Blutdruck hat, um ihn mit einer Lebensumstellung und womöglich medikamentös durch einen Arzt behandeln zu lassen. Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt aber, dass ein Großteil der Menschen gar nicht weiß, wie hoch gesunde Blutdruckwerte sein sollten.
Übersicht
Viele Menschen schätzen Blutdruckwerte falsch ein
Für die US-Studie zum Thema Bluthochdruck wurden Probanden aus der sogenannten „Understanding America Study“ rekrutiert.3 Dabei handelt es sich um 10.000 Menschen, die die amerikanische Gesellschaft in Untersuchungen repräsentieren. Von ihnen wurden 6592 Erwachsene zu Blutdruckwerten befragt. 1342 der Befragten hatten selbst Bluthochdruck, während weitere 795 Personen Bluthochdruck zusammen mit anderen Erkrankungen wie Diabetes mellitus aufwiesen. Die Studienleiter wollten herausfinden, wie gut die Befragten über gesunde Blutdruckwerte Bescheid wissen.
Bei der Auswertung aller Antworten kam heraus, dass 64 Prozent der Befragten angaben, sich mit gesunden Blutdruckwerten auszukennen, aber nur 39 Prozent der Probanden sie tatsächlich richtig einschätzten. Bei Patienten mit Bluthochdruck waren 78 Prozent zuversichtlich, gesunde Blutdruckwerte zu kennen, aber nur 47 Prozent lagen dabei richtig. Und bei der Gruppe von Menschen, die sowohl Bluthochdruck als auch eine andere Krankheit hatten, lag das Verhältnis von 81 zu 40 Prozent. Interessanterweise waren die zuversichtlichen Probanden seltener der Meinung, schon bei leichtem Bluthochdruck (in der Studie bekamen die Befragten den Wert 132/69 genannt) eingreifen zu müssen. Bei starkem Bluthochdruck (142/91) sah eine Mehrheit der zuversichtlichen Probanden Behandlungsbedarf.
Laut den Forschern ist es sehr wichtig, sich mit Blutdruckwerten auszukennen, um möglichst früh gegen Bluthochdruck vorzugehen und so Folgeerkrankungen zu vermeiden.
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Gesunde Blutdruckwerte von ungesunden unterscheiden
Zunächst sollte man wissen, was die Blutdruckwerte aussagen, die stets zusammen angegeben werden. Der erste Wert gibt den sogenannten systolischen Blutdruck an, der zweite den diastolischen Blutdruck. Gemessen wird in der Maßeinheit „Millimeter Quecksilbersäule“, was normalerweise als mmHg abgekürzt ist.
- Systolischer Blutdruck: Der erste Wert bezieht sich auf den Druck in den Gefäßen, während sich das Herz zusammenzieht.
- Diastolischer Blutdruck: Der zweite Wert gibt den Druck an, während das Herz erschlafft.
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Anhand der Daten der Amerikanischen Herzvereinigung haben die Forscher der Studie auf dem Wissenschaftsportal „Sciencealert“ eine Übersicht zu Blutdruckwerten erstellt.
- Normaler Blutdruck: Systolischer Wert 100-120 und niedriger, diastolischer Wert 60-80 und niedriger.
- Leicht erhöhter Blutdruck: Systolischer Wert 120-129, diastolischer Wert 80 und niedriger.
- Bluthochdruck Grad 1: Systolischer Wert 130-139, diastolischer Wert 80-89.
- Bluthochdruck Grad 2: Systolischer Wert 140 und höher, diastolischer Wert 90 und höher.
- Lebensgefährlicher Bluthochdruck: Systolischer Wert höher als 180, diastolischer Wert höher als 120.
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In Deutschland liegen die Richtwerte etwas höher
Allerdings muss man beachten, dass in Deutschland die Richtwerte etwas höher liegen. Laut der Deutschen Gesellschaft für
Hypertonie und Prävention – Deutsche Hochdruckliga e.V. (DHL) gilt ein Blutdruck von 130 zu 80 als normal, der Bereich von 130-139/85-89 als hochnormal. Erst ab einem Wert von 140 zu 90 mmHg spricht man von Bluthochdruck, der medikamentös behandelt werden sollte. Wer unter diesem Wert liegt, sich also im hochnormalen Bereich befindet, sollte zunächst die Lebensgewohnheiten verändern. „Häufig sinkt der Blutdruck in den ersten drei Monaten nach einer entsprechenden Umstellung so stark, dass Medikamente nicht notwendig sind“, sagt Professor Dr. med. Martin Hausberg, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der DHL in einer Pressemitteilung der Hochdruckliga.4
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Nicht-medikamentöse Maßnahmen gegen Bluthochdruck
Laut der DHL sollte man folgende Maßnahmen ergreifen, wenn man einen hochnormalen Blutdruck von 130-139/85-89 mmHg aufweist:
- Abbau von Übergewicht
- regelmäßige Bewegung
- gesunde Ernährung mit wenig Salz und viel Obst und Gemüse
- wenig bis gar keinen Alkohol
- Verzicht auf Nikotin
Sinken die Werte innerhalb der ersten drei Monate nicht auf gesunde Blutdruckwerte (130/80 mmHG und weniger) ab, sollte man unter ärztlicher Aufsicht medikamentös eingreifen.
Quellen
- 1. Robert-Koch-Institut: Blutdruck in Deutschland – Daten und Fakten (aufgerufen am 21.2.2023)
- 2. Stiftung Gesundheitswesen: Hypertonie Folgeerkrankungen (aufgerufen am 21.2.2023)
- 3. Bruine de Bruin, W., Okan, Y., Krishnamurti, T., et al. (2023). The Role of Confidence and Knowledge in Intentions to (Not) Seek Care for Hypertension: Evidence From a National Survey. Medical Decision Making.
- 4. Deutschen Gesellschaft für Hypertonie: Milde Hypertonie – harmlos oder Handlungsbedarf? (aufgerufen am 21.2.2023)