Die sprichwörtlichen Frühlingsgefühle – also dass man sich im Frühjahr aktiver fühlt und wieder richtig viel Lust auf Liebe hat – gibt es wirklich. FITBOOK weiß von Fachärzten, welche physiologischen Prozesse dahinterstecken; und wann es mit dieser Hochphase wieder vorbei ist.
Dass die Tage im Frühling wieder länger werden, macht in erster Linie natürlich viel mit unserer Psyche. Und natürlich sorgen auch die milderen Temperaturen für mehr Motivation, rauszugehen und aktiv zu sein. Vor allem spielen aber auch biochemische Faktoren hinein, genauer gesagt: hormonelle Prozesse.

Winterschlaf ist vorbei
„Im Frühjahr springt der hormonelle Wecker an“, sagt Dr. med. David Sauer, gynäkologischer Endokrinologe aus Frankfurt am Main, im Gespräch mit FITBOOK. Der Stoffwechsel werde aktiver und die Hormone verschieben sich. Aber – was bedeutet das?
Es ist offenbar wie bei einem Flaschenzug. Wie der Facharzt erklärt, gehen alle Hormone sozusagen von einem „Gesamthormon“ aus. Wenn sich vom einen etwas verschiebt, wird von einem anderen entsprechend mehr ausgeschüttet. „Zentraler Regulationsort dafür ist die Hypophyse, sprich die Hirnanhangsdrüse“, weiß Dr. Sauer. Die Frühlingsmonate sollen das Aufkommen antriebssteuernder Hormone begünstigen.
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Mehr Licht, weniger Melatonin → mehr Testosteron
Das ausschlaggebende Hormon beim Übergang von Winter zu Frühling sei das Melatonin, welches bekanntlich den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen reguliert. Es wird bei Dunkelheit von der Zirbeldrüse im Hirn ausgeschüttet, mit der Folge, dass wir müde werden und der Körper sich auf das Schlafen einstellt. Wenn es wieder hell wird, geht die Ausschüttung des sogenannten „Schlafhormons“ zurück – das Signal, wach zu werden und aufzustehen.
In der dunklen Jahreszeit ist die Melatoninkonzentration im Blut höher – übrigens eine Ursache für die Frühjahrsmüdigkeit, die zeitlich quasi von Frühlingsgefühlen abgelöst wird. Wie sich das genau auf die männliche Hypophyse auswirkt, weiß der Urologe Dr. med. Christoph Pies.
Diese „Hochphase“ halte tatsächlich nur über den Frühling an. Im Sommer nimmt der Spiegel wieder ab, dann ist in puncto Testosteron wieder alles beim Alten.
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Sonne macht glücklich
Es sind aber auch noch ein paar andere Hormone im Spiel. Wie Spezialist Dr. Sauer erklärt, hat Testosteron einen wichtigen Mitspieler: Dopamin, ein sogenanntes Glückshormon, zu dessen Ausschüttung es kommt, wenn das Belohnungssystem des Gehirns durch bestimmte Reize aktiviert wird. Dopamin bewirkt somit gute Laune und außerdem Antrieb und Motivation, ebenso wie der mit ihm verwandte Botenstoff Serotonin. Von ihm wird die Ausschüttung durch Sonnenlicht ebenfalls verstärkt.
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Nicht zu vergessen natürlich die Vitamin-D-Produktion. Das lebenswichtige „Sonnenvitamin“ bezieht der Körper in erster Linie durch einen von UV-Strahlen ausgelösten Umbauprozess innerhalb der Hautzellen. Während ein Vitamin-D-Mangel sich u.a. mit Müdigkeit, Lustlosigkeit und depressiver Verstimmung bemerkbar machen kann, bewirkt ein höherer Spiegel das Gegenteil.

Der Frühling ist auch was fürs Auge
Frühling bedeutet oft auch: den wärmeren Temperaturen angepasste leichtere Outfits im Straßenbild. Wenn Herren Stielaugen machen, kann natürlich auch eine sehr platte Erklärung dahinterstecken: „Sie sind aufgereizt“, sagt Urologe Dr. Pies ganz trocken.
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