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Sänger Lewis Capaldi hat Tourette: Wie Musik Tics mildern kann

Unkontrolliertes Zucken

Sänger Lewis Capaldi hat Tourette – wie Musik die Tics mildern kann 

lewis capaldi tourette musik: Lews Capaldi auf der Bühne
Unkontrolliertes Zucken und Panikattacken auf der Bühne! Endlich weiß Lewis Capaldi, dass das Tourette-Syndrom dahintersteckt und lernt nun, damit umzugehen.Foto: Getty Images

Sänger Lewis Capaldi hat kürzlich bekannt gegeben, dass er am Tourettesyndrom leidet. Gleichzeitig hat er sein zweites Album fertiggestellt. Ein Zufall – oder half Singer-Songwriter die Musik beim Umgang mit seiner Erkrankung? Laut Studien kann sie nämlich genau das bewirken.

Im September offenbarte Lewis Capaldi in einem Interview und in einem Instagram-Live-Video, dass er die Diagnose Tourettesyndrom erhalten hat. Der Schritt in die Öffentlichkeit war ihm deshalb wichtig, weil ihm aufgrund seines manchmal unruhigen Verhaltens bereits Drogenkonsum unterstellt worden war. Dabei war dieses stattdessen auf die für die Krankheit typischen, als Tics bezeichneten Symptome zurückzuführen. Wie Lewis Capaldi versucht, mit dem Tourettesyndrom umzugehen – und welche Rolle Musik dabei spielt bzw. spielen kann.

Was ist das Tourettesyndrom?

Das Tourettesyndrom ist eine neuropsychiatrische Erkrankung. Sie äußert sich durch motorische und/oder vokale Tics. Das heißt, es kommt zu plötzlich auftretenden, raschen, sich wiederholenden, zumeist nicht rhythmischen Bewegungen oder Lauten. Aufgrund ihrer Symptomatik wird das Tourettesyndrom daher auch als Tic-Störung bezeichnet.1

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So versucht Lewis Capaldi, seine Tics in den Griff zu bekommen

Bei Musiker Lewis Capaldi äußert sich die Krankheit laut seiner Beschreibung mit motorischen Tics, insbesondere durch unkontrolliertes Zucken. Dagegen ließ er sich zunächst mit einer Botox-Injektion in die Schulter behandeln, was zwar half, aber nur kurze Zeit.2 Stattdessen arbeitet der 26-Jährige nun vor allem an seiner mentalen Gesundheit, da er verstanden hat, dass diese und die Ausprägung der Tourette-Symptome zusammenhängen. „Es ist mental. Ich versuche daher jetzt, meine Angststörung im Griff zu haben, sie auf einem niedrigen Level zu halten“, verriet Capaldi u. a. im Podcast „Zach Sang Show“. Neben dem Medikament Sertraline, das bei ihm jedoch leider unerwünschte Nebenwirkungen auf die Libido hatte, versuchte der Musiker auch die Behandlung mit Cannabis-Öl.

Doch auch damit hatte Capaldi, der erklärt, kein Fan von Marihuana zu sein, weniger schöne Erfahrungen. „Die Anweisung war, morgens einen Tropfen und einen zweiten Tropfen am Abend um 22 Uhr zu nehmen. Ich weiß nicht, ob ich etwas falsch gemacht habe, aber ich hörte Stimmen, flippte aus und bekam Panik. Ich dachte, ich würde sterben. Aber ja, es stoppte immerhin meine Zuckungen.“

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Musik und Tourette – für Lewis Capaldi ein Balanceakt

Auch, wenn Lewis Capaldi noch nicht die optimale Methode gegen seine Tics gefunden hat, so ist er doch froh, endlich zu wissen, dass seine Tics vom Tourettesyndrom ausgelöst werden und mit seiner mentalen Verfassung zusammenhängen. Denn vor der Diagnose waren seine Zuckungen zwischenzeitlich so schlimm, dass er kaum noch in der Lage war, das zu tun, was er liebt: Auf der Bühne stehen, Gitarre zu spielen und zu singen. „In Wembley musste ich Mitten im Song ‘Fade‘ abbrechen und neu anfangen“, berichtete der Musiker von einem solchen Moment. So oder so ähnlich ging es ihm auf der gesamten Tour im Jahr 2020: Auftritt für Auftritt kämpfte der Schotte sowohl mit seinen unkontrollierten Zuckungen als auch mit Panikattacken.

Während anstrengende Tour-Auftritte zu viel für Lewis Capaldi zu sein schienen, half ihm seine Musik abseits der Bühne durch eine harte Zeit. Die Zeit im Lockdown nutzte er nämlich, um zur Ruhe zu kommen und an neuer Musik zu arbeiten. So konnten sich seine Fans Anfang September über die Veröffentlichung seines Songs „Forget Me“ freuen. Das dazugehörige zweite Album ist auch fertig, wann es auf den Markt kommt, hat Capaldi aber noch nicht verraten.

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Musik kann die Symptome von Tourette mildern

Dass Lewis Capaldi zu einer Zeit, als er – noch ohne zu wissen, dass Tourette dahintersteckt – an ausgeprägten Tics litt, womöglich in seiner Musik Hilfe oder eine Art Therapie fand, ist wahrscheinlich kein Zufall. Denn es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse, dass Musik Tourette-Betroffenen tatsächlich helfen kann, indem es die Symptome mildert.3

Was eine Studie aus dem Jahr 2015 herausfand

Im Jahr 2015 gingen Forscher der Universität Münster der Frage auf den Grund, wie Musik sich auf die Tics bei Tourette-Patienten auswirkt. Dafür ließen sie 29 Probanden zunächst einen Fragebogen ausfüllen. Dieser erfasste, ob Musizieren und/oder Musikhören einen positiven oder negativen Einfluss auf die Tics hatte. Im zweiten Teil der Studie führten die Wissenschaftler bei acht Probanden Messungen durch. Dabei maßen sie die Tics unter fünf Versuchsbedingungen: Ausgangswert, musikalische Darbietung, kurze Zeit nach der musikalischen Darbietung, beim Musikhören und Sehen von Musikbildern. Die Tics wurden anhand von Videobändern gezählt.

Besonders positiver Effekt beim aktiven Musizieren

Sowohl die Angaben der Probanden anhand des Fragebogens als auch das nachfolgende Experiment ergaben, dass Musik die Tics tatsächlich reduzieren kann. Sowohl die musikalische Darbietung, das Hören von Musik als auch die mentale Vorstellung einer musikalischen Darbietung verringerten die Tic-Häufigkeit signifikant. Am stärksten war die Reduktion bei der musikalischen Darbietung also, wenn die Probanden selbst Musik machten. Die Tics hörten in diesem Fall fast vollständig auf. Die Verringerung der Tics hielt zudem auch noch für eine kurze Zeit nach Beendigung der musikalischen Darbietung an. Eine mögliche Erklärung für den positiven Effekt der Musik ist laut der Forscher, dass sich die Tourette-Betroffenen ganz auf sie fokussieren. Beim aktiven Musizieren werden zudem feinmotorische Funktionen und ein zielgerichtetes Verhalten benötigt.4

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