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Tic-Störung

Billie Eilish spricht offen über ihr Tourette-Syndrom und was sie am meisten verletzt 

Billie Eilish tourette syndrom
Sängerin Billie Eilish hat im Jahr 2018 öffentlich gemacht, dass sie am Tourette-Syndrom leidet Foto: Getty Images

24.05.2022, 13:50 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Seit ein paar Jahren steht Sängerin Billie Eilish offen dazu, dass sie am Tourette-Syndrom leidet. Jetzt sprach sie in der Netflix-Show von David Letterman über das Leiden – und was sie in der Reaktion anderer Menschen am meisten verletzt.

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Rund ein Prozent der Menschen entwickeln laut Schätzung von Experten das Tourette-Syndrom, auf Deutschland umgerechnet wären das etwa 800.000 Personen. Diesen Betroffenen gibt Billie Eilish jetzt eine Stimme, indem sie offen über ihr eigenes Leben mit dem Tourette-Syndrom spricht.

Billie Eilish mit elf Jahren mit Tourette diagnostiziert

Im Interview mit David Letterman in der Netflix-Show „My Next Guest Needs No Introduction“ verriet die 20-Jährige, dass sie bereits als Kind die Diagnose erhalten habe, nämlich mit elf Jahren – und betonte: „Ich beantworte wirklich gerne Fragen dazu, weil die Krankheit sehr interessant ist und sehr verwirrend. Sie verwirrt auch mich selbst. Ich verstehe auch nicht alles.“

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Wie äußert sich die Erkrankung bei der Sängerin?

Wie es typisch für die Erkrankung ist, äußert sie sich auch bei Billie Eilish mit Tics. „Als Kind hatte ich kleine Tics“, so die Sängerin und macht vor, dass sie früher viel mit den Augen geblinzelt und den Mund aufgerissen habe. „Als ich älter wurde, habe ich angefangen, mit den Ohren zu wackeln.“ Äußere Faktoren wie z. B. das Studiolicht während des Interviews können die Tics auslösen. Generell habe sie aber täglich und durchgehend Tics: „Ich wackele ständig mit den Ohren, ziehe meine Augenbrauen hoch, knacke mit dem Kiefer, verziehe mein Gesicht, spanne immer wieder meine Arme an. Viele Tics fallen niemandem auf, aber für mich sind sie sehr anstrengend.“

Nur wenn sie sich stark konzentriere, hörten die Tics auf. So auch beispielsweise, wenn sie Songs schreibe, singe oder Auftritte auf der Bühne habe.

Reaktion anderer Menschen kann verletzend sein

Nachdem sie lange Zeit mit der Erkrankung gehadert habe, könne sie das Tourette-Syndrom heute als Teil von sich akzeptieren, verriet Billie Eilish im Gespräch mit David Letterman weiter. Sie habe ihren Frieden damit geschlossen. Heute machen ihr weniger die Krankheit und die mit ihr einhergehenden Tics zu schaffen als die Reaktion anderer Menschen auf sie. „Die Reaktion, die ich am meisten von Leuten bekomme, ist: Sie lachen, weil sie denken, dass ich versuche, lustig zu sein. Ich fühle mich dadurch immer unglaublich gekränkt.“

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Was sind typische Symptome des Tourette-Syndroms?

Das Tourette-Syndrom (TS) ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die sich in Tics äußert. Deshalb wird sie auch als Tic-Störung bezeichnet. Zu Beginn sind es vor allem sogenannte einfache motorische Tics, später können auch vokale oder auch komplexere (motorische und vokale) Tics hinzukommen.

Motorische Tics

  • Augenzwinkern
  • Schulterzucken
  • Kopfrucken
  • Grimassen schneiden

Es können sich auch komplexere Tics entwickeln, zu diesen zählen:

  • Berühren von Gegenständen
  • Berühren von Menschen
  • Körperverdrehungen
  • Gliederzucken
  • obszöne Gesten (Kopropraxie)

Außerdem können Betroffene selbstverletzend handeln, z. B. indem sie sich kneifen, sich selbst mit einem Stift stechen oder sogar ihren Kopf an die Wand schlagen.

Vokale Tics

  • Räuspern
  • Quieken
  • Grunzen
  • Schnüffeln
  • Schnalzen mit der Zunge

Zu den komplexeren vokalen Tics gehören:

  • Es werden Wörter oder Sätze unkontrolliert herausgeschleudert, die in keinem logischen Zusammenhang mit der Situation stehen
  • Dabei handelt es sich häufig um Obszönitäten oder Schimpfwörter (Koprolalie)

Was sind Ursachen von Tourette?

Die Störung ist noch nicht ausreichend erforscht. Nach aktuellem Wissensstand geht man davon aus, dass eine genetische Veranlagung zugrunde liegt. So ist das Tourette-Risiko für Kinder, deren Eltern das Syndrom haben, zehn- bis hundertmal höher als für Kinder ohne Tourette-Syndrom in der Verwandtschaft.

Die Entstehung des Tourette-Syndroms wird auf Störungen im Gehirn zurückgeführt. Diese können zum einen den Botenstoffwechsel betreffen. Im Fokus von Studien steht diesbezüglich besonders der Neurotransmitter Dopamin.1 Außerdem könnten auch Veränderungen in Gehirnregionen, die mit Empfindungen und sensorischer Verarbeitung in Verbindung stehen, eine Rolle spielen.2

Die Auslöser der Krankheit sind aber offenbar in der Umwelt zu suchen. So können womöglich negative Faktoren während der Schwangerschaft und Geburt (Rauchen, psychosozialer Stress, Frühgeburt und Sauerstoffmangel bei der Geburt) eine Rolle spielen. Außerdem gelten auch bakterielle Infektionen mit Streptokokken der Gruppe A als mögliche Auslöser des Tourette-Syndroms.

Wie wird das Tourette-Syndrom behandelt?

Eine Heilung gibt es nicht. Doch gibt es Therapieformen, um die Symptome zu lindern. Das können Entspannungstechniken sein. Auch verschiedene verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze können helfen. In schwereren Fällen kann neben der Verhaltenstherapie auch eine medikamentöse Therapie eine Option sein. Wirkt diese multimodale Therapie nicht ausreichend, ist die tiefe Hirnstimulation (DBS) eine Behandlungsalternative.

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Quellen

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