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Felix Lobrecht legte sich unters Messer

Wie läuft eine Operation der Nasenscheidewand ab?

Felix Lobrecht
Bei der 1Live Krone 2019 in Bochum war die Nasenscheidewand von Felix Lobrecht noch verkrümmt. Nun hat sich der Comedian die kleine Besonderheit korrigieren lassen, um besser durchatmen zu können. Foto: dpa
Katrin Mertens

23.12.2020, 20:21 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Jeder Mensch hat kleine körperliche Anomalien, die meist völlig harmlos sind. Aber was für den einen schlicht eine kosmetische Besonderheit ist, kann für den anderen zu einem medizinischen Problem werden. Comedian Felix Lobrecht hat sich kürzlich seine schiefe Nasenscheidewand begradigen lassen, um besser Luft zu bekommen. Was bei einer solchen OP genau passiert und welche Risiken sie birgt, weiß FITBOOK von einem Experten.

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Als Nasenscheidewand oder Nasenseptum wird die „Trennwand“ zwischen den beiden Nasenhaupthöhlen bezeichnet. Bei rund 85 bis 90 Prozent der Deutschen sei diese verkrümmt. So lautet die Einschätzung von Hals-Nasen-Ohren-Arzt Prof. Dr. Dr. Thomas P. U. Wustrow aus München. Viele Betroffene bemerken ein Leben lang nichts von der Fehlstellung ihrer Nasenscheidewand. Bei rund 60 Prozent zeigen sich jedoch Symptome, die die Lebensqualität einschränken. So auch bei Comedian Felix Lobrecht. Der einzige Weg, diese zu beheben, sei eine Begradigung der Nasenscheidewand durch eine Operation.

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Woher kommt die schiefe Nasenscheidewand?

Dass eine so überwältigende Mehrheit der Bevölkerung diese Veränderung hat, erklärt Prof. Wustrow mit der Evolution: „Wir Menschen haben ein verkümmertes Mittelgesicht, daher passt die Nasenscheidewand mit ihrer Größe nicht mehr dazu und verkrümmt sich zu einer Seite.“ Das könne auch bei der Geburt durch den engen Geburtskanal ganz leicht passieren und würde sofort wieder eingerenkt werden. Das tue auch nicht weh, wenn es direkt nach der Geburt von geübter Hand durchgeführt wird. Ist nicht nur die Nasenscheidewand verkrümmt, sondern auch die äußere Nase schief, so spricht man von einer Schiefnase. Dies kann durch ein Trauma – also einen Unfall oder jedwede Form von Aufprall – entstanden sein. In einem solchen Fall ist meist nicht nur eine Operation der Nasenscheidewand innen, sondern auch der äußeren Nase erforderlich.

In welchen Fällen ist eine Operation sinnvoll?

Betroffene, die durch ihre verkrümmte Nasenscheidewand behindert werden, sollten laut Prof. Wustrow eine operative Korrektur in Betracht ziehen. Also etwa Menschen, die schlecht Luft bekommen oder schnarchen, besonders beim Sport oder nachts. Das könne zu einem Sauerstoffmangel führen. Eine Korrektur der Nasenscheidewand könne verhindern, „dass die Patienten Bluthochdruck oder eine Herzrhythmusstörung bekommen, oder auch frühzeitig einen Herzinfarkt oder sogar einen Schlaganfall.“

Auch Comedian und und „Shutdown Fitness“-Gründer Felix Lobrecht hat sich für die Operation entschieden, weil er schlecht Luft bekam. Im Podcast „Gemischtes Hack“, den er gemeinsam mit Tommi Schmitt moderiert, beschreibt er es als Gefühl einer ständig verstopften Schnupfnase. Dass er nach der operativen Begradigung der Nasenscheidewand wieder wird durchatmen können, sei wahrscheinlich. Prof. Wustrow führt die OP, „Septumplastik“ genannt, mehrmals wöchentlich durch. „Mir haben heute drei Patienten gesagt, dass sie ein ganz neues Leben haben. Sie schlafen viel besser und tiefer, sind leistungsfähiger. Da verbessern sich der ganze Alltag und die Lebensqualität.“

Aber Achtung: Die Operation wird nur bei Patienten durchgeführt, deren körperliches Wachstum abgeschlossen ist, also ab etwa 18 oder 19 Jahren. „In der Nasenscheidewand sind Wachstumsfugen. Wenn eine Operation zu früh stattfindet, besteht die Gefahr, dass das Mittelgesicht oder auch die Nase zu klein werden, weil die Wachstumsfugen gestört werden.“

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Was passiert bei einer Operation der Nasenscheidewand?

Bei einer Septumplastik wird die Nasenscheidewand so angepasst, dass sie die Luftzufuhr durch die Nasenlöcher nicht mehr behindert. Die Nasenscheidewand zwischen den Nasenhaupthöhlen wird beispielsweise gekürzt, wenn sie zu lang ist oder bei einer Verkrümmung gerade gerückt. Dafür wird der Knorpel im hinteren Bereich der Knochen, aus denen die Nasenscheidewand besteht, entnommen, mit medizinischen Instrumenten begradigt und wieder eingesetzt. Eine weitere Möglichkeit, so Prof. Wustrow, sei es, die begradigten Knorpelteile außerhalb des Körpers zusammenzunähen und wieder einzusetzen.

Die Krankenkasse übernimmt die Operation übrigens, wenn ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt bestätigt, dass eine Begradigung der Nasenscheidewand medizinisch notwendig ist.

Welche Risiken birgt die Operation?

Die Nasenschleimhaut kann während des Eingriffs verletzt werden, merkt der Mediziner an. „Passiert das auf beiden Seiten, kann es zu einem Loch, einer Perforation, kommen.“ Das sei sehr unangenehm und sollte vermieden werden. Auch eine Blutung oder ein Bluterguss können entstehen. „Das kann man aber leicht entlasten und ist sehr gut zu korrigieren“, gibt Prof. Wustrow Entwarnung. Es könne auch jederzeit passieren, dass die Nasenscheidewand erneut abrutscht und sich wieder verkrümmt. Das seien die wesentlichen möglichen Risiken der Operation, die es so aber auch bei jedem anderen Eingriff gäbe.

Im Internet finden sich besorgte Kommentare, dass sich nach der Septumplastik die Stimme des Patienten verändern könnte. Auch hier kann der Münchener Arzt beruhigen: „Die Stimme ändert sich eigentlich nicht, da sie vor allem im Kehlkopf und im darüber liegenden Luftraum gebildet wird.“ In diesem Bereich gäbe es keine Veränderung. Nur im Resonanzraum, der durch die Nase gegeben ist, könnte eine Veränderung stattfinden, die gegebenenfalls den Stimmklang verändert. Das müsse man beachten, wenn sich beispielsweise ein Opernsänger dem Eingriff unterzieht. „Das muss man gut abklären und dementsprechend etwas anders operieren als bei jemandem, der kein professioneller Sänger ist.“

Wer sich zu der Operation seiner Nasenscheidewand entscheidet, sollte sich in jedem Fall intensiv von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt beraten lassen. Man müsse die Krankheitsgeschichte des Patienten und ggf. damit einhergehende Risiken kennen, mahnt Prof. Wustrow. Der behandelnde Mediziner müsse beispielsweise auch wissen, welche Medikamente der Patient nimmt, um das Risiko von Komplikationen von vornherein zu minimieren.

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Über den Experten

Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Thomas P. U. Wustrow ist Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde in der HNO Gemeinschaftspraxis Wittelsbacherplatz in München. Er hat zudem Qualifikationen für verschiedene plastische Operationen, Stimm- und Sprachstörungen sowie Allergologie und die spezielle Chirurgie im HNO-Bereich.

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