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Beunruhigend

Studie zeigt möglichen Zusammenhang zwischen Leitungswasser und Prostatakrebs

Die Prostata (im Bild rosa eingefärbt unterhalb der Blase) kann ein krankhaftes Wachstum entwickeln. Man spricht dann von Prostatakrebs
Die Prostata (im Bild rosa eingefärbt unterhalb der Blase) kann ein krankhaftes Wachstum entwickeln. Man spricht dann von Prostatakrebs Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

13.03.2023, 17:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei deutschen Männern. Eine gesunde Ernährung und Lebensweise können jedoch vorbeugend wirken. Die falsche Ernährung wiederum kann das Risiko, zu erkranken, erhöhen. Nun fanden Forscher heraus, dass Männer auch beim Trinken von Leitungswasser auf einen wichtigen Faktor achten sollten.

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Laut der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) ist Prostatakrebs mit rund 23 Prozent die häufigste Krebserkrankung unter deutschen Männern.1 Sie tritt meist im höheren Alter von über 65 auf. Allerdings spielen Lebensstil und Ernährungsweise schon in den Jahrzehnten davor eine entscheidende Rolle. Wer ein gesundes Gewicht hält, körperlich aktiv bleibt (beispielsweise durch Sport), wenig Alkohol konsumiert und auf eine ausgewogene Ernährung (viel Gemüse, Obst und Ballaststoffe) achtet, der senkt das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken.2 Nun hat eine spanische Studie einen weiteren Faktor in Zusammenhang mit der Erkrankung gebracht: Das Trinken von Leitungswasser kann in bestimmten Fällen das Risiko für Prostatakrebs erhöhen, wenn es hohe Nitratwerte aufweist.3 Auch ein weiterer Inhaltsstoff hat womöglich einen Einfluss.

Nitrat im Leitungswasser als Risiko für Prostatakrebs

Für eine Studie des Barcelona Institute for Global Health wurden 697 Prostatakrebsfälle in Spanien aus dem Zeitraum 2008 bis 2013 untersucht. Davon handelte es sich um 97 aggressive Tumore. Zusätzlich wurden die Daten einer gesunden Kontrollgruppe von 927 Männern zwischen 38 und 85 Jahren hinzugezogen. Für die Studie lagen Informationen über die Wohnorte und die Art des Wasserkonsums der Probanden vor. Dadurch wollten die Forscher herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen Nitrat und Trihalomethanen (THM) im Leitungswasser und Prostatakrebs gibt.

Nitrat gelangt meist durch Einsatz von Düngemittel in der Landwirtschaft wie Mineraldünger, Gülle aus Mastställen oder Biogasanlagen in die Erde. Was die angebauten Pflanzen nicht verbrauchen und der Boden nicht filtern kann, erreicht später das Grundwasser. Laut dem Umweltbundesamt erfüllen 18 Prozent des Grundwassers in Deutschland nicht den geltenden Schwellenwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser.4 Die Trinkwasserversorger stellen jedoch sicher, dass dieser Wert nicht überschritten wird, indem sie beispielsweise belastetes mit unbelastetem Wasser mischen, so das Umweltbundesamt.

Trihalomethane entstehen wiederum bei der Trinkwasser- und Schwimmwasserdesinfektion mit Chlor.5 Dabei bildet sich das sogenannte Chloroform, welches auch in die Luft übergeht. Deswegen ist die Konzentration beispielsweise in einem Hallenbad besonders hoch.

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Daten zeigen einen eindeutigen Zusammenhang

Anhand der Angaben zum Wohnort sowie der Art des getrunkenen Wassers haben die Forscher die durchschnittliche Menge von Nitrat und THM errechnet, welche die jeweiligen Studienteilnehmer seit ihrem 18. Lebensjahr über Trinkwasser zu sich genommen hatten. Daraus ergab sich, dass mit steigender Nitrataufnahme das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, steigt. Teilnehmer, die in ihrem Leben durchschnittlich mehr als 14 Milligramm Nitrat täglich einnahmen, hatten ein 1,6-mal höheres Risiko für einen niedrig- oder mittelgradigen Prostatakrebs. Das Risiko, einen aggressiven Prostatatumor zu entwickeln, lag sogar dreimal höher im Vergleich zu Männern, die im Durchschnitt weniger als 6 Milligramm Nitrat über Trinkwasser einnahmen.

„Es wurde bereits vermutet, dass aggressiver Prostatakrebs, der mit einer schlechteren Heilungsprognose einhergeht, andere Ursachen hat als langsam wachsende Tumore mit schmerzlosem Verlauf. Und unsere Ergebnisse bestätigen diese Möglichkeit“, erklärte die Studienleiterin Carolina Donat-Vargas in einer Pressemitteilung.6 Die Studie fand aber auch heraus, dass das Risiko für Prostatakrebs schon dann steigt, wenn das Trinkwasser unter dem kritischen Schwellenwert für Nitrat liegt. „Die Risiken im Zusammenhang mit der Aufnahme von Nitrat durch Trinkwasser werden bereits bei Menschen beobachtet, die Wasser mit Nitratwerten unter dem in Europa zulässigen Höchstwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser konsumieren“, sagt die Wissenschaftlerin.

Immerhin wurde in der Studie kein Zusammenhang zwischen dem Trinken von Leitungswasser mit THM und Prostatakrebs festgestellt. Allerdings gibt es Hinweise darauf, das das Einatmen von THM und eine Aufnahme über Haut das Risiko für Prostatakrebs erhöhen können. Hier bedarf es jedoch weiterer Forschung, um die Zusammenhänge besser zu verstehen, betonen die Studienverantwortlichen.

Trinken von Leitungswasser sorgt nicht direkt für Prostatakrebs

Jedoch raten die Forscher, ihre Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten. Es sei nur ein erster Hinweis auf mögliche Zusammenhänge zwischen Nitrat im Leitungswasser und einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs. „Durch Trinkwasser Nitraten ausgesetzt zu sein, bedeutet nicht, dass man Prostatakrebs entwickeln wird“, erklärt die Forscherin Donat-Vargas. Denn viele weitere Faktoren wie Lebensstil und Ernährung spielen dabei noch eine wichtige Rolle. So kam bei der Studie auch heraus, dass der Zusammenhang zwischen Nitrateinnahme und Prostatakrebs nur bei den Personen auftrat, die zugleich wenige Ballaststoffe sowie wenig Obst- und Gemüse zu sich nahmen.

Antioxidantien, Vitamine und Polyphenole in Obst und Gemüse können die Bildung von Nitrosaminen – Verbindungen mit krebserregendem Potenzial – im Magen hemmen“, erklärt die Wissenschaftlerin Donat-Vargas. „Darüber hinaus hat Vitamin C eine signifikante Antitumoraktivität gezeigt. Und Ballaststoffe wiederum kommen den Darmbakterien zugute, die vor Giftstoffen aus Lebensmitteln, einschließlich Nitrosaminen, schützen“, sagt die Studienleiterin. Wie die Daten zeigen, hatten Teilnehmer mit einer geringen Ballaststoffaufnahme (weniger als 11 Gramm pro Tag) bei gleichzeitig erhöhter Nitrataufnahme ein 2,3-mal höheres Risiko für Prostatakrebs. Probanden wiederum, die mehr als 11 Gramm Ballaststoffe pro Tag verzehrten, hatten selbst bei einer höheren Nitrataufnahme aus Leitungswasser kein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs.

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Quellen

Themen Krebs Männergesundheit Prostata
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