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Symptome und Folgen

Pool-Drama auf Mallorca! Was passiert bei einer Chlorvergiftung?

Junge reibt sich beim Verlassen eines Swimming Pools die Augen
Brennende Augen sind nur ein „leichtes“ Symptom einer Chlorvergiftung. Mitunter kann es lebensgefährlich werden. Foto: Getty Images
Isabell Kilian Freie Autorin

05.07.2022, 17:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Chlorvergiftung im Sommerurlaub: Für 26 Menschen endete der Mallorca-Trip im Krankenhaus, da ein Hotel im Norden der Insel ein technisches Problem bei der Chlor-Zufuhr in den Pool hatte. Grund für FITBOOK, einen Blick auf die Symptome, mögliche Folgen und Behandlungsmöglichkeiten bei einem Kontakt zu werfen. Wie schädlich ist Chlor für die Gesundheit?

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Drama im Norden Mallorcas: Im Pool des Hotels in Port d‘Alcúdia erlitten 26 Menschen eine Chlorvergiftung. Zehn von ihnen, darunter drei Kinder, seien sogar ins Krankenhaus gebracht worden, wie die Zeitung „Diario de Mallorca“  berichtet. Nach Angaben der Hotelleitung sei ein technisches Problem bei der Chlor-Zufuhr der Grund gewesen. Doch was blüht den Betroffenen nun? Woran erkennt man überhaupt eine Vergiftung mit dieser toxischen und stark riechenden Substanz? Können schon ein Besuch im Schwimmbad oder chlorhaltiges Trinkwasser dazu führen? Alles zu Symptomen, Folgen und Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Hotel öffnet zwei Stunden nach Chlorvergiftung

Wie der Notfalldienst Samu der spanischen Urlaubsinsel der „Deutschen Presse-Agentur“ mitteilte, seien unter den Betroffenen mit schweren Symptomen keine Reisenden aus Deutschland. Unter den 26 Menschen mit Chlorvergiftung seien allerdings zehn Kinder – ein Siebenjähriger soll sogar schwer verletzt worden sein. Die restlichen Patienten im Krankenhaus seien dagegen stabil. Sie hätten mit Juckreiz, Erbrechen, Atemwegsbeschwerden und brennenden Augen zu kämpfen. Nach dem Vorfall wurde der Hotelpool vorläufig gesperrt, aber schon nach zwei Stunden bei normalem Chlorwert wieder geöffnet worden.

Gefährdung einer Chlorvergiftung und Symptome

Chlor ist ein chemisches Element, eine gasförmige Substanz und ein starkes natürliches Oxidationsmittel, das für den Menschen ein echtes Toxin ist. Wer in irgendeiner Form mit der gelbgrünlichen Chemikalie in Kontakt kommt, tut seiner Gesundheit definitiv keinen Gefallen. Oft ist Chlor in Spülmitteln, Bad-, Allzweck- und Glasreinigern, Seifen, Waschmitteln oder Liquid Caps (portionierte flüssige Waschmittel) enthalten. Diese Dinge sollten daher auch immer für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden.

Es gibt drei Möglichkeiten mit Chlor in Kontakt zu kommen:

  • Hautkontakt: Brennen, Schmerzen, Schwellungen und Rötungen an den betroffenen Stellen
  • Schleimhäute/Augenkontakt: Übelkeit und Reizung der Atemwege, Brennen der Augen, Rötungen
  • oral durch Verschlucken oder Inhalieren: Reizungen der Schleimhäute in Mund, Rachen, Speiseröhre und Verdauungstrakt. Auch Übelkeit, Brechreiz, Bauchschmerzen und Erbrechen oder gar Atemnot und das Entstehen eines Lungenödems können die Folge sein

Im Falle der Chlorvergiftung auf Mallorca sind die Betroffenen wohl auf alle drei Arten mit dem Chlor in Kontakt gekommen. Und ist die Konzentration der Chemikalie zu hoch, können die Symptome zu stark ausgeprägt sein und es lebensbedrohlich werden. Zwar gibt es auch bei kleineren Vorfällen einige Erste-Hilfe-Maßnahmen, die man ergreifen kann, dennoch sollte ein Arzt in jedem Fall kontaktiert werden.

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Erste Hilfe bei Kontakt mit Chlor

Man sollte Chlorreiniger nie mit anderen Reinigern mischen, da gegebenenfalls giftiges Chlorgas entstehen kann. Kommt es dennoch zu Kontakt, können folgende Maßnahmen erste Linderung verschaffen und Schlimmeres verhindern:

Bei Haut- oder Augenkontakt

  • Betroffene Stellen umgehend für etwa 15 Minuten mit Wasser ausspülen und am besten direkt der Augenarzt kontaktieren
  • Kleidung an betroffener Stelle entfernen und die Haut mit reichlich Wasser und Seife abwaschen

Bei oralem Kontakt

  • Inhalierung: umgehend an die frische Luft und den Raum lüften
  • direkter Kontakt: Mund gründlich auswaschen und Reste entfernen
  • nur 3 EL Wasser oder Tee trinken (Erwachsene, Kinder 1 EL)
  • kein Erbrechen herbeiführen: Es können sich Schaumblasen bilden, die wieder eingeatmet und damit gefährlich werden können
  • Arzt oder die nächste Giftnotrufzentrale kontaktieren: Gegebenenfalls kann ein Entschäumer verabreicht werden1

Liste der Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Deutschland, Österreich und Schweiz

Chlor im Schwimmbad gefährlich für Kinder

Wer an heißen Sommertagen hin und wieder ein Schwimmbad zur Abkühlung aufsucht, hat zunächst nichts zu befürchten. Kritischer sind dagegen regelmäßige Besuche mit Kindern. Belgische Forscher untersuchten 2010 den Einfluss des Schwimmens in gechlorten Schwimmbecken auf das Risiko einer Bronchiolitis und ihrer Spätfolgen.2 Das Ergebnis der Studie: Kleinkinder, die öfter in gechlorten Schwimmbädern planschten, hatten ein größeres Risiko, an Lungeninfektionen zu erkranken.

Außerdem steigt die Wahrscheinlichkeit an lebenslangem Asthma oder Allergien zu leiden, weil Chlor die Atemwege sensibilisiert und anfälliger macht. Eine Theorie der Wissenschaftler ist außerdem, dass das giftige Toxin mit Schweiß, Speichel und Urin der Badegäste chemische Verbindungen bildet, die die Lungen angreifen können. In Freibädern sei das Risiko allerdings geringer als in Hallenbädern, da die Dämpfe an der frischen Luft abziehen.

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Ist Trinkwasser gefährlich?

Auch im Leitungswasser nutzt man Chlorierung, um Bakterien abzutöten und damit Infektionen vorzubeugen. Eine Chlorvergiftung wird man deshalb nicht bekommen. Dennoch scheiden sich in der Forschung die Geister bezüglich möglicher Folgen. Wie eine Untersuchung mit 130 Kindern zeigen konnte, hat chloriertes Wasser immerhin keinen immensen Einfluss auf die Darmflora. Der Stuhlgang der Kinder im Alter von 15 bis 30 Monaten wiesen zwar eine geringere Artenvielfalt auf, jedoch besaßen jene Probanden mit Zugang zu Chlor-Wasser insgesamt auch weniger Keime. Die Resultate deuten daher darauf hin, dass die Entwicklung der Darmflora durch chlorhaltiges Wasser nicht in eine unerwünschte Richtung gelenkt wird. Auch in Relation zu einem verbesserten Zugang zu Trinkwasser ist das eine gute Erkenntnis.3

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Quellen

Themen: Allergien und Unverträglichkeiten
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