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Schadstoffe

Ist Laufen in der Stadt überhaupt noch gesund?

Laufen in der Stadt ist nur gesund, wenn die Schadstoffbelastung gering ist
Laufen in der Stadt ist nur dann unbedenklich, wenn die Schadstoffbelastung gering ist. Dabei sollte man stark befahrene Straßen meiden. Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

13.01.2022, 04:22 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Wer in einer Großstadt lebt und gerne Joggen geht, der hat sich sicherlich schon mal gefragt: Wie gesund ist das eigentlich? Schließlich ist man umringt von Autos und deren Abgasen, die man beim Laufen auf dem Bürgersteig schön tief einatmet. FITBOOK erklärt, welche Risiken das Laufen in der Stadt birgt und ob es überhaupt gesund ist.

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Das Laufen in der Stadt ist immer eine Notlösung. Aber viele Menschen haben nun mal keinen Park, geschweige denn ein Wald- und Wiesengebiet vor der eigenen Haustür. Und selbst wer einen Park ansteuert, der muss sich erst mal durch die Betonwüste der Stadt hindurchkämpfen. Mit dabei ist immer der Straßenverkehr mit unzähligen Autos, die Schadstoffe emittieren. Da fragt man sich: Sollte man lieber aufs Laufband im Fitnessstudio ausweichen? Die Antwort auf diese Fragen ist gar nicht so einfach.

Die Gefahren von Feinstaub, Stickoxiden und Co.

Laut der Gesundheitsvereinigung „Deutsche Atemwegsliga e.V.“ trägt der Autoverkehr (insbesondere durch Dieselmotoren) maßgeblich zur Belastung mit Stickoxiden (NOx) bei.1 Immerhin wurde durch Dieselpartikelfilter dem Feinstaub der Kampf angesagt. So sind die Abgase neuer Dieselfahrzeuge wesentlich sauberer, als es früher der Fall war. Zudem werden in Deutschland die Konzentrationen von Feinstaub, NOX und Ozon landesweit gemessen, um die gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte einzuhalten. Sind die Werte gesundheitsgefährdend, können Fahrverbote ausgesprochen werden. Theoretisch.

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In der Regel kommt es selten zu Fahrverboten, auch wenn die Luftwerte oftmals schlecht sind. Erst 2018 hat Hamburg als erste deutsche Stadt ein Fahrverbot für alte Dieselfahrzeuge verhängt und das nur partiell auf einem kurzen Streckenabschnitt, wie die Deutsche Welle berichtet.2 Das Problem: Der Zusammenhang zwischen Emissionen des Autoverkehrs und der Gesundheit können nur schwer direkt bewiesen werden, da die eingeatmete Luft ein Gemisch aus unterschiedlichen Quellen ist.

Übrigens: Experten zu Folge wird Feinstaub gefährlicher eingestuft als beispielsweise Stickoxide und Ozon, denn Feinstaub entsteht nicht nur durch Verbrennungsmotoren. Bei dem Staubgemisch handelt es sich nämlich um verschiedene Partikel, die zum Beispiel auch beim Bremsen- und Reifenabrieb entstehen.3 So gilt Reifenabrieb als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Mikroplastik in der Luft. Ein weiteres Umweltproblem.

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Wie schädlich sind Autoabgase?

Die „European Study of Cohorts for Air Pollution Effects (ESCAPE)“ untersuchte, wie schädlich Abgase für die Gesundheit von Menschen sind.4 Dabei wurden Daten europaweit 13 Jahre lang gesammelt. Die Forscher haben die individuelle Schadstoffexposition errechnet, um einen genaueren Zusammenhang zwischen Schadstoffbelastung und Risiko herzustellen. So kamen sie zu dem Ergebnis, dass bei gesunden Menschen, die einer erhöhten Konzentration von Feinstaubpartikeln der Größe 10 µm (PM10) ausgesetzt sind, das Risiko für eine Lungenkrebserkrankung um 22 Prozent steigt. Zudem konnte in der Studie auch ein leichter Zusammenhang zwischen der Schadstoffexposition und einer COPD (chronisch obstruktiven Lungenerkrankung) gezeigt werden.

Laut einer deutschen Studienauswertung zum Thema „Auswirkungen von Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid auf die Gesundheit“ begünstigt Feinstaub nicht nur Lungen- und Herzerkrankungen, sondern ist auch krebsauslösend.5 Zudem gibt es Hinweise darauf, dass eine erhöhte Feinstaubbelastung das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 um 25 Prozent steigern kann. Neuere Studien zeigen, dass diese Schadstoffe schon unterhalb der gegenwärtig geltenden Grenzwerte zu Schäden führen. Deshalb fordern die Studienautorinnen, die in der Europäischen Union geltenden Grenzwerte für die Belastung mit Feinstaub (< 2,5 µg) deutlich abzusenken. So könne man gesundheitliche Risiken weiter reduzieren.

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Ist nun das Laufen in der Stadt gesund?

Insbesondere Sportler sollten jedoch bei hoher Luftverschmutzung aufpassen. Denn im Ruhezustand oder beim gemächlichen Spaziergang atmen wir weniger Luft ein. Bei starker Anstrengung wie dem Laufen hingegen wird nicht nur mehr Luft eingeatmet, sondern verbleibt auch in den Lungenbläschen und gelangt in Form von Sauerstoff in den Körper. Dadurch atmen wir auch mehr Schadstoffe ein.

So warnt Prof. Dr. Joachim Heinrich, Leiter für globale Umweltmedizin an der Uni München, auf dem österreichischen Nachrichtenportal „Der Standard“: „Bei körperlicher Aktivität wird mehr und tiefer eingeatmet, sodass mehr ungefilterte Schadstoffe aufgenommen werden“.6 Laut ihm könne dadurch die Schadstoffbelastung die positiven Effekte der körperlichen Aktivität wieder zunichtemachen. Dennoch schätzt er die schädigende Wirkung durch Abgase bei gesunden Menschen als nicht sehr hoch ein. Besonders gefährdet seien dagegen „Kleinkinder und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, COPD, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so der Umweltexperte Prof. Heinrich.

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Zu einem ähnlichen Resümee kommt eine britische Studie, die ältere Menschen untersucht hat, welche auf der stark befahrenen Oxford Street in London spazierten.7 So verschlechterte sich die Lungenfunktion bei Menschen über 60 mit Vorerkrankungen. Wer hingegen durch den Hyde Park spazierte, tat seiner Lunge etwas Gutes.

FITBOOK Workout

Fazit

Die direkten Auswirkungen der Luftverschmutzung in Städten auf Sportler, insbesondere Läufer, lassen sich schwer direkt zeigen. Zu vielfältig ist die Zusammensetzung der potenziell krank machenden Schadstoffe in der Luft. Klar ist jedoch, dass insbesondere Feinstaub, verursacht durch Autoabgase, Bremsen- und Reifenabrieb, die größten gesundheitlichen Risiken birgt. Deswegen sollte man als Läufer stark befahrene Straßen und Gebiete unbedingt meiden. Am besten eignen sich große Parks und verkehrsarme Gegenden. Zudem sind harte Untergründe wie der Bürgersteig schlecht für die Kniegelenke. Deswegen sollte man möglichst weiche Untergründe wählen, wie Parkwege oder eine Laufbahn im Stadion. Dann wird auch das Laufen in der Stadt gesund. Und wenn die Schadstoffbelastung an einem Ort generell hoch ist, sollte man lieber aufs Laufband im Fitnessstudio ausweichen.

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Quellen

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