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Laut neuer Studie

Wer abnimmt, verjüngt sein Gehirn

abnehmen gehirn: Illustration eines Gehirns
Der Alterungsprozess des Gehirns kann durch unsere Ernährung beeinflusst werden Foto: Getty Images
Sophie Brünke
Ernährungsredakteurin

14.06.2023, 11:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Gesundheit des Gehirns ist ein wichtiger Faktor für die allgemeine Gesundheit sowie das Wohlbefinden. Altert das Gehirn schneller, als es sollte, kann dies ein Anzeichen für Krankheiten wie Alzheimer sein. Neue Studienergebnisse legen nahe, dass eine Ernährungsumstellung verbunden mit einer Gewichtsabnahme einen verjüngenden Effekt auf das Gehirn haben kann.

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Dass sich Laufsport positiv auf die Gedächtnisleistung auswirken kann, zeigte eine kürzlich veröffentlichte Studie aus Mexiko (FITBOOK berichtete). Aber wie sieht es bei der Ernährung aus? Bekannt ist, dass sich Adipositas negativ auf das zentrale Nervensystem auswirken kann und so eine beschleunigte Hirnalterung fördert. Unklar ist jedoch, ob eine Gewichtsabnahme diesen Effekt umkehren kann. Wissenschaftler aus Israel untersuchten im Rahmen der klassischen und der grünen mediterranen Ernährung, wie sich Abnehmen auf das Alter des Gehirns auswirkt.

Ablauf der Studie

Die Studie wurde als Teilstudie der randomisierten kontrollierten Studie DIRECT-PLUS (Dietary Intervention Randomized Controlled Trial Polyphenols Unprocessed Study) durchgeführt. Hierbei wurden 102 Probanden ausgesucht, die über 30 Jahre alt waren, sowie eine abdominale Adipositas aufzeigten. Das bedeutet, dass sie einen erhöhten BMI (≥ 30 kg/m2) gepaart mit erhöhten Anteil an Bauchfett aufwiesen. Definiert wird dies anhand des Taillenumfangs: bei Männern über 102 Zentimeter und bei Frauen über 88 Zentimeter Umfang.

Die Studienteilnehmer sollten für 18 Monate eine bestimmte Ernährung verfolgen und wurden dafür in drei verschiedene Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe verfolgte die mediterrane Ernährung, eine die grüne mediterrane Ernährung und die dritte Gruppe wurde als Kontrollgruppe genutzt – diese hielt sich an allgemeine gesunde Ernährungsrichtlinien. Jede der drei Gruppen sollte sich regelmäßig körperlich betätigen.

Um die Effekte der mediterranen Ernährung auf das Alter des Gehirns zu messen, wurde die sogenannte „funktionelle Konnektivität im Ruhezustand“ mittels Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht.

Funktionelle Konnektivität
Das Gehirn ist ein Netzwerk aus einzelnen Neuronen, die über Synapsen miteinander verbunden sind. Hierbei spricht man von einer strukturellen Konnektivität. Sie zeigt sich auf einem MRT durch zeitgleiche Aktivierungsmuster. Das bedeutet, dass sie funktionell miteinander interagieren. Bei der funktionellen Konnektivität interagieren auch Hirnregionen miteinander, die anatomisch nicht direkt miteinander verbunden sind.

Der Unterschied zwischen mediterraner und grüner mediterraner Ernährung

Die mediterrane Ernährung, welche auch als Mittelmeer-Diät bekannt ist, zeichnet sich durch einen hohen Anteil pflanzlicher Lebensmittel aus. Tierische Proteinquellen werden mäßig verzehrt, wobei der Fokus auf Fisch sowie weißem Fleisch liegt – auf rotes Fleisch wird verzichtet. Die grüne mediterrane Ernährung ähnelt der klassischen Mittelmeer-Diät, enthält jedoch einen größeren Anteil pflanzlicher Lebensmittel sowie grünen Tee und die Wasserpflanze Wolffia globosa, besser bekannt als „Wasserlinse“. Hintergrund ist, dass diese Gruppe so eine höhere Menge Polyphenole zu sich nimmt, welche zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören.

Die Teilnehmer-Gruppen, die eine der beiden Mittelmeer-Diäten durchführten, erhielten eine kalorienreduzierte, gemüsereiche Ernährung mit Geflügel und Fisch anstelle von Rind- und Lammfleisch. Außerdem aßen die Teilnehmer 28 Gramm Walnüsse am Tag. Die „grüne“ Gruppe trank darüber hinaus täglich drei bis vier Tassen grünen Tee und einen Wasserlinsen-Shake.

Auch interessant: Wie funktioniert die Mittelmeer-Diät?

Gehirn um neun Monate verjüngt

Tatsächlich konnten die Wissenschaftler feststellen, dass eine Gewichtsabnahme mit einer langsameren Alterung des Gehirns einhergeht. Bei Probanden, die ihr Körpergewicht um ein Prozent reduzierten, verlangsamte sich der Alterungsprozess des Gehirns um neun Monate. Ein weiterer positiver Effekt war die Verringerung des Leberfetts. Außerdem zeigt die Studie, dass insbesondere ein geringerer Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln, Süßigkeiten und Getränken mit einer geringeren Hirnalterung verbunden ist. Der Verzehr von Walnüssen und grünem Tee hingegen trug nicht signifikant zu dem verjüngenden Effekt bei.

Einordnung der Studie

Die Studie zeigt, dass sich eine Ernährungsumstellung in Verbindung mit einer Gewichtsabnahme positiv auf den Verlauf der Hirnalterung auswirken kann. Allerdings trat dieser Effekt in allen drei Gruppen unabhängig von der Ernährungsform auf. Zur Erinnerung: Die Kontrollgruppe hielt sich ebenfalls an Vorgaben zu gesunder Ernährung und hat sich körperlich betätigt. Es fehlte eine Kontrollgruppe ohne jegliche Ernährungsintervention. Da ausschließlich adipöse Teilnehmer untersucht wurden, repräsentiert die Studie nur einen eingeschränkten Teil der Allgemeinbevölkerung. Auch die Teilnehmeranzahl war gering und es herrschte ein Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen. Dementsprechend wäre es riskant, die Ergebnisse zu verallgemeinern.

Fest steht: Ein gesundes Körpergewicht steht im Zusammenhang mit einem gesunden Alterungsprozess des Gehirns. Wenngleich diese Studie keinen Unterschied zwischen den drei Ernährungsformen feststellen konnte, weisen die Autoren der Studie darauf hin, dass in früheren Untersuchungen die mediterrane Ernährung mit einer Zunahme der grauen Substanz im Gehirn sowie einer Verbesserung der kardiometabolischen Gesundheit in Verbindung gebracht wurde.

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Quellen

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