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Plattenepithelkarzinom und Basaliom

Wie aggressiv ist weißer Hautkrebs?

Wie gefährlich ist weißer Hautkrebs?
Weißer Hautkrebs dominiert im Gesicht und am Hals. Operativ ist er gut entfernbar – doch das Plattenepithelkarzimon, eine seltenere Form als das Basaliom, ist schwer zu erkennen. FITBOOK sagt, welche Anzeichen es gibt. Foto: Getty Images
Anna Echtermeyer
Redakteurin

19. Juni 2025, 15:36 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Weißer Hautkrebs tritt zehnmal häufiger auf als schwarzer Hautkrebs, zunehmend sind junge Menschen betroffen. Die seltenere Form, das sogenannte Plattenepithelkarzinom, ist schwerer zu erkennen als das dunklere Basaliom. FITBOOK sagt, bei welchen Hautveränderungen der Gang zum Dermatologen dringend angeraten ist.

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Im Gegensatz zu schwarzem Hautkrebs (Melanom) wächst weißer Hautkrebs lokal und metastasiert selten, wodurch er operativ gut behandelbar ist. Beim weißen Hautkrebs – der zehnmal häufiger auftritt als schwarzer Hautkrebs – unterscheidet man zwei Formen, für deren Entwicklung unterschiedliche Ausgangszellen verantwortlich sind.

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So entsteht weißer Hautkrebs

Der größte Treiber des Weißen Hautkrebses ist regelmäßige Sonneneinstrahlung über die Dauer eines ganzen Lebens hinweg. Bei schädigendem Sonnenbrand setzen die Zellen in der Haut Reparaturmechanismen in Gang, und genau bei diesem Prozess kann es zu Störungen kommen – man spricht dann von „entarteten Zellen“: Krebs. Weißer Hautkrebs wächst zur Seite und auch in die Haut hinein, was teilweise erforderlich macht, dass viel Gewebe herausgeschnitten werden muss.

Nach den Arten der Ausgangszellen in der Haut, die entarten, unterscheidet man zwei Formen von weißem Hautkrebs: Das Basaliom geht von den Basalzellen aus, eine besondere Zellschicht in der Haut. Das Plattenepithelkarzinom geht von den sogenannten Spindelzellen aus, auch sie befinden sich in der Haut.

So viele Menschen erhalten die Diagnose

Aus den USA gibt es – anders als in Deutschland – belastbare Zahlen über die Anzahl der Neuerkrankungen innerhalb eines Jahres. Dort erkranken demnach durchschnittlich 200 je 100.000 Einwohner an weißem Hautkrebs. Zum Vergleich: An schwarzem Hautkrebs erkranken „nur“ 20 pro 100.000 Einwohner.1

Warum gibt es solche Zahlen nicht für Deutschland? „Deutschland kann solche Inzidenzen nicht darstellen, weil wir keine vernünftigen Tumordatenbanken haben“, sagt Dr. Rainer Lipp, Onkologe und der Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Onkologie zu FITBOOK.

Lipp schätzt, dass die Zahl der Neuerkrankungen in Deutschland „etwas niedriger als in den USA“ sind. Es liegt daran, dass wir hier – insgesamt betrachtet – weniger Sonnenstunden haben als die USA (1716 Stunden vs. 2628 Stunden).2

Die Heilungschancen bei weißem Hautkrebs – ob Basalzellkarzinom oder Plattenepithelkarzinom – sind aufgrund des lokalen Wachstums sehr gut. In Summe sterben jedoch aufgrund der viel höheren Erkrankungszahlen mehr Menschen an weißen als an schwarzem Hautkrebs.

In welchem Alter die meisten erkranken

Weil der größte Treiber des weißen Hautkrebses wie erwähnt die regelmäßige Sonneneinstrahlung über die Dauer eines ganzen Lebens ist, liegt das mittlere Erkrankungsalter bei 70 Jahren.

Darum sind immer mehr junge Menschen betroffen

Laut dem Onkologen Rainer Lipp erhalten heute aber auch immer mehr jüngere Menschen eine entsprechende Diagnose. Vorangetrieben wurden die Zahlen durch zwei Faktoren in der Vergangenheit: Den Solarium-Trend und Sonnencremes mit viel zu niedrigem Lichtschutzfaktor bzw. fehlendem Bewusstsein für die Gefahr.

„Glücklicherweise“ sind beide Trends inzwischen stark rückläufig. Der „Toaster“ hat sich langsam erledigt – die Nutzung von Solarien ist seit der Jahrtausendwende um gut 85 Prozent gesunken, von im Mittel elf auf 1,6 Prozent im Jahr 20153 – und unter einem 30er oder 50er-Sonnenschutz macht es, ganz anders als in den 1970er, 80er und 90er-Jahren, heute auch kaum noch jemand. Man denke nur an die Idee, Kokosöl zum Bräunen aufzutragen (bietet null Sonnenschutz) oder Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 2, 4 oder 8 aufzutragen!

Nichtsdestotrotz haben wir es jetzt noch mit den Auswirkungen dieser Trends zu tun. Lipp vermutet sogar, dass wir den Höhepunkt der Zahl der Neuerkrankungen an Basaliomen und Plattenepithelkarzinomen „noch nicht ganz erreicht“ haben.

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Diese Unterschiede bestehen zwischen Basaliom und Plattenepithelkarzinom

Zurück zum Weißen Hautkrebs und seinen Formen: Das Basaliom ist weit häufiger als das Plattenepithelkarzinom: 80 vs. 20 Prozent der Erkrankungen. Gemeinsam haben beide Hautkrebsarten, dass …

  • sie stetig wachsen – das Wachstum kann auch sehr langsam voranschreiten
  • sie lokal wachsen (zur Seite und auch in die Haut hinein)

Was Plattenepithelkarzinom und Basaliom über die Häufigkeit und Ausgangszellen hinaus unterscheidet, ist ihre Erscheinung:

  • Plattenkarzinome führen zu einer gelblichen, schuppigen Veränderung in der Haut
  • Basaliome sind etwas dunkler (nicht schwarz!), auch gelblich-gräulich, und damit besser zu erkennen

Plattenepithelkarzinome lassen sich nicht mit dem Finger wegkratzen und fangen an zu bluten, wenn man es versucht. Manchmal bilden sich auch Rosetten drumherum.

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An diesen Körperstellen dominiert weißer Hautkrebs

„Weißer Hautkrebs streut generell selten in andere Gewebe und ist lokal zu anzugehen“, erklärt Lipp. Was es jedoch schwer mache, ihr Ausmaß zu entdecken, sei die Tatsache, dass die Karzinome nicht nur zur Seite wachsen können, sondern auch in die Haut hinein. Ist das lokale Wachstum stark fortgeschritten, muss sehr tief operiert, mit anderen Worten: viel herausgeschnitten werden. Deshalb sei es wichtig, nicht ewig mit der Kontrolle zu warten, wenn man verdächtige Hautveränderungen im Gesicht entdeckt habe – insbesondere an Lippe, Nase oder am Hals. An diesen Körperstellen dominieren Basaliom und Plattenepithelkarzinom.

So läuft die OP ab – und deshalb kommt der Krebs manchmal zurück

Das frühe operative Entfernen sichert eine extrem hohe Heilungschance. Die Häufigkeit des Wiederauftretens von weißem Hautkrebs nach einer erfolgreichen Therapie (zusätzlich zur Operation wird auch mit Salben behandelt) liegt bei unter drei Prozent. Das heißt: In 97 Prozent der Fälle kommt der weiße Hautkrebs innerhalb von fünf Jahren nicht zurück – „wenn die OP gut gemacht ist und wirklich alles herausgeschnitten wurde“, ergänzt der Onkologe.

Hier liegt aber auch der Knackpunkt: Denn um wirklich alles zu „erwischen“, müssen die Operateure einen ausreichenden Resiktionsrand mit einplanen. Das bedeutet, dass etwas mehr als der erkrankte Bereich herausgeschnitten wird. Eine Art Sicherheitsabstand. Laut Lipp werde das aber häufig nicht gemacht – und der Grund für Rückfälle.

Deshalb rät der Onkologe Betroffenen, solche Operationen in einem Dermazentrum machen zu lassen. Die gibt es in jeder großen Stadt. Die Ärzte dort arbeiten inzwischen mit OP-Verfahren, die die Ausdehnung auch in die Haut hinein gut darstellen können. Diese Möglichkeit habe nicht jeder Dermatologe, so Lipp.

Auch interessant: Hugh Jackman kämpft seit zehn Jahren mit Hautkrebs: „Benutzt Sonnencreme!“

Das macht Hautkrebs bösartig

Bösartig ist ein Krebs, wenn er über die Grenzen hinauswächst, invasiv wächst oder metastasiert, also in andere Gewebe wächst. Sowohl das Basaliom als auch das Plattenepithelkarzinom können demnach bösartig sein bzw. werden. Das Plattenepithelkarzinom hat viele Vorstufen, die gutartig sind, die sogenannten aktinischen Keratosen. Ist es fortgeschritten, wird es bösartig. Lipp rät: „Lassen Sie bei Verdacht engmaschig draufschauen von einem Dermatologen.“ Denn irgendwann sei das lokale Wachstum so stark, dass man sehr tief operieren müsse. Was mitunter auch entstellend sein könne.

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Man kann es nicht oft genug sagen: Sonnencreme mit hohem LSF, Sonnencreme mit hohem LSF, Sonnencreme mit hohem LSF! „Dass man mit einem 50er-Lichtschutzfaktor nicht braun wird, ist leider noch ein sehr verbreitetes Märchen“, weiß auch Lipp. Dabei bedeutet es nur, dass man fünfzigmal besser vor der Sonneneinwirkung geschützt ist. Der unbedingte Rat des Onkologen lautet daher: „Nicht von morgens bis abends in der Sonne brutzeln und Sonnenbrände vermeiden“. Das verhindere die Entstehung von weißem Hautkrebs am besten. Was auch noch wichtig ist: zur Vorsorge gehen. Der Gesetzgeber sagt: ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre zur Hautkrebsvorsorge. Wenn in der Familie schon jemand Hautkrebs hatte, kann man noch einen Schritt weitergehen und noch früher zur Vorsorgeuntersuchung gehen. 

Themen Hautgesundheit Hautkrebs

Quellen

  1. National Comprehensive Cancer Network: Guidelines for Squamos Cell Skin Cancer (aufgerufen am 18.06.2025) ↩︎
  2. Länderdaten: Klimavergleich Deutschland – USA (aufgerufen am 18.06.2025) ↩︎
  3. Ärztezeitung: Weniger Deutsche lassen sich toasten (2018, aufgerufen am 18.06.2025) ↩︎

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