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Laut Studie

Bei bestimmten Menschen kann das Herz bis zu 45 Jahre älter sein als ihr tatsächliches Alter

Bei Menschen mit Übergewicht ist das Herz oft deutlich älter
Ein bestimmter Faktor kann das Herz in extremem Maße altern lassen Foto: Getty Images

6. Mai 2025, 13:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die meisten Menschen wissen, dass verschiedene Faktoren – etwa mangelnde körperliche Aktivität, unbehandelter Bluthochdruck oder Rauchen – die Alterung des Herzens fördern können. Eine Studie zeigt nun, welcher Umstand in diesem Zusammenhang besonders maßgeblich ist. So kann bei Betroffenen das Herz bis zu 45 Jahre älter sein als ihr kalendarisches Alter.

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Wenn das Herz eines Menschen „älter“ ist als sein kalendarisches Alter, spricht das für strukturelle und funktionelle Veränderungen, die eigentlich erst im höheren Alter auftreten würden. Diese Umbauprozesse verringern die Leistungsfähigkeit des Organs, wie die Autoren der aktuellen Studie einleitend erklären.1 Ziel ihrer Arbeit sei es gewesen, ein vollautomatisches Modell zu entwickeln, mit dem sich das funktionelle Herzalter einer Person präzise abschätzen lässt. So könnten Risikofaktoren frühzeitig erkannt und adressiert werden. Und hier rückte insbesondere starkes Übergewicht in den Fokus.

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Laut Studie lässt Übergewicht das Herz am stärksten altern

Für die retrospektive Querschnittsstudie werteten die Forscher die Gesundheitsdaten von insgesamt 563 Personen aus, die zwischen 2015 und 2023 in Forschungszentren in Großbritannien, Spanien und Singapur erhoben worden waren. Als sogenannte Ableitungsgruppe, auf deren Basis somit das Modell entwickelt wurde, dienten 191 allgemein gesunde Personen mit normalem Körpergewicht und ohne bekannte Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- oder Atemwegserkrankungen. Die Personen in dieser Gruppe waren im Durchschnitt 34 Jahre alt, 55 Prozent waren Frauen. Zur Validierung des Modells wurde eine zweite Gruppe von 366 Personen herangezogen. Diese hatte einen Body-Mass-Index (BMI) von über 25 und mindestens eine diagnostizierte relevante Vorerkrankung (z. B. Bluthochdruck, Diabetes, Vorhofflimmern oder Adipositas). Diese sogenannte Risikogruppe war im Durchschnitt 53 Jahre alt und zu 43 Prozent weiblich.

Details zum Vorgehen

Das Team nutzte für seine Untersuchung die Methode der kardialen Magnetresonanztomographie (Herz-MRT). Mit diesem bildgebenden Verfahren konnten die Forscher selbst kleinste Veränderungen des Herzens erfassen, die mit vorzeitigem Altern zusammenhängen. Sie bestimmten verschiedene Herzparameter, etwa das Volumen und die Auswurffraktion (ein Maß für die Pumpfunktion), aller vier Herzkammern. Mithilfe eines KI-gestützten Bildanalyseverfahrens und statistischer Methoden ermittelten sie, welche dieser Werte sich regelmäßig mit zunehmendem Alter verändern.

Zwei Messwerte erwiesen sich als besonders aussagekräftig: das end-systolische Volumen des linken Vorhofs und die Auswurffraktion des linken Vorhofs. Auf Basis dieser Parameter entwickelten die Forscher mathematische Gleichungen, um das funktionelle Herzalter zu berechnen.

Auswertung zeigt extreme Folgen fürs Herz von Übergewicht

Die Auswertung ergab, dass das geschätzte funktionelle Herzalter in der gesunden Gruppe (durchschnittlich 34 Jahre alt) fast exakt dem tatsächlichen Alter entsprach. In der Risikogruppe hingegen lag das Herzalter im Schnitt 4,6 Jahre über dem biologischen Alter. Hier sollte man kurz auf Diabetes eingehen. Das Vorliegen der Stoffwechselkrankheit ließ in der mittleren Altersgruppe das Herz in drastischem Maße altern – hier hatten Betroffene ein bis zu 56 Jahre älteres Herz als gesunde Gleichaltrige. Allerdings beschreiben die Autoren hier ein uneinheitliches Muster, denn der Effekt sei nicht in jeder Altersgruppe feststellbar gewesen.

Besonders alarmierend waren die Ergebnisse bei Personen mit starkem Übergewicht. So zeigten die Daten ab einem BMI über 40 einen durchgängig massiven Einfluss auf das funktionelle Herzalter. Bei den Betroffenen arbeitete das Herz auf dem Niveau eines 45 Jahre älteren Menschen.

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Einschränkungen

Die Autoren sehen großes Potenzial in ihrem Modell. Da es die strukturellen und funktionellen Veränderungen des Herzens präzise erfasst, könne es helfen, sowohl bei scheinbar gesunden als auch bei vorbelasteten Personen das Herzrisiko greifbar zu machen. Das könnte die Prävention stärken und die Risikowahrnehmung in der Bevölkerung verbessern.

Doch man sollte auch auf Einschränkungen hinweisen. So sind Verzerrungen möglich, da die Studie bereits erhobene Daten verwendete. Die Autoren räumen außerdem ein, dass die Validierungsgruppe recht klein war. Dies schränkt die Übertragbarkeit der Ergebnisse ein; zumal ausschließlich Probanden aus Europa und Asien berücksichtigt wurden. Zudem fehlten in der Querschnittsstudie Langzeitdaten und nicht zuletzt Informationen über kardiovaskuläre Ereignisse in der gesundheitlichen Entwicklung der Probanden. Zahlreiche potenziell herzschädigende Faktoren fehlten in der Betrachtung. Auch muss man betonen, dass das Modell hauptsächlich mit Daten zu den Vorhöfen des Herzes gearbeitet hat. Es gibt aber noch einige weitere relevante Herzstrukturen.

Themen Herzgesundheit Übergewicht

Quellen

  1. Assadi, H., Zhao, X., Matthews, G. et al (2025). Cardiovascular magnetic resonance imaging markers of ageing: a multi-centre, cross-sectional cohort study. European Heart Journal Open ↩︎

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