27. August 2024, 3:25 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Tetanus ist eine lebensgefährliche Infektionskrankheit. Sie wird durch bestimmte Bakterien verursacht, die schon durch kleine Verletzungen in den Körper gelangen können. Als Folge treten starke Krämpfe auf, die auch die Atem- und Schluckmuskulatur des Menschen betreffen können. Im schlimmsten Fall kann dies tödlich enden.
Bereits eine Schürfwunde ist ausreichend, damit sich die Bakterien „Clostridium tetani“ im Körper ausbreiten und eine Tetanus-Infektion verursachen können. Die gute Nachricht: Es gibt die Möglichkeit, sich durch eine Impfung zu schützen. Laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) ist es für Erwachsene empfehlenswert, diese Impfung alle zehn Jahre auffrischen zu lassen, um eine Infektion bestmöglich zu vermeiden.1
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Übersicht
Was ist Tetanus?
Tetanus (auch Wundstarrkrampf genannt) wird durch eine Infektion mit dem Erreger Clostridium tetani hervorgerufen. Hierbei handelt es sich um Bakterien, die sich vorwiegend in der Erde und Straßenstaub, aber auch im Kot von Pferden finden lassen. Die Bakterien wachsen anaerob, also ohne Sauerstoff, und sind in sind in der Lage, Sporen auszubilden, was sie gegen ungünstige Bedingungen resistent macht. Die Tatsache, dass die Sporen des Bakteriums die Fähigkeit haben, lange zu überdauern, macht den Erreger besonders gefährlich.2
Wie steckt man sich an?
Oberflächliche Schnitte, Splitter oder andere kleine Verletzungen können dafür sorgen, dass die Sporen in den Körper eines Menschen gelangen. Aus einer Verunreinigung von Wunden in Verbindung mit mangelndem Impfschutz entsteht am häufigsten eine Tetanus-Krankheit, welche statistisch häufiger bei älteren Personen, aber auch bei Patientinnen/Patienten mit immunsupprimierender Therapie, immuneinschränkender Grundkrankheit oder nach einer Organtransplantation auftritt.3 Die Erkrankung kann allerdings nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden, da sie nicht über eine Tröpfcheninfektion weitergegeben wird. Es ist ebenfalls möglich, dass die Bakterien durch Kot von anderen Tieren und Tierbissen auf den Menschen übertragen werden.
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Vorkommen der Erkrankung
Obwohl man sich gegen die Erkrankung impfen lassen kann, stellt sie in großen Teilen der Welt bis heute ein großes Gesundheitsproblem dar. Dies ist besonders in einkommensschwachen Gebieten oder Regionen, die mangelnde Hygiene bei Geburten oder niedrige Impfquoten haben, der Fall. So können Neugeborene beispielsweise an Tetanus erkranken, wenn die Nabelschnur bei der Geburt mit nicht sterilen Instrumenten durchtrennt wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass im Jahr 2018 ungefähr 25.000 Neugeborene weltweit an Tetanus starben.4
Wie weit ist Tetanus in Deutschland verbreitet?
In Deutschland ist die Erkrankung an Tetanus aufgrund besserer Lebensbedingungen und vor allem der frühkindlichen 3er-Impfung (Diphterie, Tetanus, Keuchhusten) sehr selten, mit einer Erkrankungsrate über die letzten Jahre bei unter 15 Fällen pro Jahr und einer Sterberate von etwa drei Menschen pro Jahr.5
Welche Ursachen gibt es für Tetanus?
Urssächlich für die Erkrankung sind nicht die Bakterien direkt, sondern nur indirekt, indem sie gefährliche Giftstoffe freisetzen. Dringen die Tetanussporen in die Wunde ein, vermehren sich die Bakterien und produzieren Toxine. Diese gelangen dann in das umliegende Gewebe und lösen die Beschwerden der Tetanus-Erkrankung aus.
Bei den gebildeten Toxinen handelt es sich um:
- Tetano-Lysin: ist als sog. Neurotoxin das Haupttoxin vom C.tetani und verursacht die typischen neurologischen Symptome.
- Tetano-Spasmin: ist ein weiteres Toxin, welches in seltenen Fällen rote Blutkörperchen zerstören und das Herz schädigen kann. Die genaue klinische Bedeutung ist aber aktuell noch nicht vollständig geklärt.
Die Hemmung der Nervenimpulse ruft die lang anhaltenden und starken Muskelkrämpfe hervor, die typisch für die Erkrankung sind – und sie auch so gefährlich machen. Die Krämpfe können dabei durch visuelle, akustische oder Berührungsreize ausgelöst werden.
Inkubationszeit
Laut dem Robert Koch-Institut beträgt die durchschnittliche Inkubationszeit (zwischen der Verletzung und dem Auftreten von Symptomen) für gewöhnlich drei Tage bis drei Wochen. Allerdings kann sie auch zwischen einem Tag und mehreren Monaten liegen.6
Diese Symptome sind typisch für Tetanus
Ein für Tetanus typisches Symptom ist die Muskelstarre mit starken Krämpfen. Oft bemerken die Patienten dabei zuerst Schmerzen und eine gewisse Muskelsteifigkeit, die besonders den Nacken und das Gesicht betreffen. Typischerweise zeigen sich von kranial absteigende Symptome einer krampfenden Tonuserhöhung der Kaumuskulatur (medizinisch: Trismus oder Kieferklemme), der Gesichtsmuskulatur (medizinisch: Risus sardonicus) sowie der Nacken- und Rückenmuskulatur (medizinisch: Opisthotonus). Innerhalb von 24 Stunden können sich weitere Symptome mit generalisierten Muskelspasmen, Krämpfe im Kehlkopf mit Atemwegseinengung sowie häufig einer schweren Funktionsstörung des autonomen Nervensystems mit Tachykardie, Hypertonie, Schwitzen zeigen.
Mundsperre und „Teufelsgrinsen“
Hierbei kommt es zu einer Verkrampfung der Zungen- und Kiefermuskulatur. Dies führt dazu, dass die Betroffenen durch ständiges Lächeln oder hochgezogene Augenbrauen so wirken, als würden sie eine Grimasse schneiden.In diesem Kontext spricht man von einem „Risus sardonicus“ oder auch Teufelsgrinsen. Zudem sind die Betroffenen nicht in der Lage, ihren Mund zu öffnen (Mundsperre).
Überstreckung des Rückens
Neben den Krämpfen im Gesichtsbereich können diese auch in den Rücken- und Bauchmuskeln auftreten. In diesem Fall überstrecken die Betroffenen ihren Rücken bogenförmig, was sogar zu Wirbelbrüchen führen kann.7
Weitere Symptome können sein:
- Probleme bei der Atmung
- Reizbarkeit, Unruhe
- Krämpfe in den Gliedmaßen
- Anstieg des Blutdrucks
- Muskelsteifheit und Schmerzen (im Nacken und Gesicht)
- Herzrasen
- Trinkschwäche bei Säuglingen
- Allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopfschmerzen und Schüttelfrost
Krankheitsverlauf
Unbehandelt verläuft Tetanus immer tödlich: Die Betroffenen sterben meist aufgrund einer Lähmung der Atemmuskulatur. Für gewöhnlich treten die ersten Symptome der Infektionskrankheit drei Tage bis drei Wochen nach der eigentlichen Infektion auf. Hierbei können neben Unruhe, Müdigkeit und Kopfschmerzen vor allem auch Taubheitsgefühle und Kribbeln im Bereich der Wunde weitere Anzeichen der Erkrankung sein. In der Folge treten dann die bereits beschriebenen starken und schmerzhaften Krämpfe im Gesichts- und Kieferbereich sowie in der Brustmuskulatur und im Kehlkopf auf, die so stark sein können, dass sie zu einem Erstickungstod führen.
Diagnose der Erkrankung
Tetanus wird anhand der klinischen Symptome diagnostiziert, da es noch keine sicheren Nachweisverfahren der Erreger gibt. Muskelkrämpfe oder Versteifungen der Muskeln nach einer Wundverletzung zählen hierbei zu ausschlaggebenden Zeichen. Ein direkter Toxinnachweis ist leider nicht ausreichend verlässlich, um eine Diagnose eindeutig sichern zu können.8
Behandlung von Tetanus
In der Regel müssen Patienten, die an einer Tetanus-Infektion leiden, auf der Intensivstation behandelt werden. Die Behandlung von Tetanus hat das Ziel, das Überleben der Betroffenen zu sichern. Dies erfolgt mithilfe von intensivmedizinischen Maßnahmen und der Verhinderung der Vermehrung der Bakterien. Somit kann auch die Verbreitung der Giftstoffe im Körper des Betroffenen gestoppt werden.
Desinfizierung und Versorgung der Wunde
Zuerst sollte die Eintrittspforte, also die infizierte Wunde, schnell chirurgisch versorgt und verunreinigtes oder sogar entzündetes Gewebe entfernt werden, um eine weitere Produktion des Tetanospasmins zu verhindern. Der Betroffene erhält dann Medikamente (z. B. Metronidazol), um die Tetanus-Bakterien zu bekämpfen. Allerdings sorgt es nicht dafür, dass die von den Bakterien produzierten Gifte neutralisiert werden können.
Neutralisierende Antikörper
Damit man die Toxine, die sich noch nicht an Nerven gebunden haben, neutralisieren kann, greift man auf bestimmte Antikörper gegen das Tetanus-Toxin zurück (auch Tetanus-Immunglobulin genannt), die man den Patienten in einen Muskel spritzt. Ist das Toxin jedoch bereits an die Nerven gebunden, gibt es keine Möglichkeit mehr, dieses aus dem Körper zu entfernen.
Medikamente zur Entspannung der Muskulatur
Stattdessen bekommen die Betroffenen dann Medikamente verabreicht, die die Muskulatur entspannen. Auch das Herz-Kreislauf-System und die Atmung müssen überwacht werden. Entwickelt der Betroffene Atemprobleme, muss auf eine künstliche Beatmung zurückgegriffen werden. Selbst bei intensivmedizinischer Versorgung sterben immer noch zehn bis zwanzig Prozent der Betroffenen an einer Tetanus-Infektion – hauptsächlich an Herz- und Atemversagen.9
Wer ist besonders gefährdet?
Menschen, die Verbrennungswunden, operative Wunden oder eine Vorgeschichte mit intravenösem Drogenkonsum und keinen ausreichenden Impfschutz haben, sind besonders gefährdet, an Tetanus zu erkranken. Es ist ebenfalls möglich, dass eine Infektion auch nach der Geburt auftreten kann – zum Beispiel bei der Mutter mit Eintrittspforte Gebärmutter. Oder aber beim Neugeborenen, wenn unhygienische Bedingungen herrschen. Auch Menschen die ein geschwächtes Immunsystem oder Diabetes haben, sind einem größeren Risiko ausgesetzt, an Tetanus zu erkranken, weswegen hier besonders auf den Impfstatus geachtet werden sollte.10
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Vorbeugung von Tetanus
Im Gegensatz zur Impfung stellt die Minimierung des Verletzungsrisikos keine sichere Vorbeugungsmaßnahme dar. Die Impfung wird meist in Kombination mit anderen Impfstoffen verabreicht (z. B. gegen Diphtherie oder Keuchhusten) und bereits im Alter von zwei, vier und zwölf Monaten empfohlen. Nach der Grundimmunisierung des Kindes ist eine Auffrischung alle zehn Jahre ausreichend. Der Grad der Grundimmunisierung mit dem Tetanus-Impfstoff lag nach Angaben der WHO in den Jahren 2020 und 2021 für die Europäische Region bei ca. 94 Prozent. Neben der Grundimmunisierung im Kindesalter ist es aber ebenfalls ratsam, den Impfpass zu prüfen, um keine Auffrischungsimpfungen zu verpassen.11