
27. Juni 2025, 13:45 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Gehören Sie zu den Menschen, die auch im Sommer zur Sauna gehen und sich gelegentlich ein entspannendes heißes Bad gönnen? Dann halten manche Leute Sie vielleicht für verrückt, aber gesundheitlich scheinen Sie auf einer heißen Spur zu sein. Eine Studie hat jetzt verschiedene Wärmetherapien auf ihre gesundheitlichen Effekte untersucht. Im Vergleich Sauna vs. heißes Bad hat eine Anwendung klar die Nase vorn.
Ob heiße Bäder, klassische Sauna oder Infrarotkabine – Wärmetherapie gilt als sanfte Methode, um Herz-Kreislauf-System und Immunsystem in Schwung zu bringen. Doch welche Methode wirkt am intensivsten auf den Körper? Eine aktuelle Untersuchung der Universität Oregon hat die unmittelbaren physiologischen Effekte der drei gängigen Wärmebehandlungen direkt miteinander verglichen.1 Das Ergebnis: Nicht jede Wärmeanwendung entfaltet die gleiche biologische Wirkung, die Unterschiede sind größer als bislang angenommen – und eine Wärmetherapie muss in ihrer Wirkung sogar den Vergleich mit moderatem Ausdauertraining nicht scheuen.
Übersicht
Sauna und heiße Bäder im direkten Vergleich
Wärmetherapie erlebt derzeit ein Comeback – ob zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Gesundheit, zur Entzündungshemmung oder als ergänzende Maßnahme bei chronischen Erkrankungen.2,3,4 Während positive Effekte einzelner Methoden wie heiße Bäder, traditionelle Saunen oder Infrarot-Saunen bereits gut dokumentiert sind, fehlte bislang ein direkter Vergleich unter Alltagsbedingungen.5,6 Genau hier setzt die aktuelle Untersuchung an. Die Forschenden wollten herausfinden, wie stark sich diese drei Methoden in Bezug auf thermoregulatorische (Körpertemperatur, Schwitzen), kardiovaskuläre (Herzfrequenz, Blutdruck) und immunologische (Entzündungsmarker, Immunzellen) Reaktionen unterscheiden.
Studiendesign und Methoden
An der randomisiert-kontrollierten Crossover-Studie nahmen 20 gesunde, nicht-medikamentierte Männer und Frauen im Durchschnittsalter von 24 Jahren teil.
Alle durchliefen in zufälliger Reihenfolge drei verschiedene Wärmeanwendungen:
- ein 45-minütiges Vollbad bei 40,5 °C (Hot Water Immersion, HWI)
- eine traditionelle Sauna mit Pausen (dreimal zehn Minuten, Zieltemperatur 80 °C, jedoch gemessen im Mittel bei 66 °C, mit 17 Prozent Luftfeuchtigkeit)
- eine 45-minütige Sitzung in einer Infrarot-Sauna (Temperatur ansteigend von 46 °C auf 65 °C).
Die Versuchspersonen wurden während und nach der Wärmeeinwirkung intensiv überwacht: Neben Körper- und Hauttemperatur wurden Herzfrequenz, Blutdruck, Herzzeitvolumen und Gefäßwiderstand erfasst. Zusätzlich wurden Blutproben vor und 20 Minuten nach der Wärmebehandlung sowie 24 und 48 Stunden später entnommen, um Entzündungsmarker (z. B. Interleukin-6) und Immunzelltypen zu analysieren. So konnten akute und verzögerte Effekte der Wärmeanwendung auf den Organismus präzise verglichen werden.
Sauna vs. heiße Bäder – Effekte auf den Körper
Hot Water Immersion (HWI), also das heiße Bad, zeigte im Vergleich zu beiden Saunavarianten die deutlich stärkste Wirkung auf alle untersuchten Körperfunktionen.
Die Körperkerntemperatur stieg beim Vollbad im Schnitt um 1,1 °C an, während es 0,4 °C in der traditionellen Sauna waren. Die Infrarot-Sauna ergab nur minimale, statistisch zu vernachlässigende Veränderungen.
Das Herzzeitvolumen verdoppelte sich bei den heißen Bädern (HWI) von 5,1 auf 9,0 Liter pro Minute. Gleichzeitig sank der systemische Gefäßwiderstand um 9,4 mmHg·min/L und der Blutdruck um 14 mmHg – ein starker Reiz für das Herz-Kreislauf-System. Auch die verlorene Schweißmenge war mit 0,90 Kilogramm beim Bad am höchsten.
Immunologisch stieg der Entzündungsmarker Interleukin-6 (IL-6) nach HWI im Durchschnitt signifikant an (+0,41 pg/mL), was auf eine akute Immunaktivierung hinweist. Außerdem zeigten sich Veränderungen bei bestimmten Immunzellen: Die Anzahl zytotoxischer T-Zellen und natürlicher Killerzellen stieg, während T-Helferzellen abnahmen. Keiner dieser Effekte trat in der traditionellen oder Infrarot-Sauna auf.
Insgesamt waren heiße Bäder im Vergleich mit der Sauna auch subjektiv am anstrengendsten: Teilnehmende empfanden sie als heißer, unangenehmer und belastender als die Saunagänge.
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Wirkung heißer Bäder vergleichbar mit moderatem Ausdauertraining
Die Ergebnisse zeigen: Nicht jede Wärmetherapie wirkt gleich – und heiße Bäder erzeugen unter praxisnahen Bedingungen die stärksten physiologischen Reize.
Das könnte besonders relevant sein für Menschen, die aufgrund von Alter, Krankheit oder Einschränkungen nicht regelmäßig Sport treiben können. HWI könnte in diesen Fällen eine effektive Alternative darstellen, um Kreislauf und Immunsystem zu aktivieren. Allerdings kann dies an dieser Stelle nur vermutet werden, da ältere, kranke oder eingeschränkte Personen nicht Teil der Studie waren.
Bemerkenswert ist aber dennoch, dass die deutlich messbaren Erhöhungen von Herzfrequenz, Herzleistung und Entzündungsmarkern bekannten Reaktionen auf moderates Ausdauertraining ähneln.
Zwar war das heiße Bad auch subjektiv belastender, doch immer noch weit weniger fordernd als Sport. Die Studienautoren weisen zudem darauf hin, dass wiederholte Anwendungen nötig sein dürften, um langfristige gesundheitliche Effekte zu erzielen. Besonders für klinische Zielgruppen – z. B. Menschen mit Bluthochdruck oder chronischen Entzündungen – könnten heiße Vollbäder eine wirksame Therapieoption darstellen.
Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen
Die Studie ist methodisch solide und realitätsnah: Die verwendeten Protokolle spiegeln typische Alltagsanwendungen wider, und die Kombination aus physiologischer Überwachung und Blutanalysen erlaubt eine umfassende Bewertung. Stärken sind die randomisierte Crossover-Struktur und die Kontrolle potenzieller Störfaktoren (z. B. Ernährung, Bewegung, Menstruationsstatus).
Einschränkungen bestehen vor allem in der Zusammensetzung der Stichprobe: Es handelte sich um junge, gesunde, aktive Erwachsene – also keine typische Zielgruppe für Wärmetherapie zur Krankheitsprävention. Auch wurden nur akute Effekte einer einmaligen Anwendung untersucht. Ob wiederholte Anwendungen ähnliche oder gar stärkere Effekte erzeugen – und wie sich diese bei älteren oder chronisch kranken Menschen zeigen – bleibt offen. Zudem war die tatsächliche Temperatur in den Saunakabinen teils deutlich niedriger als angegeben, was die Vergleichbarkeit mit anderen Studien erschwert. Dennoch liefert die Untersuchung wertvolle Hinweise zur Wirksamkeit verschiedener Wärmemethoden und legt eine solide Grundlage für weiterführende Forschung.

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Fazit
Heiße Vollbäder führen unter praxisnahen Bedingungen zu den stärksten kardiovaskulären und immunologischen Reaktionen im Vergleich zu klassischen und Infrarot-Saunen. Sie erhöhen die Körpertemperatur, steigern Herzleistung und Schweißproduktion und aktivieren das Immunsystem – ähnlich wie moderates Ausdauertraining. Damit könnte HWI eine wirksame Alternative für Menschen bieten, die nicht regelmäßig Sport treiben können. Für fundierte Aussagen zur Wirkung bei älteren und kranken Menschen sowie langfristigen Effekten sind jedoch weitere Studien mit wiederholten Anwendungen und in klinischen Zielgruppen erforderlich.