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Organische Verbindungen

Purine – Vorkommen, Funktionen, gesundheitliche Risiken

Purine
Purine sind organische Substanzen, die auf natürliche Weise in pflanzlichen, menschlichen und tierischen Zellen vorkommen Foto: Getty Images

25.09.2023, 04:23 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Purine kommen in unserem Körper auf natürliche Weise als Zellbestandteile und in zahlreichen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Co. vor. Zu gesundheitlichen Problemen kann es kommen, wenn ein Überschuss entsteht, der zu Harnsäure abgebaut wird. FITBOOK-Autorin und Ernährungsexpertin Beke Enderstein klärt auf, welche Nahrungsmittel eine Extraportion Purine liefern und welche Personen auf eine purinarme Ernährung achten sollten.

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Purine sind per se nicht gefährlich, allerdings kann es aufgrund einer genetischen Veranlagung oder einem ungünstigen Lifestyle mit viel Wurst, „Backhendl“, Alkohol und Innereien zu gesundheitlichen Risiken kommen. Diesbezüglich sind nicht die Purine an sich das Problem, sondern die daraus gebildete Harnsäure.

Was sind Purine?

Purine sind organische Substanzen, die auf natürliche Weise in pflanzlichen, menschlichen und tierischen Zellen vorkommen – u. a. als Bestandteil der Nukleinsäuren. Entsprechend setzt sich der individuelle Proteinanteil des Menschen aus dem körpereigenen Gehalt an Purinen und den über Lebensmittel aufgenommenen Purinen zusammen.

Chemische Grundlagen

Aus biochemischer Sicht werden Purine der Kategorie der sogenannten heterocyclischen aromatischen Verbindungen zugeordnet – aufgrund eines aromatischen Ringgerüsts mit sechs Atomen.

Funktionen

Obwohl Purine häufig negativ assoziiert werden, übernehmen sie in unserem Körper wichtige Funktionen. Purine sind Bestandteile von (Co-)Enzymen und Energieträgern. Darüber hinaus spielen Purine eine unverzichtbare Rolle als molekulare Bausteine der genetischen Information (DNA).

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Problem Harnsäure: Abbauprodukt von Purinen

Im Rahmen des körpereigenen Zellabbaus entsteht auf natürliche Weise Harnsäure. Wird zusätzlich eine Extraportion Purine über tierische Lebensmittel und Alkohol aufgenommen, steigt das Risiko für Hyperurikämie (hoher Harnsäurespiegel) und Gicht (Stoffwechselerkrankung mit zu viel Harnsäure im Blut).

Das Problem: Die im Körper gebildete und über purinreiche Lebensmittel aufgenommene Harnsäure kann nur eingeschränkt über unsere Nieren – und nur zu einem geringen Teil über den Darm – ausgeschieden werden. Bei einem Überschuss steigt das Risiko, dass die Harnsäure auskristallisiert und früher oder später zu entzündeten Gelenken oder Harnsteinen führt.

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Purinreiche Lebensmittel – Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchte

Besonders reich an Purinen sind Innereien, Krustentiere bzw. Meeresfrüchte und die Haut von Fleisch und Fisch. Auch Kaltwasserfische wie Lachs, Makrele oder Hering enthalten viel Purin. Zu den Spitzenreitern unter den purinreichen Lebensmitteln zählen geräucherte Sprotten, Ölsardinen, Bratensoße und gebackenes Hähnchen mit Haut.

Allerdings gibt es auch ein paar pflanzliche Lebensmittel, die eine Extraportion Purine liefern. Dazu zählen vor allem Hülsenfrüchte und einige Gemüsesorten wie Spinat. Allerdings deuten Studien darauf hin, dass pflanzliche Quellen wie Spinat, Brokkoli und Spargel womöglich nicht bzw. deutlich weniger schädlich sind.

Übersicht der Lebensmittel

  • Innereien
  • Fisch und Fleisch*
  • Muscheln und Meerestiere
  • Wurst
  • Fleischextrakt (z.B. Bratensoße)
  • Fleisch- und Hefeextrakt (z. B. Brühwürfel)
  • Hülsenfrüchte (z. B. Erbsen und Linsen)
  • getrocknete Sojaprodukte („Sojafleisch”)
  • Erdnüsse
  • Spinat
  • Spargel
  • Brokkoli

*Insbesondere mit Haut

Purinarme Ernährung

Während eine purinarme Ernährung auch für gesunde Personen sinnvoll sein kann, muss bei einer Hyperurikämie bzw. bei Gicht der Purinanteil auf ein Minimum reduziert werden – um die Bildung von Harnsäure im Schacht zu halten.

Während es aus medizinischer Sicht als ausreichend gilt, die Harnsäure-Aufnahme bei Gicht auf ca. 500 Milligramm pro Tag zu reduzieren, erfordert ein akuter Gichtanfall eine maximale Aufnahme von 300 Milligramm Harnsäure pro Tag.

Umrechnung von Purin in Harnsäure: 1 Milligramm Purin wird in 2,4 Milligramm Harnsäure umgewandelt.

Purinarme Lebensmittel

  • Gemüse (z.B. Gurke, Tomaten, Paprika)*
  • Kartoffeln
  • Obst
  • Reis
  • Milch und fettarme Milchprodukte (z. B. Joghurt, Quark)
  • Hühnerei

*Bis auf die unter „purinreiche Lebensmittel” aufgeführten Gemüsesorten

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Zusätzliche Ernährungstipps bei Gicht

Eine Gicht-Diät zielt insbesondere auf den Verzicht purinreicher Lebensmittel ab, allerdings gibt es noch weitere Ernährungsregeln. Bei Gicht ist es beispielsweise wichtig, zusätzlich auf Alkohol zu verzichten und Übergewicht abzubauen.

Achtung vor Blitzdiäten: Allerdings sollte die Gewichtsreduktion langsam erfolgen, da beim Fasten oder bei Crash-Diäten in kurzer Zeit viele Zellen abgebaut werden und Harnsäure gebildet wird. Zusätzlich kommt es im Hungerstoffwechsel zu einer Synthese von Ketonkörpern, die die Ausscheidung der Harnsäure herabsetzen.

Da ASS (Acetylsalicylsäure) die Purinausscheidung ebenfalls reduziert, ist höchste Vorsicht geboten.

Empfehlungen für eine purinarme Ernährung

  • purinreiche Speisen meiden
  • viel Obst, Gemüse und Obst essen
  • fettarm und pflanzenebetont essen
  • Verzicht auf Alkohol*
  • Übergewicht abbauen
  • kein Fasten, keine Blitzdiäten
  • viel Wasser trinken**
  • Fleisch und Fisch kochen***

* insbesondere (alkoholfreies) Bier und Spirituosen enthalten viel Purin
** dadurch wird die Harnsäurekonzentration im Urin reduziert
*** das Kochwasser wegschütten

Fazit

Um das Risiko von Hyperurikämie und Gicht zu reduzieren, sollten purinreiche Lebensmittel – allen voran aus tierischen Quellen – nur in geringer Menge aufgenommen und auf Alkohol weitestgehend verzichtet werden. Dies gilt speziell für Personen mit genetischer Disposition. Gichtanfälle können zusätzlich vermieden werden, wenn Übergewicht langsam (keine Fastenkur oder Crash-Diäten!) über eine fettarme und pflanzenbasierte Diät abgebaut wird.

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Quellen

Themen Gicht
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