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Östron, Östradiol, Östriol

Östrogene – Funktion, Mangel und Supplementierung

Östrogene können auch supplementiert werden
Östrogene können auch supplementiert werden Foto: Getty Images
Janek Hennicke

13.07.2023, 04:24 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Östrogene oder Estrogene gehören zu den bekanntesten Vertretern der Steroidhormone. Dabei zählen sie besonders für Frauen zu den wichtigen Einflüssen in der Entwicklung. Doch Östrogen ist vielfältig und nimmt Einfluss auf unterschiedliche Prozesse im Körper, auch beim Mann. FITBOOK klärt auf.

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Wie eingangs erwähnt sind Östrogene vor allem für die körperliche Entwicklung von Frauen essenziell. Doch auch bei männlichen Teilhabern der Gesellschaft haben diese Steroidhormone mehr als nur einen kleinen Effekt. So nehmen sie Einfluss auf grundlegende körperliche Prozesse, bei beiden Geschlechtern. Der Einfluss reicht dabei über das Befinden und Krankheiten, noch weiter bis zu äußerlichen Gegebenheiten, die vom Steroidhormon Östrogen beeinflusst werden.

Was sind Östrogene überhaupt?

Östrogene sind Steroidhormone, welche in jeweils leicht unterschiedlicher Form vorkommen. Sie werden von jedem Menschen produziert und nehmen dabei diverse Einflüsse. Jedoch schwankt ihr Vorkommen im Laufe des Lebens. Sie spielen eine wichtige Rolle in unserer Entwicklung, nehmen dabei aber einen größeren Einfluss auf Frauen, da sie an der Entstehung weiblicher Geschlechtsmerkmale beteiligt sind.

Welche Arten gibt es und wie wirken sie?

Die drei Östrogenarten sind Östron, Östradiol und Östriol. Es gibt neben diesen dreien jedoch ein Viertes, welches nicht zu den vorrangig vorkommenden Arten gehört, Estetrol. Sie alle haben verschiedene Aufgabenbereiche und werden zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben hergestellt.1

Östron, das Altershormon

Östron, oder auch E1, spielt vor allem nach der Menopause eine wichtige Rolle bei Frauen. Ab diesem Zeitpunkt ist es einzig das Östrogen, welches weiterhin normal und regulär im Körper produziert wird. Das Besondere an E1 ist, dass es vom Körper in Östradiol umgewandelt werden kann. Es wird in den Nebennieren, den Eierstöcken und im Fettegwebe hergestellt. Auch männlich geborene besitzen Östron, jedoch in kleineren Mengen.

Östradiol, das Haupthormon

Östradiol, oder auch E2, ist das wichtigste und stärkste Östrogen. Es ist während der wahrscheinlich längsten Zeit im Leben einer Frau aktiv und hat Einfluss auf Zyklus, Herz-Kreislauf-System, neurologisches System, Skelettsystem, Gefäßsystem und viele weitere wichtige Prozesse. E2 wird bei Frauen größtenteils in den Eierstöcken produziert, kann aber auch im Gewebe durch Synthese und im Gehirn hergestellt werden. Bei Männern trifft ein ähnliches Konzept zu: E2 wird hier größtenteils in den Hoden produziert, doch auch Gewebe ist in der Lage einzuspringen und es herzustellen.2

Östriol, das Schwangerschaftshormon

Östriol, oder auch E3, gilt als schwächstes Östrogen, ist aber dennoch essenziell. Es kommt in geringen Mengen vor und wird während der Schwangerschaft in erhöhten Mengen entwickelt. Die Hauptfunktion von Östriol ist den schwangeren Körper auf die Geburt, Wehen und Stillen vorzubereiten. Dafür lässt E3 die Gebärmutter, welche im Zusammenspiel mit dem Fötus für die Produktion zuständig ist, mitwachsen. Östriol wird in der Plazenta gebildet, einem Organ, welches nur während der Schwangerschaft existiert. Drei Wochen vor der Entbindung ist der Wert dabei am höchsten, da durch das heranwachsende Kind die Produktion angeregt wird.

Estetrol, das Babyhormon

Estetrol, oder auch E4, komplettiert die Liste an Östrogenen. Es wird in der Leber des Fötus gebildet und gelangt über die Plazenta in den mütterlichen Kreislauf. Kurz nach der Geburt stoppt die Estetrolproduktion in der Leber des Neugeborenen.3

Was bedeutet ein Mangel oder Überschuss?

Den Östrogenwert kann man mittels Selbsttest zu Hause bestimmen. Die Zuverlässigkeit in den meisten Fällen gewährleistet, außer bei Speicheltests.

Östron

Ein Mangel an Östron zeichnet sich immer erst nach den Wechseljahren ab, da es dann erst eine ausschlaggebende Rolle übernimmt. E1-Mangel kann dann, sowie ein allgemeiner Mangel an Östrogen, das Risiko für Osteoporose erhöhen. Außerdem sind nach der Menopause (zwölf Monate nach der letzten Periode) auftretende Hitzewallungen, Schwächegefühl und verminderte Libido Indizien für ein niedriges E1-Level. Die Gründe dafür können Mangelernährung, ein sehr niedriger Körperfettanteil, Stress oder zu wenig Schlaf sein.

Ein Überschuss von Östron kann ein Anzeichen von Brustkrebs sein und die Entwicklung im Vorhinein begünstigen. Außerdem erhöht sich durch ein zu hohen Östronwert die Wahrscheinlichkeit für Gebärmutterkrebs. Vor allem das Fettgewebe spielt dabei eine wichtige Rolle, da ein höherer Körperfettanteil auch mehr Östron bedeutet. Genau wie bei einem Mangel kann sich auch Stress oder zu wenig Schlaf zu einem Überschuss entwickeln, daher sollte man diese Aspekte mindestens genauso scharf beobachten.

Östradiol

Da Östradiol in vielen Bereichen des Körpers tätig ist, wirkt sich ein Mangel auch auf verschiedene Bereiche aus. Dazu gehört, wie erwähnt die Entwicklung von Osteoporose, aber auch eine abnehmende Knochenstruktur, die Entwicklung von Herzkrankheiten, verminderte Libido, unregelmäßige Periode, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Gewichtszunahme. Gründe für einen niedrigen E2-Wert können zu wenig Schlaf, Stress, genetische Krankheiten oder Hypophyse sein, daneben aber auch eine verminderte Leistungsfähigkeit der Gebärmutter.

Für einen Überschuss an Östradiol sind ähnlich wie bei Östron Schlaf und Stress beteiligt. Außerdem ist eine Überfunktion durch die Gebärmutter möglich, die Hintergründe sind bisher jedoch nicht vollständig geklärt. In der Folge können sich ebenfalls wie bei E1 Brust- oder Gebärmutterkrebs entwickeln.

Östriol

Ein Mangel an E3 kann ein Problem mit der Plazenta bedeuten. Grund dafür könnte ein Gendefekt beim Fötus sein wie etwa Downsyndrom.

Ein unerwarteter Überschuss an E3 vor der 37. Woche der Schwangerschaft kann ein Anzeichen für frühzeitige Wehen sein und damit schwerwiegende Folgen haben.

Männer und Östrogene

Bei Männern spielen Östrogene eine andere, aber dennoch wichtige Rolle. So haben Östrogene Einfluss auf den allgemeinen Hormonhaushalt als wichtigster Gegenspieler zum männlichen Testosteron. Dabei nimmt der Wert im Laufe des Lebens stetig zu. Weiterhin beeinflussen Östrogene beim Mann die Gefäßreagibilität, Potenz, Libido, Prostata, Lipidstoffwechsel, Knochenstoffwechsel und die Möglichkeit Kinder zu zeugen. Dementsprechend übernehmen sie auch bei maskulinen Vertretern unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle in der Entwicklung.4,5

Mangel von Östrogenen

Einen alleinigen Östrogenmangel gibt es bei Männern fast nie. Stattdessen geht dieser häufig mit einem Testosteronmangel einher. Sollte das auftreten, handelt es sich um einen sogenannten Aromatasemangel. Die Symptome sind jedoch ähnlich zu einem Östrogenmangel. Beispiele sind Osteoporose oder Libidoverlust. Der Einfluss auf die Prostata und sich dort entwickelnde Karzinome, ist unklar.5

Auch interessant: Mögliche Anzeichen von Prostatakrebs – sowie Diagnose und Behandlung

Überschuss von Östrogenen

Ein Überschuss von Östrogenen können Unfruchtbarkeit, Gynäkomastie, Erektionsstörungen, Libidoverlust oder vermindertes Wachstum sein. Die Gründe für einen Überschuss können, wie auch bei anderen Geschlechtern, Stress, Gewichtszunahme oder Fettleibigkeit sein. Daneben können auch Schädigungen der Leber, Tumore oder Hypogonadismus sein.

Auch wenn es am Anfang nicht so wirkt, so hat das eigentliche „weibliche Geschlechtshormon“ doch wesentliche Einflüsse auf die Entwicklung und das Befinden von Männern.

Lohnt es sich, Östrogene zu supplementieren?

Über die Supplementierung von Östrogenen gab es bereits viele Debatten. Schon in den 1940er-Jahren entschieden sich Frauen dazu, Östrogene in Form von Supplementen zu sich zu nehmen. Ziel war es, die Auswirkungen der Wechseljahre zu bekämpfen. Bis in die 1970er-Jahre hielt sich der Glaube, die Einnahme von Östrogenen nach der Postmenopause hätte keinerlei Auswirkungen auf die Gesundheit. Doch zu dieser Zeit wurden erste Stimmen laut, die auf einen möglichen Zusammenhang mit Gebärmutterkrebs hinwiesen. Diese Annahme fand jedoch bis zu einer 2002 veröffentlichten Studie der „Women’s Health Initiative“ (WHI) kaum Anklang. Danach wendete sich die Meinung rasant, da in der Studie über viele Negativaspekte aufgeklärt wurde.

Mittlerweile weiß man jedoch, dass die Positivaspekte der Supplementierung von Östrogenen bei Frauen nach den Wechseljahren überwiegen können. Treten bei Frauen unter 60 oder innerhalb der ersten zehn Jahre nach der Menopause Symptome auf, kann eine Hormonersatztherapie in Absprache mit einem Arzt sinnvoll sein.6

Quellen

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Weitere Quellen

Themen Frauengesundheit Männergesundheit
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