Zum Inhalt springen
logo Das Magazin für Fitness, Gesundheit und Ernährung
Studie zeigt

Schlafen um diese Tageszeit ist mit erhöhtem Sterberisiko verbunden

Der Mittagsschlaf ist offenbar mit erhöhtem Sterberisiko verbunden
Ein kurzer Powernap gilt als unbedenklich – ein ausgedehnter Mittagsschlaf hingegen steht im Verdacht, das Sterberisiko zu erhöhen. Foto: Getty Images
Julia Freiberger
Redakteurin

2. Juli 2025, 4:56 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Längere oder unregelmäßige Mittagsschläfchen könnten gefährlicher sein als gedacht. Eine neue Studie liefert Hinweise, dass vor allem Nickerchen zur Mittagszeit mit einer höheren Sterblichkeit bei älteren Erwachsenen verbunden sind – möglicherweise als Folge tieferliegender Gesundheitsprobleme. Forschende sehen darin ein potenzielles Frühwarnzeichen, das bislang oft übersehen wurde.

Artikel teilen

Die Vorstellung, dass ein kurzes Nickerchen gut für Körper und Geist ist, ist weitverbreitet – und tatsächlich gilt ein Powernap als förderlich für Konzentration und Wohlbefinden. Für den Fall, dass der Schlaf allerdings länger andauert und zur Gewohnheit wird, zeichnet die Forschung ein weniger günstiges Bild. So zeigt eine aktuelle Untersuchung, dass bestimmte Nickerchenmuster möglicherweise als Frühwarnsignal für gesundheitliche Probleme dienen könnten – mit zum Teil dramatischen Folgen. Sie benennt sogar eine spezifische Zeitspanne am Tag, in der Schlafen riskant zu sein scheint: zwischen 11 und 15 Uhr! Die Erkenntnisse der aktuellen Untersuchung stützen die Ergebnisse einer früheren Studie. FITBOOK kennt die Details.

Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!

Neue Beobachtungsstudie der UK Biobank: Nickerchenverhalten beeinflusst Sterberisiko

Eine aktuelle Beobachtungsstudie von Forschern am Massachusetts General Hospital in Boston legt nahe, dass bestimmte Tagesnickerchen-Muster mit einer erhöhten Gesamtsterblichkeit bei Menschen ab mittlerem Alter verbunden sind. Die Studie wurde im Mai 2025 veröffentlicht und auf dem Jahreskongress „SLEEP 2025“ der Associated Professional Sleep Societies in Seattle präsentiert.1 Erhoben wurden die Daten mithilfe von Actigraphie im Rahmen der UK Biobank, einer großangelegten Gesundheitsstudie in Großbritannien. Die Ergebnisse zeigen: Längere, unregelmäßige oder zur Mittagszeit stattfindende Nickerchen sind mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden – selbst wenn andere Gesundheits- und Lebensstilfaktoren berücksichtigt werden. Zwar kann die Studie keinen ursächlichen Zusammenhang belegen, doch Experten vermuten, dass auffälliges Nickerchenverhalten ein Symptom für zugrunde liegende Gesundheitsprobleme sein könnte – etwa Schlafstörungen, Stoffwechselstörungen oder beginnende Demenz. Letzteres war etwa das Ergebnis einer Harvard-Studie aus dem Jahr 2022. Sie brachte Nickerchen mit Alzheimer in Verbindung (FITBOOK berichtete).

Auch interessant: So repariert sich das Gehirn im Schlaf von selbst

Was und warum wurde untersucht?

Die Studie untersuchte, ob objektiv gemessene Tagesnickerchen – Dauer, Häufigkeit, Regelmäßigkeit und Tageszeit – mit dem Risiko für eine erhöhte Gesamtsterblichkeit in Zusammenhang stehen. Hintergrund ist, dass viele Menschen im mittleren bis höheren Alter tagsüber schlafen, um Schlafmangel in der Nacht auszugleichen. Frühere Studien hatten bereits Hinweise geliefert, dass übermäßige Tagesschläfrigkeit mit gesundheitlichen Problemen wie erhöhtem Blutdruck, Adipositas oder Demenz einhergehen kann.2 Die neue Untersuchung wollte klären, ob Nickerchen auch unabhängig von anderen Faktoren als Indikator für gesundheitliche Risiken dienen können. Besonderes Augenmerk lag auf der Frage, ob sich Muster im Nickerchenverhalten – zum Beispiel besonders lange oder unregelmäßige Naps – als mögliche Frühwarnzeichen für versteckte Erkrankungen wie Schlafapnoe, chronische Entzündungen oder kognitive Abbauprozesse herausstellen.

Studiendesign und Methoden

Die Analyse basiert auf Daten von 86.565 Erwachsenen ohne Schichtarbeit im Alter von durchschnittlich 63 Jahren. 57 Prozent der Teilnehmer waren Frauen. Alle Probanden trugen sieben Tage lang ein Actigraphie-Armband – ein Gerät, das Bewegungsdaten aufzeichnet, um Ruhe- und Aktivitätsphasen zu erkennen. Tagesnickerchen wurden als Schlafepisoden zwischen 9:00 und 19:00 Uhr definiert. Die Forscher analysierten Dauer, Regelmäßigkeit (Variabilität) und Zeitpunkt der Nickerchen in Zwei-Stunden-Fenstern. Im Durchschnitt schliefen die Teilnehmenden tagsüber etwa 24 Minuten pro Tag. Wie stark die Dauer der Nickerchen von Tag zu Tag schwankte, lag ebenfalls bei rund 24 Minuten. Über einen Zeitraum von bis zu elf Jahren wurden die Teilnehmenden nachverfolgt – in dieser Zeit verstarben 5189 Personen, das entspricht etwa sechs Prozent der gesamten Gruppe. Bei der Auswertung wurden wichtige Einflussfaktoren wie Körpergewicht, Alkoholkonsum, Rauchverhalten, nächtliche Schlafdauer und bereits bestehende Erkrankungen berücksichtigt, um die Ergebnisse möglichst zuverlässig zu machen.

Melatonin Einschlafspray

mit reinem Melatonin

Diese Nickerchenmuster waren mit höherer Sterblichkeit verbunden

Die Ergebnisse zeigen, dass bestimmte Tagesnickerchen-Muster mit einer höheren Sterblichkeit verbunden sind – selbst nach Berücksichtigung zahlreicher Einflussfaktoren:

Längere Nickerchen

Teilnehmer mit längeren Tagesnaps zeigten ein höheres Sterberisiko.

Unregelmäßige Dauer

Größere Schwankungen in der täglichen Nap-Dauer waren ebenfalls mit einem erhöhten Risiko assoziiert.

Zeitpunkt der Naps

Besonders riskant waren Nickerchen zwischen 11:00 und 15:00 Uhr.

Die meisten Naps fanden vormittags statt:

  • 34 Prozent zwischen 09:00–11:00 Uhr
  • 10 Prozent zwischen 11:00–13:00 Uhr
  • 14 Prozent zwischen 13:00–15:00 Uhr
  • 19 Prozent zwischen 15:00–17:00 Uhr
  • 22 Prozent zwischen 17:00–19:00 Uhr

Besonders auffällig war, dass die Verstorbenen häufiger zu unregelmäßigen Zeiten geschlafen und längere Nickerchen zwischen 11:00 und 15:00 Uhr gemacht hatten – also genau in jenem Zeitraum, der bisher als klassischer „Powernap“-Slot galt.

Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?

Diese Studie erweitert die bisherige Sichtweise auf Schlafverhalten erheblich. Während kurze Mittagsschläfchen oft als produktivitätsfördernd gelten, legt die neue Datenlage nahe, dass längere oder unregelmäßige Nickerchen vielmehr Warnzeichen für zugrunde liegende Gesundheitsprobleme sein könnten.3

Nickerchen sollten möglichst nur 20 bis 30 Minuten dauern

Die American Academy of Sleep Medicine (AASM) empfiehlt gesunden Erwachsenen, Nickerchen möglichst auf 20 bis 30 Minuten am frühen Nachmittag zu beschränken. Zwar kann ein kurzer Powernap die Wachheit und Konzentration verbessern, doch längere Nickerchen bergen laut AASM ein Risiko für sogenannte Schlafträgheit – einen Zustand geistiger Benommenheit nach dem Aufwachen, der die kurzfristige Leistungsfähigkeit einschränken kann.4

Kurzum: Auffälliges Tages-Schlafverhalten – insbesondere bei älteren Erwachsenen – sollte Anlass für eine ärztliche Abklärung geben, insbesondere wenn gleichzeitig nächtliche Schlafstörungen, Energielosigkeit oder kognitive Beschwerden vorliegen.

Einordnung der Studie

Die Studie überzeugt durch ihre Größe, das objektive Messverfahren und eine sorgfältige statistische Auswertung. Dennoch gibt es einige methodische Einschränkungen: So basiert die Erfassung der Schlafphasen auf Actigraphie, also auf der Analyse von Bewegungsmustern. Diese Technik kann zwar zuverlässig zwischen Ruhe und Aktivität unterscheiden, erfasst aber keine Gehirnaktivität – dadurch besteht die Möglichkeit, dass ruhiges Wachliegen fälschlich als Schlaf gewertet wurde.

Außerdem definierten die Forschenden Nickerchen als Schlaf zwischen 9 und 19 Uhr. Dabei lässt sich nicht mit Sicherheit ausschließen, dass insbesondere frühe Nickerchen – etwa zwischen 9 und 11 Uhr – teilweise noch zum Nachtschlaf gehörten, etwa bei Spätaufstehern. Auch das könnte die Ergebnisse beeinflusst haben.

Ein weiterer wichtiger Punkt

Die Studie ist beobachtend, nicht experimentell. Das bedeutet: Sie zeigt Zusammenhänge, kann aber keine Ursache-Wirkung belegen. So bleibt unklar, ob die Nickerchen tatsächlich gesundheitsschädlich sind – oder ob sie einfach ein Frühzeichen für bereits bestehende, vielleicht noch unerkannte Erkrankungen darstellen. Fachleute wie Dr. MacSweeney und Dr. Kelley gehen eher vom zweiten Fall aus.

Fest steht jedoch: Wer regelmäßig lange, unregelmäßige oder mittags stattfindende Nickerchen macht, trägt laut dieser und früheren Studien ein erhöhtes Risiko, früher zu sterben. Solche Schlafmuster könnten ein wichtiger Hinweis auf verborgene gesundheitliche Probleme sein.

Wer sich tagsüber oft müde fühlt, sollte deshalb nicht zögern, das ärztlich abklären zu lassen – vor allem, wenn auch der Nachtschlaf beeinträchtigt ist oder andere Beschwerden dazukommen.

Mehr zum Thema

Eine ältere Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen

Bemerkenswert ist, dass die aktuelle Studie das Ergebnis einer Meta-Studie bekräftigt, die ein internationales Forscher-Team um Zhe Pan 2020 veröffentlicht hatte.5

Erhöhtes Sterberisiko durch zu langen Mittagsschlaf

Die Wissenschaftler hatten die Gesundheitsdaten von mehr als 300.000 Testpersonen genauer unter die Lupe genommen. Rund 40 Prozent der Probanden hatten angegeben, tagsüber regelmäßig einen Mittagsschlaf zu halten. Im Vergleich zu Personen, die keinen Mittagsschlaf gehalten hatten, zeigte die Studie für Mittagsschläfer ein erhöhtes Sterberisiko von 30 Prozent. Das galt vor allem für Personen, die mehr als eine Stunde am Tag schliefen. Die Personen ohne Mittagsschlaf schliefen in der Regel hingegen mehr als sechs Stunden pro Nacht.

Auch mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Mittagsschläfern

Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass Personen, die langen Mittagsschlaf halten, zudem ein erhöhtes Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben. In ihrer Untersuchung war bei den Mittagsschläfern das Risiko signifikant um 34 Prozent angestiegen. Woran es liegt, dass ein ausgedehnter Mittagsschlaf der Gesundheit schadet und das Sterberisiko erhöhen kann, konnten die Forscher nicht beantworten.

Themen Schlaf

Quellen

  1. Chenlu, Gao., Ruixue, Cai., Xi, Zheng. et al. (2025). 0350 Objectively-Assessed Napping Behaviors Predict Mortality in Middle-to-Older Aged Adults. Sleep. ↩︎
  2. Cai, Z., Yangm Y. et al. (2023). The relationship between daytime napping and obesity: a systematic review and meta-analysis. Sci Rep. ↩︎
  3. Lang, K. What might your napping habits say about your health? Medical News Today (aufgerufen am 01.07.2025) ↩︎
  4. American Academy of Sleep. Napping behaviors predict mortality risk in middle-to-older aged adults. EurekAlert! (aufgerufen am 01.07.2025) ↩︎
  5. Zhe, Pan., Mingkai, Huang., Junfeng, Huang. et al. (2020). Association of napping and all-cause mortality and incident cardiovascular diseases: a dose–response meta analysis of cohort studies. Sleep Medicine. ↩︎

Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung unseres Angebots mit Tracking und Cookies widerrufen. Damit entfallen alle Einwilligungen, die Sie zuvor über den (Cookie-) Einwilligungsbanner bzw. über den Privacy-Manager erteilt haben. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit Tracking und Cookies entscheiden.

Bitte beachten Sie, dass dieser Widerruf aus technischen Gründen keine Wirksamkeit für sonstige Einwilligungen (z.B. in den Empfang von Newslettern) entfalten kann. Bitte wenden Sie sich diesbezüglich an datenschutz@axelspringer.de.