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Umgang mit der Nebenwirkung

Diese gängigen Medikamente können zu Dehydrierung führen

medikamente dehydrierung: Tabletten neben einem Glas mit Wasser
Verspüren Sie ungewohnt viel Durst, haben Kopfschmerzen oder sind ständig müde? Dies können Anzeichen von Dehydrierung sein, die auch durch bestimmte Medikamente ausgelöst werden kann. Foto: Getty Images

29.08.2023, 14:15 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Viele Menschen müssen regelmäßig Medikamente einnehmen und haben teilweise mit starken Nebenwirkungen zu kämpfen. Was einigen vielleicht nicht bewusst ist: Bestimmte Medikamente können auch zu Flüssigkeitsmangel im Körper führen.

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Mit fachlicher Beratung von
Dr. Matthias Riedl, Internist, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg

Nicht nur Durst, sondern auch Kopfschmerzen, Schwindel oder Herzrasen können Symptome einer Dehydrierung sein – und diese kann auch durch die Einnahme bestimmter Medikamente entstehen. Doch welche Mittel können überhaupt diese Nebenwirkung mit sich bringen, und sollte man sie dann einfach absetzen? Die Antworten erhalten Sie in diesem Artikel.

Symptome, an denen man Dehydrierung erkennen kann

Flüssigkeitsmangel entsteht etwa, wenn man zu wenig trinkt und zu wenig Flüssigkeit spendende Nahrung (insbesondere Gemüse und Obst) zu sich nimmt. Häufig sind ältere Menschen von Dehydrierung betroffen.

Anzeichen, die auf eine Dehydration hindeuten, sind:1

  • Durst
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Konzentrationsstörungen
  • Verwirrtheit
  • Müdigkeit
  • Gliederschmerzen
  • trockene Schleimhäute (z. B. im Mund)
  • trockene Haut („Knitterfalten“, die nicht zurückgehen)
  • dunkler Urin
  • Muskelkrämpfe
  • Herzrasen
  • Frieren
  • Verstopfung2

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Medikamente, die dehydrieren können

Blutdruck-Medikamente

Zur Behandlung von Bluthochdruck können verschiedene Arten von Medikamenten eingesetzt werden. Eine Medikamentengruppe wirkt auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) und zwar in Form von Inhibitoren bzw. Hemmern. Genauer hemmen sie ein für dieses System wichtige Enzym namens ACE (Angiotensin-Converting-Enzyme) und werden deshalb auch als ACE-Hemmer bezeichnet.3 Andere Medikamente blockieren das Hormon Angiotensin II und sind deshalb auch als Angiotensin II Rezeptorblocker (ARB) bekannt.4

Doch was haben diese Medikamente mit Dehydrierung zu tun? Der Zusammenhang besteht darin, dass das RAAS neben der Regulation des Blutdrucks auch den Wasser-Elektrolyt-Haushalt unseres Organismus steuert.5 Dabei hat es auch einen Einfluss auf unser Durstgefühl.6 „Indem sie dieses System hemmen, können ACE-Hemmer und ARB den Drang einer Person, Wasser zu trinken, unterdrücken, was zu einer Dehydrierung führen kann“, erklärte Pharma-Experte HaVy Ngo-Hamilton in einem Bericht des US-amerikanischen Gesundheitsmagazins „Healthline“.

Eine Studie aus dem Jahr 2018 konnte bestätigen, dass die Einnahme von ACE-Hemmern oder ARB einen Risikofaktor für Dehydrierung darstellt.7

Diuretika

Diuretika sind Medikamente, die bei unterschiedlichen Leiden zum Einsatz kommen. So können sie etwa Bestandteil einer Behandlung von Herzinsuffizienz sowie verschiedener Nierenerkrankungen, z. B. Nierensteinen, sein. Auch bei hohem Blutdruck oder gegen Ödeme werden sie eingesetzt.

Die Medikamente kurbeln die Harnproduktion und dessen Ausscheidung (Diurese) an, wodurch überschüssige Wasseransammlungen aus dem Körper geschwemmt werden. Sie wirken also entwässernd und sind deshalb auch unter der Bezeichnung Wassertabletten geläufig.8

Ist der Flüssigkeitsverlust, den die Diuretika verursachen, allerdings zu hoch, z. B. bei einer Überdosierung oder weil der Patient generell zu wenig trinkt, können die Medikamente zu Dehydrierung führen.9

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Diabetes-Medikamente

Auch für Diabetiker ist es ratsam, darauf zu achten, ob bei ihrer medikamentösen Behandlung Anzeichen von Flüssigkeitsmangel auftreten. Zur Dehydrierung kann es z. B. beim Medikament Metformin kommen. Dieses hat nicht selten Magenverstimmungen und Durchfall zur Folge.10 Letzteres kann, falls es die Beschwerden nicht nach einigen Tagen wieder verschwinden oder sie unbehandelt bleiben, zur Dehydration führen.

Eine weitere Arzneigruppe, die bei Diabetes zum Einsatz kommt: SGLT2-Inhibitoren bzw. -Hemmer. Dazu zählen u. a. Dapagliflozin und Empagliflozin. Sie erhöhen die Glucose-Ausscheidung über den Urin und senken so den Blutzuckerspiegel. Die so wirkenden Medikamente führen aber auch dazu, dass man häufiger Wasser lassen muss, was zu einer Dehydrierung führen kann.11

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Abführmittel

Sie versprechen Erleichterung bei Verstopfung, können jedoch dehydrieren: Abführmittel. Sie ziehen Wasser aus dem Darm, um den Stuhl weich zu machen und die Darmentleerung zu erleichtern.

Auf der anderen Seite kann die Verstopfung bereits ein Symptom von Dehydration sein. In dem Fall versucht der Körper, das vorhandene Wasser im Körper zu speichern und entzieht dem Stuhl zusätzlich Wasser.12 Hier könnten abführende Medikamente eine Dehydrierung noch verstärken.

Medikamente im Rahmen einer Chemotherapie

Wer sich aufgrund einer Krebserkrankung einer Chemotherapie unterziehen muss, hat meistens mit diversen schwerwiegenden Nebenwirkungen zu kämpfen. Darunter auch Übelkeit, Durchfall und Erbrechen, die das Risiko für eine Dehydrierung erhöhen. Medikamente, die diesen Effekt haben, sind laut eines offiziellen Schreibens der National Institutes of Health (Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums) z.B. Cisplatin, Doxorubicin und Methotrexat.13

Gefahr der Entwässerung durch extremes Fasten

Fasten, bei dem man über lange Zeit auf Nahrung verzichtet, kann gefährlich werden. Das verriet uns Ernährungsexperte PhDr. Sven-David Müller in einem früheren FITBOOK-Beitrag und erklärte: „Das Fasten ist grundsätzlich für niemanden zu empfehlen, weil Fasten hungern bedeutet und wir einen lebensnotwendigen Bedarf an vielen Nahrungsinhaltsstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen, Eiweißbausteinen und bestimmten Fettsäuren wie beispielsweise Omega-3 haben.“ Seine Einschätzung eines extremen Falles, bei dem jemand nur noch Wasser trank, lautete sogar wie folgt: „Es ist ein absoluter Stress für den Körper, sozusagen das Gegenteil von gesund. Allein durch Salzmangel kann es zur gefährlichen Entwässerung, zu Blutdruckabfall, zu einer Veränderung des Wasserhaushalts und schließlich zu Kreislauf-Zusammenbrüchen kommen.“

Dehydrierung durch Medikamente – wie verhalte ich mich richtig?

Der erste einleuchtende Gedanke im Fall von Dehydrierung durch Medikamente wäre wohl: Einfach mehr Wasser trinken. Doch das kann je nach Erkrankung, die medikamentös behandelt wird, genau falsch sein.

„Zu viel Wasser zu trinken, kann sogar schädlich sein, wenn Sie unter bestimmten medizinischen Bedingungen leiden. Wenn Sie zum Beispiel an einer Herzinsuffizienz oder einer Nierenerkrankung leiden, kann Ihr Arzt Sie auf eine Diät zur Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr setzen“, erklärt der bereits erwähnte „Healthline“-Experte Ngo-Hamilton.

FITBOOK-Experte gibt Ratschläge, um einer Dehydrierung vorzubeugen

Auf FITBOOK-Nachfrage schränkte Internist, Ernährungsmediziner und Diabetologe Dr. Matthias Riedl die Aussage von Ngo-Hamilton jedoch ein: „Diese Schwelle (von zu viel Wasser; A. d. R.) wird allerdings erst oberhalb von drei bis vier Liter gerissen. Grundsätzlich haben wir in Deutschland – gerade auch bei Älteren – das Problem des zu wenig Trinkens.“ Zusätzlich warnt er: „Schon ein Prozent Wassermangel kann zu zehn Prozent Leistungseinbußen führen, geistig wie körperlich.“

Um seinen Wasserhaushalt im Auge zu behalten, empfiehlt Dr. Riedl das bewusste Urinmonitoring: „Wird der Urin deutlich gelber, ist also nicht ist nicht mehr wassergelblich, dann deutet sich ein Wassermangel an.“ Außerdem helfe grundsätzlich folgende Regel, es gar nicht erst zu einer Dehydrierung kommen zu lassen: „Jeder sollte seine persönliche Wassermenge kennen: 0,03 Liter pro Kilogramm Körpergewicht. Das sind bei 70 Kilogramm 2,1 Liter plus 500 Milliliter bei Schwitzen oder großer Hitze.“

Im Zweifel einen Arzt aufsuchen

Sollten Sie Anzeichen einer Dehydrierung bemerken und die Ursache bei Ihren Medikamenten vermuten, ist es ratsam, dass Sie Ihren behandelnden Arzt aufsuchen. Dieser kann Sie über die optimale Flüssigkeitszufuhr informieren oder Ihnen womöglich ein anderes Medikament verschreiben.

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Quellen

Themen Medikamente
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