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Studie bestätigt Zusammenhang

Komplexe Pulsrate im Schlaf schützt offenbar vor kognitivem Verfall

Puls und Demenz stehen wohl im Zusammenhang miteinander
Wie Forscher herausfanden, steht die Pulsrate wohl in Zusammenhang mit kognitivem Verfall Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

28. Mai 2025, 20:32 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Viele Menschen fürchten den kognitiven Verfall im Alter, der häufig zu Demenz führt. Umso wichtiger ist es deshalb, vorzubeugen und Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen. Nun haben Forscher einen Zusammenhang zwischen der Pulsrate im Schlaf und kognitivem Verfall entdeckt.

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Man spricht von einem kognitiven Verfall, wenn die geistige Leistungsfähigkeit sinkt. Dies äußert sich durch eine zunehmende Vergesslichkeit, herabgesetzte Aufmerksamkeit, Konzentrationsprobleme, Sprachstörungen, Orientierungsprobleme sowie einen Gedächtnisverlust.1 Das sind auch typische Symptome für eine Demenz-Erkrankung wie zum Beispiel Alzheimer. Vor allem ältere Menschen haben mit dem Abbau der kognitiven Leistung zu kämpfen. Forscher haben nun herausgefunden, dass der Puls im Schlaf Aufschluss darüber gibt, ob man ein höheres Risiko für Demenz hat oder nicht.

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Studie untersucht über 500 Probanden mit Durschschnittsalter von 82 Jahren

Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen in Verbindung mit der kognitiven Gesundheit, wie bereits frühere Studien zeigten.2 Umso wichtiger ist es, die Mechanismen dahinter zu verstehen. Beziehungsweise welche Faktoren einen Einfluss auf die geistige Fitness im Alter eine Rolle spielen. Deshalb haben Forscher in einer aktuellen Studie untersucht, wie der Puls bzw. die Pulsfrequenz mit Demenz bei älteren Erwachsenen in Zusammenhang steht.3

Hierfür hat ein internationales Forscherteam 503 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 82 Jahren ausgewählt. 76 Prozent der Studienteilnehmer waren weiblich. Sie alle stammten aus der Längsschnittstudie „Rush MAP“ (Memory and Aging Project) zu Alterung und Demenz, die bereits seit 1997 läuft. Doch erst 2018 wurde in das Studienprotokoll eine nächtliche Pulsmessung aufgenommen. Dabei wird die Pulsfrequenz während des Schlafs ermittelt. Zudem mussten die Teilnehmer eine Reihe kognitiver Tests durchführen. Alle Probanden haben mindestens noch eine Nachuntersuchung gehabt.

Insgesamt wurden für die aktuelle Studie die Teilnehmer über einen Zeitraum von bis zu 4,5 Jahren beobachtet und absolvierten jährlich neurokognitive Tests.

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Zusammenhang zwischen Puls im Schlaf und Demenz

Die Auswertung der Daten ergab, dass eine höhere Komplexität der Pulsfrequenz mit einem langsameren kognitiven Abbau bei älteren Erwachsenen einhergeht. Doch was bedeutet das genau? Mit Komplexität meinen die Forscher leichte bzw. minimale Schwankungen in der Pulsfrequenz. Diese sind so gering, dass sie nur mit einem speziellen Messapparat (Pulsoximeter) ermittelt werden können. Im Umkehrschluss bedeutet es aber auch, dass eine geringere Komplexität (also kaum Schwankungen) in der Pulsfrequenz mit einem schnellerem kognitiven Verfall bzw. Demenz bei älteren Menschen in Zusammenhang stehen.

Laut den Forschern wäre diese Art der Puls-Messung ein praktischer Test, um kognitive Probleme sowie Anzeigen für eine Demenz bei älteren Menschen festzustellen.

Warum ist eine komplexe Pulsrate gut für uns?

Aber warum wirkt sich eine komplexe Rate mit minimalen Schwankungen positiv auf die kognitive Leistung aus? Auch hierfür liefern die Forscher einen Erklärungsansatz. Ihre These lautet, dass ein anpassungsfähigeres Herz ein gesünderes Herz ist. Wenn nun das Herz auf die Körperfunktionen mit einer komplexeren Reihe von Veränderungen reagiert, arbeitet es agiler. Man kann es mit einem Sportler vergleichen, der schnell das Tempo und die Richtung wechseln kann. Die komplexe Pulsrate resultiert also in einem fitten Herzkreislauf-System.

Bisherige konventionelle Messungen der Herzfrequenz konnten jedoch keinen Zusammenhang mit einem kognitiven Verfall zeigen. In dieser Studie kam eine neue Methode zum Einsatz, die als Verteilungsentropie bezeichnet wird. Hierbei kommt ein sogenanntes Pulsoxymeter zum Einsatz. Es dient in erster Linie zur Ermittlung der arteriellen Sauerstoffsättigung per Lichtabsorption bei Durchleuchtung der Haut. Die Geräte dienen aber auch zur Pulsfrequenzkontrolle. Die Studienautoren gehen davon aus, dass diese Messmethode empfindlicher auf gesundheitliche Veränderungen im Körper reagiert.

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Weitere Studien müssen die Ergebnisse bestätigen

Obwohl die Studienautoren diese Messmethode als Test für kognitiven Verfall bei älteren Menschen vorschlagen, sagen sie auch, dass es noch weiterer Studien dazu braucht. „Die Ergebnisse unterstreichen die Nützlichkeit unseres Ansatzes als nicht-invasives Maß dafür, wie flexibel das Herz auf Nervensystemsignale reagiert“, kommentiert die Studienhauptautorin Chenlu Gao die Erkenntnisse. Man könne diese Methode für weitere Forschung nutzen, um das Zusammenspiel zwischen Herzgesundheit und kognitivem Altern besser zu verstehen.

Allerdings muss man einschränkend erwähnen, dass in dieser Studie zum Großteil Frauen vertreten waren. Es wurde auch keine Differenzierung zwischen den Geschlechtern vorgenommen. Insofern bleibt die Frage im Raum, ob die Puls-Messung sowohl bei Frauen als auch bei Männern gleichermaßen verlässlich als Indikator für kognitiven Verfall bzw. Demenz funktioniert.

Quellen

  1. Gesundheitsinformation: Glossar - Kognitive Störung (aufgerufen am 28.05.2025) ↩︎
  2. Saeed, A., Lopez, O., Cohen, A., et. al. (2023). Cardiovascular Disease and Alzheimer's Disease: The Heart-Brain Axis. Journal of the American Heart Association. ↩︎
  3. Gao, C., Lim, A.S.P., Haghayegh, S., et. al. (2025) Reduced Complexity of Pulse Rate Is Associated With Faster Cognitive Decline in Older Adults. Journal of the American Heart Association. ↩︎

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