Bewusstseinsstörungen, sprachliche Ausfälle, Lähmungen und sogar Wesensveränderungen: Eine Hirnentzündung (Enzephalitis) kann sich durch verschiedene Warnsignale zeigen – und viele Ursachen haben.

Die Begrifflichkeiten werden oft verwechselt, wenn von Gehirnentzündungen und Hirnhautentzündungen die Rede ist. Dabei tragen die Namen bereits den Unterschied in sich: Bei einer Gehirnentzündung, in der Fachsprache Enzephalitis genannt, ist das gesamte Gehirn betroffen. Bei der Hirnhautentzündung, der Meningitis, ist es die äußere Schicht, die das Hirn umhüllt. Die Symptome können teils ähnlich sein, Unterschiede gibt es aber bei der Zeit, in der sie sich entwickeln. Bei einer Meningitis zeigen sich Anzeichen schneller als bei einer Enzephalitis.
Übersicht
Unterschiede zwischen Enzephalitis und Hirnhautentzündung
Zu den Symptomen, die sowohl bei einer Enzephalitis als auch Meningitis auftreten, zählen unter anderem Kopfschmerzen, Fieber und Nackensteife.
Der Unterschied ist jedoch, dass bei einer Meningitis keine Beeinträchtigungen von Hirnfunktionen wie zum Beispiel Bewusstseinsstörungen auftreten. Je mehr die Entzündung nach innen in die Tiefe dringt, desto stärker ist das Gehirn betroffen. Anders als bei der Hirnhautentzündung haben Betroffene bei einer Enzephalitis Ausfallserscheinungen der Hirnfunktionen, erklärt Neurologe Prof. Frank Erbguth.
Mögliche Ursachen einer Enzephalitis
Es gibt viele mögliche Ursachen für eine Enzephalitis. Die Eindringlinge können von außen kommen, zum Beispiel in Form von Viren, Bakterien, Parasiten oder Pilzen. So können Herpes-Viren oder das von Zecken übertragene FSME-Virus der Auslöser sein. Eine zweite große Gruppe sind Autoimmunreaktionen: Dabei wird die körpereigene Abwehr aktiviert, ohne dass ein Eindringling vor der Tür steht. Der Körper reagiere wie auf einen äußeren Feind, der gar nicht da sei, so Erbguth.
Professor Harald Prüß, Direktor der Abteilung Experimentelle Neurologie an der Charité in Berlin, ist spezialisiert auf die Autoimmun-Enzephalitis. Er nennt beispielhaft verschiedene Auslöser der fehlgeleiteten Abwehrreaktion des Körpers. „Bei einem Teil der Patienten ist die Autoimmun-Enzephalitis durch einen Tumor bedingt“, erklärt er. Auch nach Virusinfektionen wie Grippe oder Pfeifferschen Drüsenfieber könne diese Erkrankung auftreten.
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Symptome, die auf eine Gehirnentzündung hindeuten können
Das Spektrum der Symptome ist bei einer Enzephalitis breit: „Liegt zum Beispiel eine Entzündung im Sprachzentrum in der linken Gehirnhälfte vor, hat man Sprachstörungen“, erklärt Prof. Erbguth. Sei das motorische Zentrum in der rechten Gehirnhälfte betroffen, könne es zu Lähmungen im linken Bein kommen.
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Ein Alarmsignal für eine Enzephalitis sind Wesensänderungen: „Die Betroffenen sind innerhalb kürzester Zeit in sich gekehrt“, sagt der Charité-Mediziner. Psychische Veränderungen sind demnach bei relativ vielen Patientinnen und Patienten zu beobachten. „Manche sind depressiv, andere hören Stimmen oder halluzinieren.“
Auch Sprachveränderungen sind häufig ein Anzeichen. Betroffenen fallen die Worte nicht ein. Eine Enzephalitis kann jeden treffen. Man kann nicht vorbeugen, sondern nur schnell reagieren. Bei psychischen Veränderungen oder Lähmungserscheinungen in Kombination mit Fieber sollte man sich sofort an eine Ärztin oder einen Arzt wenden.
Mögliche Enzephalitis-Symptome im Überblick:
- Verwirrtheit
- Sprachstörungen
- Wesensveränderungen
- Halluzinationen
- Lichtempfindlichkeit
- Lähmungserscheinungen
- Kopfschmerzen
- Fieber
- Nackensteife
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Behandlung einer Enzephalitis
Ob man eine Enzephalitis, die durch externe Auslöser auftritt, behandeln könne, hänge stark vom Erreger ab, sagt Neurologe Erbguth und erklärt es an zwei Beispielen: „Ist es ein Herpesvirus, dann kann man nicht vorbeugen, aber das Virus effektiv behandeln.“ Umgekehrt bei FMSE: Hier kann man das Virus nicht direkt bekämpfen, sondern nur die Symptome mildern. Dafür gibt es gegen FSME eine Impfung.
Handelt es sich hingegen um eine Autoimmun-Enzephalitis, versucht man, die Antikörper im Blut zu entfernen und die Produktion neuer Antikörper durch die Gabe von Medikamenten zu verhindern. In jedem Fall sollte man schnell reagieren. „Im Prinzip gilt hier der gleiche Merksatz wie beim Schlaganfall: Time is Brain“, sagt Charité-Mediziner Prüß.
Mit Material von dpa