
26. Juni 2025, 13:32 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Sie sind bunt, handlich und riechen fruchtig anstatt nach Tabak zu stinken: Einweg-Vapes sind quasi der Wolf im Schafspelz unter den nikotinhaltigen Produkten und besonders unter Jugendlichen beliebt. Darüber hinaus profitieren sie vom positiven Image der nachfüllbaren E-Zigaretten, weniger schädlich als Zigaretten zu sein. Doch eine neue Studie zeigt: Beliebte Einweg-Vapes wie Elf Bar und Esco Bar setzen beim große Mengen giftiger Metalle frei – teils über die zulässigen Grenzwerte hinaus.
Zigarettenrauchen ist uncool geworden. Seit 2001 ist der Anteil männlicher 12- bis 17-
jähriger Nichtraucher von 41,6 auf 82,8 Prozent angestiegen, bei gleichaltrigen Mädchen von 39,5 auf 83,8 Prozent. Klingt erstmal gut. Doch die klassische Zigarette wurde nicht alternativlos fallen gelassen. Stattdessen erfreuen sich Einweg-Vapes wachsender Beliebtheit. Bei einer Befragung durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) zeigte sich, dass 6,7 Prozent der 12- bis 17-Jährigen und 12 Prozent der 18- bis 25-Jährigen im Zeitraum von 30 Tagen vor der Befragung solche Produkte konsumiert hatten. Gleichzeitig schätzten sie eine tabakhaltige Zigarette schädlicher als Vapes ein.1 Doch hierbei wiegen sich die Jugendlichen offenbar in falscher Sicherheit. Eine Studie der University of California (Davis) stellte erschreckend hohe Mengen giftiger Metalle in den bunten Einweg-Vapes fest.
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Übersicht
Forscher: »Die Bleikonzentrationen waren so hoch, dass ich dachte, unser Instrument sei kaputt
In einer Pressemitteilung der Universität berichtet Erstautor Mark Salazar, wie er zum ersten Mal eine Einweg-Vape bei einem Freund sah. Diese Vapes sind in sich geschlossene Kartuschen, die eine Batterie, E-Liquid und eine Heizspirale enthalten. Sind sie leer, müssen sie in den Elektroschrott. Salazar war neugierig: Was raucht sein Freund da eigentlich? Er nahm die Vape mit ins Labor der Universität und testete den Dampf auf verschiedene Metalle. Was die Messgeräte anzeigten, hatte er sich wohl nicht erträumen können: „Als ich die Bleikonzentrationen zum ersten Mal sah, waren sie so hoch, dass ich dachte, unser Gerät sei kaputt. Das brachte uns dazu, diese Einwegartikel genauer zu untersuchen.“2
Studie fokussierte sich auf bestimmte Metalle
Es gibt bereits Hinweise auf metallische Verunreinigungen in den Aerosolen des Dampfes, jedoch fehlten bisher systematische Untersuchungen zu den derzeit beliebtesten Marken. Ziel der Studie war es deshalb, herauszufinden, welche Metalle in den Geräten enthalten sind, wie sie sich während des Gebrauchs verändern und in welchen Mengen sie tatsächlich eingeatmet werden. Besonderes Augenmerk lag auf den Gesundheitsrisiken durch bekannte Schadstoffe wie Blei, Nickel und Antimon – einschließlich ihrer chemischen Formen, die deren Giftigkeit bestimmen.3
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Untersuchung der drei beliebtesten Marken
Die Forscher wählten drei in den USA beliebte Einweg-Vape-Marken aus: Elf Bar, Flum Pebble und Esco Bar. Auch in Deutschland sind diese erhältlich. Untersucht wurden insgesamt neun Geräte der Elf Bar, sechs der Flum Pebble und sechs der Esco Bar, jeweils in verschiedenen Geschmacksrichtungen („Flavored“ und „Clear“), sowie eine nikotinfreie Version der Elf Bar. Im Laborversuch lösten die Forschenden zwischen 500 und 1.500 Züge pro Gerät aus, bis diese leer waren, und sammelten den Dampf ein. Per Massenspektrometer ermittelten sie die enthaltenen Metallmengen. Zusätzlich wurden Risikoberechnungen für Krebs und andere Gesundheitsschäden durchgeführt – basierend auf den gemessenen Konzentrationen und den toxikologischen Eigenschaften der Stoffe.
Ergebnis: So schädlich sind Einweg-Vapes für die Gesundheit
Alle untersuchten Geräte setzten bei Gebrauch erhebliche Mengen giftiger Metalle frei. Besonders auffällig waren Esco Bar-Produkte, deren E-Liquids bereits vor dem Gebrauch extrem hohe Konzentrationen giftiger Metalle enthielten:
- Blei: bis 127.000 Mikrogramm pro Kilogramm
- Nickel: bis 38.400 Mikrogramm pro Kilogramm
- Kupfer: bis 533.000 Mikrogramm pro Kilogramm
- Zink: bis 462.000 Mikrogramm pro Kilogramm
Die Quelle dieser Verunreinigung war eindeutig: Die Geräte enthielten Bauteile aus bleihaltiger Bronze – eine Legierung, die bis zu 40 Prozent Blei enthalten kann. Während des Gebrauchs stiegen bei allen Marken die Konzentrationen von Nickel und Chrom im Dampf stark an – bis zu um das 1000-Fache. Diese Metalle stammen aus den Heizspiralen, die sich durch die Hitze zersetzen. Antimon (Sb), insbesondere seine krebserregende Form Sb(III), war besonders in Flum Pebble-Produkten erhöht. In einem Vergleich mit früheren E-Zigarettengenerationen und herkömmlichen Zigaretten schnitten die heutigen Einweg-Vapes deutlich schlechter ab: So setzte eine Esco Bar in nur 200 Zügen bis zu 13-mal mehr Blei frei als eine Packung Tabakzigaretten. Das Risiko für Krebs und andere Erkrankungen durch Nickel, Sb(III) und Blei überstieg in mehreren Fällen die geltenden Sicherheitsgrenzen.
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Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?
Diese Studie dokumentiert erstmals umfassend die Metallbelastung durch aktuell beliebte Einweg-Vapes unter realistischen Nutzungsbedingungen. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass die Emissionen giftiger Metalle nicht nur über den Gerätelebenszyklus zunehmen, sondern teils schon vor der ersten Benutzung extrem hoch sind – wie im Fall von Esco Bar-Geräten, deren Komponenten aktiv Metalle in das E-Liquid abgeben. Die Kombination aus bleihaltigen Materialien, fehlender Qualitätskontrolle und intensiver Nutzung durch Jugendliche ergibt ein ernstes gesundheitliches Risiko. Die Studienautoren sehen daher dringenden Handlungsbedarf für Regulierungsbehörden – sowohl bei der Zulassung als auch bei der Kontrolle der Produktqualität. Zudem fordern sie, dass zukünftige Risikoanalysen die chemische Form der Metalle berücksichtigen, da die Toxizität stark von der dieser abhängt.
Studienautor Autor Brett Poulin erläutert: „Unsere Studie verdeutlicht das versteckte Risiko dieser neuen und beliebten Einweg-E-Zigaretten – mit gefährlichen Mengen an neurotoxischem Blei sowie krebserregendem Nickel und Antimon – und unterstreicht die Notwendigkeit dringender Maßnahmen“, so der Assistenzprofessor in der Abteilung für Umwelttoxikologie der UC Davis. „Diese Risiken sind nicht nur schlimmer als bei anderen E-Zigaretten, sondern in manchen Fällen sogar schlimmer als bei herkömmlichen Zigaretten.“
Stärken und Schwächen der Studie
Die Studie stellt eine der bislang umfassendsten Untersuchungen zur Metallbelastung durch moderne Einweg-Vapes dar. Die verwendeten Methoden sind hochpräzise und kombinieren unterschiedliche Analyseverfahren, um sowohl die Quellen als auch die Auswirkungen der Metallfreisetzung exakt zu erfassen. Besonders hervorzuheben ist die erstmalige Analyse der chemischen Formen von Chrom und Antimon im Dampf.
Einschränkungen bestehen vor allem in der begrenzten Stichprobengröße: Nur drei häufig verwendete Marken wurden untersucht – bei weltweit über 100 auf dem Markt befindlichen Anbietern. Zudem wurden die Geräte nicht unter Langzeitlagerung oder unterschiedlichen Temperaturbedingungen getestet, was ebenfalls die Metallfreisetzung beeinflussen könnte. Ein potenzieller Interessenkonflikt besteht durch die Mitwirkung einer Autorin, die auch als Beraterin für E-Zigarettenhersteller tätig ist – laut Angaben ohne Einfluss auf die Durchführung oder Veröffentlichung der Studie.

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Fazit
Einweg-Vapes setzen beim Dampfen gesundheitsgefährdende Mengen an Schwermetallen frei – teils deutlich über den toxischen Grenzwerten. Die Quelle der Metalle liegt in minderwertigen Materialien der Vapes und mangelhafter Qualitätskontrolle. Besonders gefährlich sind die bleihaltigen Legierungen der Esco Bar-Geräte. Diese Erkenntnisse fordern eine schnelle Reaktion von Behörden und Herstellern. In Deutschland hat der Bundesrat bereits im November 2024 für ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten gestimmt, dieses muss jedoch noch vom Bundestag diskutiert und verabschiedet werden.4 Für Nutzer bedeutet das: Einweg-Vapes sind nicht automatisch harmloser als Zigaretten, sondern können sogar schädlicher sein.