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Nebenwirkung vom Dampfen

Mediziner warnen vor „Vape Zunge“! Das steckt hinter dem Phänomen

Vape Zunge
In Deutschland greifen besonders Männer häufig zur E-Zigarette Foto: Getty Images
Sophie Brünke
Ernährungsredakteurin

02.08.2023, 15:41 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Ob Vanille, grüner Apfel oder Zuckerwatte: E-Liquids gibt es in einer Vielzahl von Sorten. Propagiert werden die E-Zigaretten als gesündere Alternative zum klassischen Tabakrauchen, weil die Temperatur beim Verdampfen niedriger ist als beim Verbrennen.

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„Vapen“ oder auf Deutsch „Dampfen“ hat in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen, doch nun ist eine neue Nebenwirkung bekannt geworden: die „Vape-Zunge“. Was sich hinter diesem Phänomen verbirgt und welche weiteren gesundheitlichen Schäden E-Zigaretten mit sich bringen, erfahren Sie hier.

Darum geht es beim „Vapen“

E-Zigaretten werden mit einem Akku betrieben. Es gibt ein Heizelement, welches das eingefüllte Liquid mit beliebigem Aroma erhitzt, sodass es verdampft und vom Konsumenten inhaliert werden kann. Neben klassischen Sorten wie Schokolade können Verbraucher auch aus Geschmacksrichtungen wie Käsekuchen, Pudding oder Kaugummi wählen.

In Deutschland unterliegen nikotinhaltige E-Zigaretten dem Tabakerzeugnisgesetz und der Tabakerzeugnisverordnung. Es gibt viele Auflagen für den Verkauf, z. B. darf der Nikotingehalt des Liquids maximal bei 20 Milligramm pro Milliliter liegen. Auch bestimmte Zusatzstoffe sind verboten – ein besonders wichtiger Punkt vor dem Hintergrund, dass es in den USA bereits zu Todesfällen durch „gepanschte“ Produkte kam.1

Eine Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zeigt, dass in Deutschland sechs Prozent der Bevölkerung dampfen, insbesondere Männer. Zum Vergleich: Jeder vierte in Deutschland greift zur konventionellen Zigarette. Ganze 90 Prozent der Dampfenden rauchten zuvor Zigaretten, zwei von drei konsumieren Zigaretten zusätzlich zum E-Liquid.2

Mediziner warnen vor der „Vape Zunge“

Das steckt hinter dem Phänomen

Menschen, die an einer „Vape Zunge“ leiden, berichten, dass sie weniger schmecken können. Der Schweregrad des Geschmacksverlusts kann von Person zu Person unterschiedlich ausfallen und ist abhängig vom Konsumverhalten.

Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die sich konkret mit dem Phänomen der „Vape Zunge“ auseinandersetzen. Allerdings warnen auch in Deutschland Hals-Nasen-Ohren-Ärzte schon länger vor den Folgen des Dampfens.3 Seit einiger Zeit geistert das Phänomen durch die sozialen Netzwerke; auf TikTok warnen zunehmend auch Gesundheitsexperten wie z. B. Zahnärzte vor der „Vape Zunge“. Einer von ihnen ist Dr. Stewart von der Chelsea Dental Clinic in London.

Er postete ein Video, um über die Gefahr des Vapens und dem damit einhergehenden, die Zunge betreffenden, Phänomens aufzuklären: „Wenn Sie vapen, haben Sie vielleicht eine ‚Vape Zunge‘. Diese besteht dann, wenn man beginnt, seinen Geschmackssinn zu verlieren, weil man so viel gevapt hat. Es gibt mehr und mehr Fälle, weil die Wegwerf-Vapes mit ihren Aromen so beliebt geworden sind. Die Leute übertreiben es mit dem Vapen so sehr, dass es zu einem massiven Anstieg ihrer Nikotinaufnahme und einem trockenen Mund führt. Deshalb verliert man manchmal seinen Geschmackssinn sogar komplett.“

Vermutet wird, dass das in E-Liquids verwendete Vernebelungsmittel Propylenglycol verantwortlich sein könnte. Bekannt ist, dass der Stoff die Nasen- und Rachenschleimhaut reizt.4 Womöglich wird so die Geschmacksempfindung beeinträchtigt.

Nicht zu vergessen: Neun von zehn dampfenden Personen sind zusätzlich Raucher. Und der Tabakrauch schädigt sowohl die Geschmacksknospen selbst als auch die sie versorgenden Blutgefäße.5

Wie man die „Vape Zunge“ wieder loswird

Zurzeit wird angenommen, dass eine „Vape Zunge“ nur temporär auftritt und auch wieder verschwinden kann. Denn für gewöhnlich regenerieren sich die Geschmacksknospen bereits 48 Stunden nach dem Rauchstopp. Bis eine vollständige Regeneration erreicht ist, ist abhängig davon, wie viel und wie lange eine Person zuvor geraucht hat. Auch Dr. Stewart hat die Erfahrung gemacht, dass die „Vape Zunge“ auch wieder verschwindet.

„Keine Sorge, der Geschmack kommt zurück, wenn man anfängt, das Vapen zu reduzieren, aber es ist dennoch wirklich nicht gut für die Gesundheit“, betont er in seinem TikTok-Video und gibt zusätzlich Tipps, wie man eine akute „Vape Zunge“ wieder loswerden kann: „Erstens: Höre auf, zu vapen oder reduziere es zumindest deutlich. Das wird helfen. Zweitens: Es kann auch mit Dehydrierung zusammenhängen. Daher ist es gut, etwas mehr Wasser zu trinken und sich wieder vollständig zu hydrieren. Außerdem: die Zunge reinigen, Zähne putzen, Zahnseide benutzen.“ Langfristig, das macht der Experte klar, helfe aber nur, möglichst wenig zu vapen oder im Idealfall komplett aufs Rauchen zu verzichten.

Auch interessant: Drogenbeauftragter fordert Verbot von Vape-Aromen

So schädlich sind E-Zigaretten für die Gesundheit

Viele Raucher steigen als ersten Schritt in der Rauchentwöhnung auf E-Zigaretten um. Tatsächlich zeigt ein Review aus 2022, dass nikotinhaltige E-Zigaretten bei zusätzlichen vier von 100 Personen zur Entwöhnung führen können, im Vergleich zu Personen, die eine Nikotinersatztherapie bekamen.6

Allerdings sollte der nächste Schritt eine Entwöhnung vom Dampfen sein, denn auch E-Zigaretten haben gesundheitliche Nachteile, insbesondere nikotinhaltige. Laut BfR sind zudem potenzielle Langzeitfolgen noch unbekannt.

Als wichtigen Risikofaktor benennt das BfR das Nikotin. Der Konsum erhöht Blutdruck und Herzfrequenz, verstärkt die Magensäurebildung sowie die Ausschüttung von Adrenalin. Außerdem besteht durch exzessives Dampfen die Gefahr einer Nikotinvergiftung – E-Zigaretten sind schließlich nicht „portioniert“, wie man es von konventionellen Zigaretten kennt.

Auch von weiteren Inhaltsstoffen der Liquids, wie Vernebelungsmittel, Chemikalien, pharmakologische Wirkstoffe, Duft- und Aromastoffe (z.B. Menthol) sowie Verunreinigungen könnten gesundheitliche Gefahren ausgehen. Das bereits erwähnte Propylenglycol kann etwa Reizungen der oberen Atemwege auslösen und die Lungenfunktion beeinträchtigen. Zusätzlich besteht der Verdacht, dass bestimmte E-Zigaretten krebserregende Aldehyde freisetzen.

Eine Studie von 2020 fand weiterhin heraus, dass E-Zigaretten die Mundflora negativ verändern. Die Zusatzstoffe der Liquids sorgten dafür, dass die Mundflora der E-Zigaretten-Nutzer bereits nach kurzer Zeit der von Menschen ähnelt, die an Zahnfleischentzündungen leiden.7

Fazit

Sowohl konventionelle als auch E-Zigaretten haben gesundheitliche Nachteile. Beide enthalten giftiges Nikotin, die Liquids der Vaper darüber hinaus eine Reihe an Zusatzstoffen. Beim Dampfen kommt die Ungewissheit hinzu, dass bisher keine Langzeitwirkungen bekannt sind.

Wer also eine „Vape Zunge“ vermeiden möchte, sollte dem Dampfen schleunigst absagen. Auch Ihre Lunge wird Ihnen danken.

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Quellen

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