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Nikolay Kolev im FITBOOK-Interview

Doctolib-Chef: »Meine 3 Forderungen an die neue Gesundheitsministerin

„Doctolib“-Chef Nikolay Kolev
„Doctolib“-Chef Nikolay Kolev setzt sich für mehr Prävention im deutschen Gesundheitswesen ein Foto: Doctolib

3. Juli 2025, 11:11 Uhr | Lesezeit: 16 Minuten

Doctolib-Chef Nikolay Kolev sprach im FITBOOK-Interview über KI in der Gesundheitsbranche, Prävention per App und wie Doctolib genau hier Verantwortung übernehmen möchte. Außerdem: Kolevs Sicht auf Datennutzung und -schutz sowie die Herausforderungen im Gesundheitssystem.

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Ärztemangel, explodierende Kosten, überforderte Praxen und aufgeschobene Präventionstermine – das deutsche Gesundheitssystem steht unter massivem Druck. Im FITBOOK-Interview bezog Doctolib-Chef Nikolay Kolev zu genau diesen Herausforderungen Stellung. Er erläuterte, warum künstliche Intelligenz eine effektive Lösung sein kann, wie eine App Menschen zu mehr Eigenverantwortung motiviert – und warum ihn Kritik ohne alternative Lösungsvorschläge ärgert. Wo Nikolay Kolev die Zukunft der Gesundheitsbranche sieht, welchen Beitrag er mit Doctolib leisten möchte – und was er für seine eigene Gesundheit und Fitness tut. All das erfahren Sie in diesem Interview.

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»Die Gesundheitsministerin hat eine Mammut-Aufgabe vor sich

FITBOOK: Seit dem Frühjahr haben wir in Deutschland mit Nina Warken eine neue Gesundheitsministerin. Was müsste sie dringend anpacken?
Nikolay Kolev: „Zunächst einmal geht es darum, für eine gleichwertige Versorgung überall im Land zu sorgen. Das ist eine Mammut-Aufgabe und hat viel mit empfundener Gerechtigkeit zu tun. In vielen Regionen gibt es schlicht keinen Hausarzt mehr. Bei mir gibt es keinen: Ich muss 30 Kilometer weit ins nächste Dorf fahren. Angesichts der Tatsache, dass wir eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt haben, ist das schwer vermittelbar. Um diese flächendeckende Versorgung zu ermöglichen, spielen Digitalisierung und KI sicher eine große Rolle.“

Was muss Frau Warken noch tun?
„Entlastung, Entbürokratisierung und Entschlackung dieses Apparats. Ärztinnen und Ärzte verbringen im Schnitt 60 Tage im Jahr mit Administration. Deutschland kann bei Gesundheitstechnologie und KI an die Weltspitze von morgen kommen. Frankreich macht es vor. Präsident Macron behandelt das Thema seit Jahren mit höchster Priorität.“

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Nikolay Kolev: „Dass wir diese Möglichkeiten noch nicht nutzen, ist für mich bedauerlich“

Sie sprechen KI an – dafür sind Daten notwendig. Ist es das Ziel von Doctolib, eine zentrale Plattform zur Bündelung von Gesundheitsdaten zu werden?
„Ich denke nicht, dass das Ziel sein sollte, alle Daten zu bündeln. Aber ich bin überzeugt davon, dass eine sinnvolle, DSGVO-konforme und verantwortungsvolle Datennutzung Leben retten kann. Vorsorgeuntersuchungen ließen sich gezielter anstoßen, präventive Maßnahmen besser steuern. Dass wir diese Möglichkeiten heute noch nicht nutzen, ist für mich bedauerlich.“

Wie genau meinen Sie das?
„Ohne Daten wie z. B. das Geburtsdatum oder Geschlecht ist es leider nicht möglich, zu sagen, welche Vorsorgeuntersuchung sinnvoll wäre. Vor allem ab 40 aufwärts ist Prävention besonders wichtig. In Deutschland nehmen zehn Millionen Menschen überhaupt keine Vorsorge wahr. Es ist so, als würde man beim Autofahren zur Wahl stellen, ob man mit Gurt fährt oder nicht. Das zeigt: In vielen Bereichen des Lebens wird alles getan, um Menschen zu schützen, aber beim schützenswertesten selbst – unserer Gesundheit – nutzen wir leider die Möglichkeiten der Technologie nicht so, wie wir es könnten.“

Ȁrzte sollten Gesundheitsbegleiter werden

Viele Menschen schieben Untersuchungen aber auch auf, weil sie Angst haben, dass etwas gefunden wird.
„Wir müssen Menschen motivieren, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Nicht mit Angst, sondern durch Vertrauen. In einem präventiven System ist der Arzt ein Gesundheitsbegleiter und nicht eine Person, bei der mich etwas Ungutes erwartet. Vertrauen zu schaffen, ist auch im Zusammenhang mit KI-Modellen wichtig.“

Sehen Sie auch Doctolib in der Rolle eines Gesundheitsbegleiters?
„Genau das wollen wir sein und sind es schon heute. Weil das System aber noch so ist, wie es ist, begleiten wir viele Menschen aktuell durch ihre Erkrankung. Wir wollen vorher ansetzen – im Bereich der Vorsorge. Ich glaube an den Wert anonymisierter Daten, die helfen, Forschung und Versorgung zu verbessern. Dies muss sicher, DSGVO-konform und freiwillig passieren. Es ist nicht nur im Interesse des Einzelnen, sondern aller. Es lohnt sich, darüber eine Debatte zu führen.“

„Das kann man doch niemandem erklären“

Noch sind wir weit davon entfernt – und gleichzeitig explodieren die Kosten für eine schlechter werdende Versorgung im Bereich Gesundheit …
„Wir haben ein System, das schlichtweg nicht mehr zu bezahlen ist. Deutschland hat eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt. Dennoch platzt unser Gesundheitssystem aus allen Nähten. Warum ist Pflege weder bezahlbar noch verfügbar? Warum laufen drei von vier Anrufen beim Arzt ins Leere? Ein Arzt bekommt rund 1000 Anrufe im Monat – doch 70 bis 80 Prozent der Anrufer kommen nicht durch. Das kann man doch niemandem erklären.“

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„Eine Antwort ist Prävention“

Was müsste passieren?
„Eine Antwort ist Prävention. Ich nehme meinen Vorsorgetermin wahr und entgehe somit womöglich einer schweren Erkrankung, z. B. einer Krebsdiagnose, die für die Person und ihr Umfeld mit einem langen Leidensweg einhergehen kann und für das System riesige Kosten verursacht: für die Krankenversicherung, den Arbeitgeber, den Staat, etwa durch entgangene Steuereinnahmen usw. Hier zeigt sich doch, dass das Interesse des Einzelnen, nicht zu erkranken, mit dem der Allgemeinheit vereinbar ist.“

Zurzeit nehmen in Deutschland jährlich rund 25 Prozent keine Vorsorgeuntersuchungen wahr. Woran liegt das?
„Zunächst einmal muss man verstehen, dass es eine Informationslücke zwischen Arzt und Patient gibt. Viele Menschen wissen nicht, wie oft sie zur Prävention müssen. Gleichzeitig gibt es Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses, welche Vorsorgeuntersuchungen je nach Alter und Geschlecht empfohlen werden. Diese Informationen sollten in verständlicher Form die Menschen erreichen. Und in einem zweiten Schritt sollte man ihnen die Möglichkeit geben, aktiv werden zu können und auf einfache Weise einen Termin zu bekommen. Eine Aufforderung zur Brustkrebsprävention im Briefkasten ist ein wichtiger Schritt – reicht aber nicht aus.“

»In der Realität erreicht man in Praxen oft niemanden

Immerhin passiert das
„Vielleicht ist es aber nicht der einzig richtige Kanal. Und vor allem: Es fehlt ein mit Erfolg verbundener ‚Call to Action‘ – also die Möglichkeit, auch einen Termin zu bekommen. Wenn man es versucht, sieht die Realität so aus, dass man leider oft in den Praxen niemanden erreicht.“

Das erzeugt Frust bei Patienten und vermittelt den Eindruck, das System sei dysfunktional.
„Richtig. Dabei gibt es doch bereits Anwendungen, die Lösungen bieten. Man muss nur dafür sorgen, dass dies transparent gemacht wird und die Menschen das Gefühl bekommen, es funktioniert. Unser KI-basierter Telefonassistent für die Arztpraxen ist so ein Beispiel.“

»Wir erhalten emotionales Feedback für unseren KI-Assistenten

Einen solchen KI-Telefonassistenten hat Doctolib vor Kurzem eingeführt. Können Sie schon ein erstes Fazit ziehen?
„Wir haben wirklich wahnsinnig emotionales Feedback bekommen, vor allem von den Medizinischen Fachangestellten in den Praxen. Dort klingelt das Telefon permanent, manche gehen in der Zettelwirtschaft zwischen den verschiedenen Leitungen unter. Das ist eine derart starke mentale Belastung – das kann man sich gar nicht vorstellen. Viele haben deswegen gekündigt. Dank unseres Telefonassistenten können sie sich endlich auf ihre eigentliche Tätigkeit fokussieren.“

Wie viele nutzen das Tool?
„Derzeit sind es rund 5000 Praxen. Durchschnittlich sparen sie dort rund 45 Stunden pro Monat nur an Telefonzeit. Das ist mehr als eine ganze Woche pro Medizinischer Fachkraft.“

Aber solche Assistenten gibt es doch auch von anderen Anbietern …
„Die Besonderheit bei uns ist aber die vollumfängliche Integration. Man ruft einfach an, der Termin wird automatisch im System organisiert und erscheint direkt in der Doctolib-App oder man erhält eine SMS mit einer verschlüsselten Nachricht. Wenn etwas unklar war, wird das Gespräch transkribiert, sodass man es sich in Ruhe anhören kann. Dann merkt man z. B., dass Frau Müller ihr Rezept vergessen hat – also schickt man es ihr einfach nach. Das bedeutet eine enorme Entlastung.“

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So kommt der KI-Assistent bei Patienten an

Haben Sie auch Feedback von Patienten bekommen?
„Jüngere und Menschen mittleren Alters nehmen das System durchweg gut an. Bei älteren Menschen gab es anfangs etwas Skepsis: ‚Da ist jetzt ein Computer dran?‘ Aber nach ein oder zwei Erfahrungen erkennt man, wie reibungslos das funktioniert – denn sonst hängt man oft minutenlang in der Warteschleife. In einer Praxis bei Berlin sagte eine ältere Dame sogar: ‚Ihr neuer Assistent ist wirklich sehr nett.‘“

Viele Ärzte bleiben aber in Bezug auf KI, neue Technologie und selbst die elektronische Patientenakte ePa skeptisch. Woran liegt das?
„Diese Skepsis wird oft hervorgerufen durch eine mangelnde Nutzerfreundlichkeit. Ich habe selten eine Industrie gesehen, in der das dermaßen in den Hintergrund gestellt wird wie im Gesundheitsbereich. Da gibt es endlos viele Beispiele – von der Praxissoftware bis zu medizinischer Hardware. Auch die ePA könnte man etwas offener gestalten, sodass sie mit anderen Schnittstellen kommuniziert und den Datenschatz nutzbarer macht. Wenn Ärzte den Wert darin sehen und eine gute Erfahrung machen – dann werden sie neue Technologien auch nutzen.“

„Wir sind bereit, mit Verbraucherschützern zu sprechen“

Allerdings steht die Verbraucherzentrale der Freigabe von Gesundheitsdaten – etwa für die ePa, aber auch für KI-Anwendungen, kritisch gegenüber. Ist diese Kritik berechtigt?
„Wir schätzen den Verbraucherschutz sehr. Wir sind jederzeit bereit, mit Verbraucherschützern zu sprechen – sowohl über KI als auch über Datenschutz und Datensicherheit. Aber dann möchten wir konkret in der Sache werden und über Lösungsvorschläge reden. Wir müssen vor allem auch klären: Was ist der Weg nach vorn? Wie können wir Teil der Innovationswelle sein? Wir verarbeiten deutsche bzw. europäische Daten – die von europäischem und deutschem Recht geschützt sind – datenschutzkonform im Sinne des Einzelnen und der Gemeinschaft. Dahinter stehe ich zu 100 Prozent und da möchte ich mit Doctolib Vorreiter sein und alle einladen mitzumachen.“

Nun werden dennoch viele Menschen wahrscheinlich eher Verbraucherschützern vertrauen als Firmen mit privaten Interessen.
„Ich betone, dass ich Datenschutz, Datensicherheit und Datenintegrität extrem wichtig finde. Deshalb haben wir bei Doctolib lange daran gearbeitet und viel darin investiert, das ‚C5-Testat Typ 2‘ nach den strengen Kriterien des BSI, also des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, zu bekommen. Wir sehen es als unsere Verpflichtung, den höchstmöglichen Sicherheitsstandard zu gewähren und datenschutzkonform zu arbeiten. Vor diesem Hintergrund möchten wir Innovation vorantreiben. Und wir sehen, dass das bei vielen Leuten auch ankommt — 25 Millionen Menschen und 100.000 Gesundheitsteams vertrauen uns.“

Droht eine Zweiklassengesellschaft?

Droht dennoch eine Zweiklassengesellschaft, wenn manche ihre Gesundheitsdaten freigeben – und andere dadurch benachteiligt werden, weil sie das nicht tun?
„Es wäre schade, wenn es so kommt. Die Datenfreigabe muss jedoch ein Opt-in bleiben. Wir brauchen Aufklärung über Datenschutz und Datensicherheit sowie über den Unterschied zwischen Prävention und Krankheit. Am Ende muss jede Person aber selbst entscheiden, ob sie ihre Daten zur Verfügung stellt. Mein Punkt mit der anonymen Datennutzung war vor allem ein wissenschaftlicher: Der Fortschritt der vergangenen Jahre und auch die aktuelle KI-Entwicklung basiert auf Menschen, die Daten zur Verfügung stellen. Das passiert bei uns noch zu wenig, sodass Deutschland auch bei diesem wichtigen Thema in eine Abhängigkeit von anderen gerät.“

Ist Doctolib nicht nutzerfreundlich?

Was sagen Sie zur Kritik der Verbraucherschützer, dass Doctolib nicht immer nutzerfreundlich ist und gesetzlich Versicherte mitunter auf kostenpflichtige oder unpassende Angebote stoßen?
„Wir nehmen solche Hinweise ernst. Wir prüfen dann die gesamten Flows, die ohnehin bereits mit Ärzten und Medizinischen Fachangestellten entwickelt wurden. Und wenn es an einer Stelle keine gute Nutzererfahrung gibt, bauen wir sie neu. Bei dem konkreten Fall gibt es genau zwei Parameter, die für den Terminvorschlag relevant sind: die Verfügbarkeit und die Distanz. Dann wird angezeigt, ob es ein privater, ein gesetzlicher oder ein Selbstzahler-Termin ist.“

Aber Nutzer geben das vorher an – und bekommen dennoch Selbstzahlertermine angezeigt
„Wir sind offen für jegliche Vorschläge. Und ich finde solche Kritik auch sehr konstruktiv, weil sie uns dabei hilft, das Nutzererlebnis zu optimieren. Damit warten wir aber nicht auf den Verbraucherschutz, sondern es gehört zu unserer täglichen Arbeit.“

Neue Doctolib-Funktion – digitale Gesundheitserinnerungen

Mit digitalen Gesundheitserinnerungen möchten Sie bei Doctolib Patienten künftig besser bei der Wahrnehmung der Vorsorgeuntersuchungen unterstützen. Im Grunde machen die Krankenversicherungen das zumindest teilweise schon.
„Aktuell haben wir rund eine halbe Million neue Krebserkrankungen im Jahr. Und nur 20 bis 30 Prozent der Frauen und Männer nehmen überhaupt an entsprechenden Früherkennungsuntersuchungen teil. Das Problem scheint also zu sein: Man erreicht mit den Vorsorgeerinnerungen die Leute nicht – und wenn, dann wird daraus kein Termin.“

Weil keine schnelle Terminplanung daran geknüpft ist?
„Deswegen haben wir uns des Themas angenommen und versucht, alles zu kombinieren. Eine personalisierte Gesundheitsförderung im Bereich der Vorsorge basiert auf folgenden Informationen: Geschlecht, Alter in Kombination mit den Empfehlungen des Gemeinsamen Bundesausschusses. Und genau das machen wir bei den Gesundheitserinnerungen, indem wir die Nutzer zum Beispiel an die nächste anstehende Krebsfrüherkennungsuntersuchung erinnern und sofort die Möglichkeit geben, den Termin zu organisieren.“

So funktionieren die Gesundheitserinnerungen

Voraussetzung ist, dass man die Daten dafür freigibt. Wie läuft es dann ab?
„Die Datenfreigabe für diese Funktion erfolgt nach dem Opt-in- und nicht nach Opt-out-Prinzip. Das heißt, die Nutzer der App müssen sich dafür entscheiden. Und sie können auch jederzeit widerrufen. Alles erfolgt gemäß den höchstmöglichen Sicherheitsstandards. Nutzer, die sich dafür entscheiden, erhalten via Push-Nachrichten ihre Reminder und bekommen dann in der App die Information, um welche Vorsorgeuntersuchung es sich handelt. Sie können dann direkt einen Termin vereinbaren, entweder bei dem Arzt, bei dem sie schon in Behandlung sind, oder wenn es dort keine Verfügbarkeit gibt, bei einem anderen Arzt.“

Wie ist das bei wiederkehrenden Vorsorgeterminen? Wie funktioniert es, wenn jemand bald diese Erinnerung nutzen möchte, aber erst im letzten Jahr bei einem entsprechenden Termin war?
„Wenn jemand Vorsorgebehandlungen zuvor schon über die Gesundheitserinnerungen in unserer App gebucht hat, erhält der Nutzer gemäß dem für die Vorsorge vorgesehenen Zyklus – z. B. alle zwei Jahre – eine erneute Erinnerung. Wer eine solche Behandlung nicht über unsere App gebucht hat, kann bei einer Erinnerung nachträglich eintragen, wann er die Vorsorge wahrgenommen hat, und dann passt unsere App den Zyklus entsprechend an.“

Was glauben Sie, wie der Verbraucherschutz die digitalen Gesundheitserinnerungen bewerten wird?
„Ich hoffe, dass möglichst viele, die beim Verbraucherschutz sind, die Erinnerungen selbst nutzen und eine gute Erfahrung damit machen. Ich bin wirklich überzeugt davon, dass wir hier einen wichtigen Schritt für das Gesundheitssystem machen.“

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»Wir müssen die Menschen befähigen, Eigenverantwortung zu übernehmen

Warum ist die Gesundheitserinnerungsfunktion Ihrer App eine wichtige Ergänzung?
„Schon seit Jahren und über viele Regierungen hinweg fordert das Gesundheitsministerium zurecht, dass mehr Eigenverantwortung übernommen wird. Es geht darum, unser System von einem eher kurativen hin zu einem präventiven Gesundheitssystem weiterzuentwickeln. Denn man kann Eigenverantwortung zwar einfordern, aber es muss auch ein Angebot geben, das Menschen tatsächlich nutzen. Dass aktuell – also im Jahr 2025 – bereits 82 Prozent aller gebuchten Vorsorgetermine unserer Nutzer auf Krebsfrüherkennung entfallen, zeigt, dass das funktioniert. Wenn wir sagen könnten, dass bereits 25 Millionen Menschen bei uns aktiv an Vorsorge teilnehmen, dann ließe das auf eine echte systemische Wirkung hoffen.“

Selbst gesund bleiben – wie sich Doctolib-Chef Nikolay Kolev ernährt

Zum Schluss wollen wir natürlich wissen, was Sie selbst für Ihre Gesundheit tun.
„Ich folge keinem festen Ernährungsplan, aber ich achte heute deutlich mehr darauf, was ich esse – viel bewusster als noch vor zehn Jahren. Ich esse gern Fleisch, aber in Maßen, und versuche, so oft wie möglich auch Fisch in meine Ernährung einzubauen. Tagsüber greife ich lieber zu Salat als zu schweren Mahlzeiten. Was meinen Essrhythmus betrifft, habe ich festgestellt, dass ich – ohne es bewusst geplant zu haben – einer Art Intervallfasten folge: Ich frühstücke morgens nicht, esse abends meine letzte Mahlzeit möglichst nicht zu spät, und dann das erste Mal wieder mittags gegen 12 Uhr. Süßes spielt für mich keine große Rolle – ich habe einfach kein Bedürfnis danach, also muss ich auch nicht bewusst darauf verzichten. Insgesamt versuche ich, mich ausgewogen zu ernähren, auch wenn es sicher noch Potenzial zur Verbesserung gibt. Aber ich bin da auf einem guten Weg.“

Nikolay Kolev: »Ich investiere in meine Vorsorge wie andere in ein Mountainbike

Wie sieht es sonst mit der Gesundheitsvorsorge aus – speziell mit Vorsorgeuntersuchungen?
„Die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen lasse ich regelmäßig machen. Außerdem habe ich damit angefangen, mich einmal im Jahr bei einem Ganzkörper-MRT komplett durchchecken zu lassen. Beim ersten Mal hatte ich, ehrlich gesagt, ein bisschen Bedenken. Es ist schon eine spezielle Erfahrung. Aber ich mache das in erster Linie für meine Kinder. Ich möchte nicht, dass man später mal sagen muss: ‚Das hätte man erkennen können.‘“

Sie lassen sich die Gesundheitsvorsorge also etwas kosten?
„Ich sehe es ähnlich wie eine Mitgliedschaft in einem Sportverein. Es ist für mich eine Investition in meine Gesundheit. Während andere ein Rennrad, Mountainbike, Surfbrett oder einen Tennisschläger kaufen, habe ich für mich entschieden, lieber in eine solche Vorsorgeleistung zu investieren.“

Nikolay Kolevs abwechslungsreiche Sportroutine

Wie sieht Ihre Sportroutine aus?
„Ich versuche, so aktiv wie möglich zu sein. Ich brauche das für meinen Ausgleich – sowohl für meinen Seelenfrieden als auch für meinen körperlichen Frieden und meine Fitness. Das heißt, ich laufe so zwei- bis viermal die Woche, idealerweise mit meiner Frau. Außerdem mache ich zwei- bis dreimal die Woche Krafttraining. Das ist so das regelmäßige Programm. Das heißt, ich bin zwar nicht täglich, aber so gut wie jeden Tag aktiv. Mit zunehmendem Alter muss man mehr Kraft als Ausdauer machen. Da muss ich besser werden. Und ansonsten bin ich leidenschaftlicher Skifahrer und spiele auch gerne Tennis. In beiden Sportarten bin ich jedoch mittlerweile schlechter als mein Sohn, langsamer mittlerweile als mein Sohn. Und ich fahre auch noch gerne Mountainbike in den Bergen.“

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Viele Jahre intensives Taekwondo-Training

Früher haben Sie auch Kampfsport gemacht.
„Das war in einem anderen Jahrtausend. Ich habe als Kind und Jugendlicher siebenmal die Woche traditionelles Taekwondo gemacht, unter der Leitung eines Großmeisters – einer beeindruckenden Persönlichkeit, von der ich hoffe, dass sie noch lebt. Das Training war sehr intensiv, und ich war viele Jahre lang nicht nur aktiv dabei, sondern habe auch selbst Kindertraining geleitet und Jugendarbeit gemacht.“

Wie weit haben Sie es im Taekwondo geschafft?
„Offiziell habe ich es ‚nur‘ bis zum roten Gürtel geschafft. Obwohl ich bereits an den Lehrgängen für Schwarzgurte teilnehmen durfte, war mein Großmeister der Überzeugung, dass man unter 21 Jahren noch nicht die nötige Reife hat, um den schwarzen Gurt verantwortungsvoll zu tragen. Deshalb durfte ich zwar mit den Schwarzgurten trainieren, bekam den schwarzen Gurt aber nicht verliehen.“

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