Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind als mögliche Folgeerkrankungen von Adipositas, also schwerem Übergewicht, bekannt. Dabei sollten Betroffene vor allem auch die Gefahr daraus resultierender Depressionen auf dem Schirm haben. Das haben britische Wissenschaftler jetzt in einer groß angelegten Studie herausgefunden.
Forscher der britischen University of Exeter und der University of South Australia haben sich mit dem komplexen Zusammenhang zwischen Übergewicht und psychischen Erkrankungen auseinandergesetzt. Denn: „Bislang war unklar, ob Fettleibigkeit zu Depressionen führt oder umgekehrt”, erklärt dazu die Co-Autorin der Studie, Dr. Jessica Tyrrell, in einer Stellungnahme der Exeter Fakultät. Die Ergebnisse, gerade veröffentlicht im „International Journal of Epidemiology“, konnten die Forscher davon überzeugen: Schwere Auswirkungen auf die Psyche treten noch häufiger auf als solche auf die körperliche Gesundheit.

So lief die Studie ab
Als Basis ihrer Untersuchungen dienten Gesundheitsdaten von mehr als 330.000 Personen im Alter zwischen 37 und 73, die zwischen den Jahren 2006 und 2010 dokumentiert wurden. Dabei wurden Informationen zu Krankenhausaufenthalten und aus persönlichen Angaben der Patienten berücksichtigt, die auf eine Depression hinwiesen. Um einen etwaigen Zusammenhang zur Fettleibigkeit erkennen zu können, wurde auch eine Genomanalyse vorgenommen. Die psychologische Komponente der Fettleibigkeit und physische Merkmale wurden gesondert betrachtet.
Die Forscher verglichen Erbinformationen, die mit einem höheren BMI und größeren Diabetes-Risiko assoziiert werden konnten, mit Genvarianten, bei denen die Diabetes-Gefahr eher untergeordnet war. Es zeigte sich: Die Wahrscheinlichkeit, eine Depression zu entwickeln, war bei beiden Varianten gleich hoch. Daraus folgerte das Wissenschaftlerteam, dass Übergewicht auch unabhängig von körperlichen Begleiterkrankungen zu Depressionen führen kann.
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Die Forscher haben ihre Erkenntnisse in einer Kontrolluntersuchung mit Daten des „Psychiatric Genomics Consortium“, einer weltweiten Informationsquelle für psychische Störungen, abgeglichen und bestätigt. Die Übereinstimmungen waren bei den weiblichen Patientendaten besonders hoch.

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Aufklärung ist wichtig
Tyrell bezeichnet Adipositas und Depressionen als große globale Probleme. Ohne ein Bewusstsein dafür könnten die Betroffenen nur schwer gesunde Gewohnheiten erlernen. Umso bedeutungsvoller findet sie die Untersuchungsergebnisse, „weil sie dabei helfen können, Bestrebungen zu ergreifen, um Depressionen zu reduzieren.“