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Neue Studie enthüllt

So viele Todesfälle sind wirklich auf Covid-19 zurückzuführen

Wie eine US-Studie zeigt, gibt es bei den offiziellen Corona-Todesfällen offenbar eine hohe Dunkelziffer
Wie eine US-Studie zeigt, gibt es bei den offiziellen Corona-Todesfällen offenbar eine hohe Dunkelziffer Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

09.02.2024, 21:25 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Für viele Menschen ist Corona kein Thema mehr im Alltag. Zum Glück. Doch die Pandemie hatte enorme Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Wie eine umfassende Studie jetzt zeigt, gab es in den USA viel mehr Corona-Todesfälle als bislang angenommen. Dies könnte auch auf Deutschland zutreffen.

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Erst im April 2023 hat der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Corona-Pandemie offiziell als beendet erklärt.1 Und damit ziemlich genau drei Jahre nach dem weltweiten Ausbruch der Covid-19-Infektionen Anfang 2020. Obwohl man sich immer noch mit dem Virus anstecken kann und es weiterhin Corona-Tote gibt, sind wir zurück zur Normalität übergegangen und haben alle Schutzmaßnahmen abgelegt. Dennoch kämpfen viele Menschen mit den Nachwirkungen und den sogenannten Long-Covid-Symptomen (FITBOOK berichtete). Nun gibt es neue Zahlen aus den USA, die belegen, dass es dort deutlich mehr Corona-Todesfälle gab als bislang angenommen.

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US-Studie überprüft Anzahl der Corona-Todesfälle

Laut offiziellen Zahlen hat die Pandemie allein in den USA zu rund 1,17 Millionen Corona-Toten geführt.2 Doch das ist deutlich untertrieben, wie eine neue Auswertung der Sterbefälle zeigt. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie unter der Leitung der „Boston University School of Public Health“ (BUSPH) und der „University of Pennsylvania“ (UPenn).3 Der Grund dafür ist die Interpretation der sogenannten Übersterblichkeit. Man spricht von einer Übersterblichkeit, wenn die Sterberate in der Bevölkerung während eines bestimmten Zeitraums höher ausfällt, als aufgrund empirischer Zahlen aus der Vergangenheit zu erwarten war.

Insbesondere während der Corona-Pandemie ab 2020 konnte nicht immer genau bestimmt werden, ob die Übersterblichkeit durch Corona oder andere Faktoren wie gestiegene Armut, schlechteres Gesundheitswesen etc. verursacht wurde. Deswegen haben die Forscher insbesondere die Zahlen der Übersterblichkeit unter die Lupe genommen, die bislang auf natürliche Ursachen zurückgeführt wurden.

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Fokus der Forscher liegt auf natürlicher Übersterblichkeit

In der US-Studie vergleicht man die tatsächlich gemeldeten Corona-Todesfälle mit jenen Fällen, die einer natürlichen Todesursache zugeschrieben wurden, wie chronischen Erkrankungen. Dabei stellten die Forscher fest, dass der Anstieg der natürlichen Todesfälle in den meisten US-Bezirken entweder zur gleichen Zeit oder im Monat vor dem Anstieg der gemeldeten Corona-Todesfälle erfolgte. Zum ersten Mal lag der Fokus der Forscher also auf der Analyse der natürlichen Sterblichkeit, während man beispielsweise Unfälle mit Todesursache oder Mordfälle ausschloss.

In der Studie haben die Forscher neuartige statistische Methoden angewendet, um die monatlichen Angaben zu Todesfällen mit natürlicher Ursache sowie gemeldete Corona-Todesfälle zu analysieren. Die Daten stammen aus insgesamt 3.127 US-Bezirken, die in den 30 Monaten der Pandemie von März 2020 bis August 2022 erhoben wurden. Die Analyse ergab, dass in diesem Zeitraum etwa 1,2 Millionen Menschen in den USA zur natürlichen Übersterblichkeit zählten. Wobei rund 163.000 vermutlich nicht registrierte Corona-Tote waren.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass viele Corona-Todesfälle während der Pandemie nicht gezählt wurden. Überraschenderweise hielt diese Untererfassung weit über die Anfangsphase der Pandemie hinaus an“, kommentiert der Studienautor, Dr. Andrew Stokes die Auswertung der Daten. Laut ihm gibt die zeitliche Korrelation zwischen den gemeldeten Corona-Todesfällen und den überzähligen natürlichen Todesfällen über die tatsächlichen Todesursachen Aufschluss. Die Auswertung der Daten ergab nämlich, dass Spitzenwerte bei Todesfällen mit natürlicher Ursache und Corona-Todesfälle im nahezu gleichen Zeitraum korrelierten.

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Die Gründe für die falsche Zählweise

Ein Grund für die falsche Zählweise könnte beispielsweise ein Mangel an Corona-Tests sein. Oder aber die Tatsache, dass viele Menschen sich haben nicht testen lassen, weil sie Angst vor einer Stigmatisierung hatten. So entstand eine Dunkelziffer, ob jemand an Corona starb oder durch eine natürliche Ursache. Zudem schließen die Forscher aus, dass der Anstieg der Sterbezahlen durch eine gesundheitliche Unterversorgung entstand. Wäre dies der Fall, dann müssten die Zahlen für natürliche Todesursache ansteigen, nachdem es zum Anstieg von Corona-Todesfällen gekommen war. Die war aber nicht der Fall.

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In Deutschland hat man seit Beginn der Pandemie bundesweit 181.955 Corona-Sterbefälle gezählt (Stand 9. Februar 2024).4 Das bedeutet, die Betroffenen sind entweder an oder mit Covid-19 gestorben. Und laut dem Pandemie-Radar der Bundesregierung werden immer noch viele neue Sterbefälle mit einer Covid-Infektion registriert. Allein im Zeitraum vom 29.01. bis 04.02.2024 starben 258 Menschen, die mit Covid-19 infiziert waren. Und auch hier geht man von einer Untererfassung der Zahlen aus. Denn das Gesundheitsamt erfährt entweder durch eine Meldung oder durch eigene Ermittlungen, dass ein Covid-19-Patient gestorben ist. So ist auch hier von einer Dunkelziffer auszugehen.

Quellen

Themen Coronavirus

Quellen

  1. So endet die Pandemie (aufgerufen am 9.2.2024) ↩︎
  2. Centers for Disease Control and Prevention: COVID Data Tracker (aufgerufen am 9.2.2024) ↩︎
  3. Paglino, E., Lundberg, D.J., Wrigley-Field, E., et. al. (2024). Excess natural-cause mortality in US counties and its association with reported COVID-19 deaths. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. ↩︎
  4. Corona-Pandemieradar: Todesfälle (aufgerufen am 9.2.2024) ↩︎
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