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Manuelle Therapie

„Ich habe lange als Chiropraktiker gearbeitet – das bringt die Methode bei Rückenschmerzen“

Chiropraktik kann bei Rückenschmerzen helfen
Chris Woods hat in den USA einen Doktor in Chiropraktik – er sieht in der Methode durchaus eine Möglichkeit, um bei Rückenschmerzen eine medikamentöse Therapie oder OP zu umgehen Foto: Getty Images; Collage: FITBOOK

29. Mai 2025, 6:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen – und viele Betroffene suchen nach einer Alternative zu Medikamenten oder Operationen. Eine häufig genutzte Methode ist die Chiropraktik. Doch was genau verbirgt sich dahinter, und was kann sie tatsächlich leisten? Der US-amerikanische Gesundheitsexperte Chris Woods ist Doctor of Chiropractic (D.C.) mit langjähriger Praxiserfahrung im Großraum Dallas/Fort Worth. In einem Gastbeitrag für FITBOOK erläutert er die Grundlagen der chiropraktischen Behandlung und was wissenschaftliche Studien dazu sagen.

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Wer von Ihnen hat schon einmal mit Rückenschmerzen zu kämpfen gehabt? Seien Sie ehrlich. Man wacht morgens steif auf, dreht sich einmal falsch – und zack! Ein dumpfer Schmerz oder ein scharfer Stich bestimmt den ganzen Tag. Kommt Ihnen das bekannt vor? Damit sind Sie nicht allein. Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch. Aber was wäre, wenn es eine natürliche, wirksame Methode gäbe, die ohne Medikamente oder Operation helfen kann? Ich spreche von Chiropraktik. In diesem Beitrag möchte ich erklären, was wirklich dahintersteckt, warum so viele Menschen darauf schwören – und was die Wissenschaft tatsächlich über die Wirksamkeit sagt.

Was ist Chiropraktik?

Chiropraktik basiert auf dem Prinzip, dass der Körper sich selbst heilen kann – vorausgesetzt, er wird richtig ausgerichtet und unterstützt. Im Zentrum steht die sogenannte „manuelle Therapie“ der Wirbelsäule, auch bekannt als chiropraktische Justierung. Stellen Sie sich das so vor: ein schneller, präziser Impuls auf ein Gelenk der Wirbelsäule – oft begleitet von einem knackenden Geräusch. Keine Sorge: Das ist nur Luft, die sich im Gelenk löst – die Knochen bleiben heil!

Diese Justierung sorgt dafür, dass sich blockierte Segmente der Wirbelsäule wieder bewegen lassen, Nerven entlastet werden, sich Muskelverspannungen lösen – und das Nervensystem aktiviert wird. Insbesondere sogenannte Mechanorezeptoren in Gelenken und Muskeln senden dabei Signale ans Gehirn, die Schmerzen lindern, Muskelkrämpfe reduzieren und die Schmerzverarbeitung im Gehirn verbessern.

Ergänzt wird die Behandlung häufig durch gezielte Übungen, Haltungsberatung und Lebensstil-Coaching – ein ganzheitlicher, praktischer Ansatz.

Warum setzen viele auf Chiropraktik?

Was die Menschen zur Chiropraktik bringt? Die Ergebnisse. Die Hoffnung. Und der Wunsch, ohne Medikamente gesund zu werden.

Wer unter dauerhaften Schmerzen leidet und nur zwischen Tabletten und OP wählen kann, für den ist Chiropraktik oft eine echte Erleichterung. Genau deshalb greifen jedes Jahr Millionen Menschen darauf zurück: Die Behandlung ist schnell, nicht-invasiv – und bei fachgerechter Ausführung sicher.

Ich erinnere mich an Patienten, die gekrümmt in meine Praxis kamen und aufrecht, schmerzfrei und lächelnd wieder gingen. Ein Mann in den Dreißigern mit Bandscheibenvorfall sagte: „Doc, ich dachte, ich kann nie wieder joggen.“ Drei Wochen später lief er wieder durch den Park.

Eine Kollegin erzählte mir von einer 65-jährigen Frau, die keine fünf Minuten mehr stehen konnte. Nach acht Wochen Behandlung ging sie wieder wandern.

Was sagen Studien zur Wirksamkeit von Chiropraktik bei Rückenschmerzen?

Tatsächlich gibt es zahlreiche Forschungsarbeiten, die sich mit chiropraktischen Behandlung von akuten und chronischen Rückenschmerzen befasst haben.

Bei akuten Rückenschmerzen (unter sechs Wochen) zeigte eine im Fachjournal „Jama“ veröffentlichte Meta-Analyse von 2017, dass chiropraktische Justierungen kleine, aber signifikante Verbesserungen bei Schmerz und Beweglichkeit bringen.1

Bei chronischen Rückenschmerzen (mehr als zwölf Wochen) ergab eine Übersichtsarbeit von 2019, dass Chiropraktik ähnlich gut wirkt wie Bewegungstherapie.2 Besonders effektiv ist sie in Kombination mit Dehnübungen, Kräftigung und Bewegungsschulung.

Wichtig: Die Studien bestätigen auch ein geringes Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen. Die häufigsten Beschwerden waren leichte Muskelverspannungen oder kurzfristige Schmerzen.

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Vergleich mit anderen Methoden

Und wie schneidet Chiropraktik im Vergleich ab? Gegenüber Schmerzmitteln: sicherer. Im Vergleich zur OP: weniger eingreifend. Und im Vergleich zu einer Bettruhe ermöglicht sie wieder Bewegung.

Insgesamt wird die Chiropraktik häufig in Kombination mit Physiotherapie, Osteopathie, Yoga oder Massage angewendet. Ihre Wirksamkeit ist besonders ausgeprägt, wenn sie Teil eines umfassenden, multimodalen Therapiekonzepts ist – ein Ansatz, der sowohl in deutschen als auch in internationalen Leitlinien empfohlen wird.3

Eine Cochrane-Analyse von zwölf Studien mit insgesamt 2887 Teilnehmern kam zu dem Schluss: Kombinierte chiropraktische Maßnahmen bringen leichte kurzfristige Verbesserungen bei akuten Rückenschmerzen – ein klarer, langfristiger Nutzen gegenüber anderen Therapien konnte bislang jedoch nicht nachgewiesen werden.4

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Fazit

Chiropraktik ist kein Wundermittel, aber eine wissenschaftlich belegte, effektive Behandlung, um Rückenschmerzen zu lindern oder sogar ganz loszuwerden. Wer Beschwerden hat und auf Medikamente oder eine OP verzichten möchte, für den kann Chiropraktik eine Option sein.

Natürlich gibt es auch kritische Stimmen. Ein Wirbelsäulenchirurg sagte mir einmal: „Chiropraktik wirkt – aber nur, wenn der Behandelnde gut ausgebildet ist. Es kommt auf den richtigen Therapeuten an.“ Ein kluger Hinweis. Umso wichtiger ist es, sich an eine qualifizierte Fachperson zu wenden, Fragen zu stellen – und Verantwortung für den eigenen Körper zu übernehmen.

Themen Rückenschmerzen

Quellen

  1. Paige, N. M., Miake-Lye, I. M., Booth, M. S., et al. (2017). Association of Spinal Manipulative Therapy With Clinical Benefit and Harm for Acute Low Back Pain. JAMA. ↩︎
  2. Rubinstein, S. M., Terwee, C. B., Assendelft, W. J., et al. (2019). Benefits and harms of spinal manipulative therapy for the treatment of chronic low back pain. BMJ. ↩︎
  3. National Institute for Health and Care Excellence (NICE). (2016). Low back pain and sciatica in over 16s: assessment and management. NICE guideline [NG59]. ↩︎
  4. Cochrane Back and Neck Group. (2011). Combined chiropractic interventions for low-back pain. Cochrane Database of Systematic Reviews. ↩︎

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