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Nahrungsergänzung

Wirkung von Bockshornklee-Supplementierung auf Gesundheit und Training

Bockshornklee: Symbolbild
Sie haben noch nie von Bockhornklee gehört? Bei FITBOOK erfahren Sie, wie das Supplement wirkt. Foto: Canva/ru3par/Getty Images Pro
Janna Vahlhaus

05.08.2023, 07:52 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

In der traditionellen Medizin vieler Kulturen wird Bockshornklee seit Jahrhunderten verwendet. In den deutschen Gewürzregalen gehört es aber eher zu den Raritäten und gewinnt erst seit Neuestem in Kapsel-Form an Popularität. Wie viel an der zugeschriebenen Heilkraft dran ist, erfahren Sie hier bei FITBOOK.

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Bockshornklee-Kapseln enthalten gemahlene Samen der Bockshornklee-Pflanze und sind reich an Nährstoffen sowie wertvollen bioaktiven Verbindungen mit potenziellen gesundheitlichen Vorteilen. In diesem Artikel werden wir die zugeschriebenen Wirkungen auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit mitsamt Studienlage unter die Lupe nehmen.

Worum handelt es sich bei Bockshornklee-Kapseln und was enthalten sie?

Bockshornklee-Kapseln sind Nahrungsergänzungsmittel-Präparate, die aus den Samen der Bockshornklee-Pflanze (Trigonella foenum-graecum = wörtlich übersetzt „griechisches Heu“) hergestellt werden. Somit sollen sie in konzentrierter Form die gesundheitsfördernden Eigenschaften der Bockshornklee-Samen liefern, die den enthaltenen Nährstoffen und bioaktiven Substanzen zu verdanken sind.

Es handelt sich bei der Kultur- und Arzneipflanze um eine Unterfamilie der Hülsenfrüchtler, die vom Mittelmeer bis Zentralasien zu finden ist. Die gelb-bräunlichen Samen, die auch als Gewürz in der Küche Anwendung finden, erinnern dabei eher an kleine Kieselsteine. Ein Vorteil der Samen gegenüber dem Pulver ist, dass sie bis zu drei Jahre statt etwa sechs Monate haltbar sind. Erhältlich sind Samen, Tee, Pulver sowie Kapseln in Gewürz- und Naturkostläden, Reformhäusern, Apotheken oder im Internet.1

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Wie funktionieren Bockshornklee-Kapseln im Körper?

Die Samen bzw. Kapseln enthalten eine Fülle von Nährstoffen, einschließlich Proteinen, Mineralien, Vitaminen und wertvollen bioaktiven Verbindungen, sogenannten sekundären Pflanzenstoffen, wie Flavonoide, Saponine und Sapogenine. Letztere gelten als Hauptwirkstoff. Sie gehören der Stoffgruppe der Triterpene an, zu welcher auch die Steroidhormone Testosteron und Östrogen gehören. Sie gelten sogar als Vorläuferstoff zur Bildung von Testosteron, weshalb eine hormonähnliche Wirkung naheliegt.2

Schließlich soll das einzigartige Inhaltsstoffmuster des Bockshornklees die Regulierung des Blutzuckerspiegels und somit die Insulinempfindlichkeit fördern, indem er die Aufnahme von Zucker im Magen reduziert, dieser also vermehrt ausgeschieden wird, und zusätzlich die Insulin-Ausschüttung anregt.3

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Studienlage zu zugeschriebenen Wirkungen von Bockshornklee-Kapseln auf die Gesundheit und Leistung

Schon seit langer Zeit wird Bockshornklee in der ayurvedischen- und chinesischen Medizin angewendet. Sogar Hildegard von Bingen und Pfarrer Kneip waren von seiner Wirkung überzeugt. Auch die modernen Kapseln werden als Wundermittel angepriesen – die Evidenz ist aber eher spärlich, weshalb nach aktuellem Stand keine entsprechenden Empfehlungen abgeleitet werden können. Wie so oft werden weitere klinische Studien benötigt, mit festgelegten methodischen Standards, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.4 Folgende Bereiche haben jedoch in ersten Studien Hinweise zu potenziellen Effekten geliefert:

Kardio-metabolische Gesundheit: Regulierung des Blutzucker- und Cholesterinspiegels

Eine aktuelle klinische Studie mit 150 Diabetes-Patienten (Typ II) konnte zeigen, dass eine tägliche Einnahme von Bockshornklee zusammen mit anderen Arzneipflanzen über drei Monate hinweg effektiv gegenüber einem Placebo wirkte. Der Effekt auf die Insulinempfindlichkeit sowie die Cholesterin-Konzentration war sogar ungefähr so groß wie der des Diabetes-Medikaments Metformin.5

Ein ähnliches Ergebnis erzielte eine weitere, etwas kleinere, klinische Studie mit 50 Typ-II-Diabetikern, die drei Kapseln Bockshornklee zusammen mit Berberin (300 Milligramm Berberin + 200 Milligramm Bockshornklee-Pulver) oder ein Placebo über drei Monate verabreicht bekamen.6 Studien zur alleinigen Anwendung von Bockshornklee-Kapseln gibt es jedoch derzeit nicht bzw. keine qualitativ hochwertigen, weshalb die Wirkung umstritten bleibt.

Hormonelle Gesundheit bei Frauen: Menstruationsbeschwerden und Polyzystisches Ovarien Syndrom (PCOS) verbessern

Eine klinische Studie mit 101 Studentinnen konnte zeigen, dass die Einnahme von Bockshornkleekapseln während der ersten drei Menstruationstage gegenüber einem Placebo Unterleibsschmerzen verbessern konnte. Dabei wurden zweimal täglich zwei bis drei Kapseln (äquivalent zu einer Dosis von 900 Milligramm Bockshornklee-Pulver) über zwei aufeinanderfolgende Zyklen eingenommen.7

Des Weiteren konnte bei 170 Frauen im Alter von 18 bis 45 Jahren mit PCOS bei einer Einnahme von 1000 Milligramm Bockshornklee-Kapseln über 12 Wochen eine Reduktion verschiedener Symptome sowie gemessener Parameter (Zysten-Größe, LH:FSH Verhältnis, Testosteron- und Prolaktin-Konzentration, Zyklus-Regelmäßigkeit, Insulinresistenz und Blutfettwerte) gezeigt werden.8

Für Mann und Frau: Libido erhöhen

Eine Studie mit 150 Männern im Alter zwischen 43 und 70 Jahren erhielt täglich 600 Milligramm Bockshornklee-Pulver über einen Zeitraum von 12 Wochen. Hier konnte gezeigt werden, dass die sexuelle Lust, gemessen durch Erektionen und Häufigkeit von Geschlechtsverkehr, verbessert werden konnte, was durch die effektive Erhöhung des Testosterons gegenüber einem Placebo erklärt wurde. Es handelte sich dabei jedoch um Männer, bei denen zuvor eine Form des Androgen-Mangels diagnostiziert wurde, weshalb das Ergebnis nicht auf gesunde Männer übertragen werden kann.9

Ein ähnliches Ergebnis ergab sich bei einer klinisch-randomisierten Studie mit 80 Frauen im Alter zwischen 20 und 49 Jahren, die 600 Milligramm Bockshornklee-Pulver oder ein Placebo über zwei Zykluslängen einnahmen. Hier wurde ebenfalls ein erhöhter Testosteron- und zusätzlich gestiegener Östrogenspiegel festgestellt, der die gesteigerte Lust und Erregung erklären könnte.10

Laut „National Center for Complementary and Integrative Health (NCCIH)“ aus den USA liegen jedoch in allen Bereichen keine ausreichenden Daten vor bzw. es bedarf weiterer Forschung, die teilweise schon im Gange ist. Dies gilt auch für alle weiteren (potenziellen) gesundheitlichen Wirkungen, wie die gesteigerte Produktion von Muttermilch und/oder Anregung des Stoffwechsels und entsprechende Gewichtsreduktion.11

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Für wen Bockshornklee-Kapseln sinnvoll sein können bzw. wer davon profitiert

Es gibt keine konkreten Empfehlungen, für wen eine Einnahme von Bockshornklee-Kapseln geeignet ist. Aus der Studienlage (s.o.) lässt sich aber schließen, dass über eine Einnahme nachgedacht werden kann, wenn ein (Prä-)Diabetes, starke Menstruationsbeschwerden oder Symptome, die auf ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt zurückgeschlossen werden können (z.B. Libido-Verlust), vorliegen.

Die Einnahme sollte erst geschehen, wenn andere Mittel, z. B. eine gesunde Ernährung im Fall eines Diabetes, versucht wurden. In jedem Fall sollte außerdem ein Arzt bzw. Fachexperte zurate gezogen werden.

Training und Supplementierung – worauf man achten sollte

Durch die Testosteron-Ähnlichkeit liegt die Annahme nah, dass Bockshornklee-Kapseln den Muskelaufbau unterstützen können. Eine klinische Studie mit 60 Männern zeigte, dass zweimal 300 mg Kapseln täglich für acht Wochen im Vergleich zu einem Placebo zu erhöhten Testosteron- und Kreatin-Leveln führte, die für den Muskelaufbau wichtig sind.12 Wie es genau um den Muskelzuwachs steht und ob eine Einnahme für Frauen genauso sinnvoll sein kann, bleibt dadurch aber unklar.

Sicher ist, dass eine Supplementierung höchstens ein Training unterstützen, aber niemals ersetzen kann. Am besten sollte also auch hier eine Einnahme mit einem Experten besprochen werden.

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Wann man bzw. wer Bockshornklee-Kapseln nicht einnehmen sollte

Bei einer bekannten Allergie gegen Hülsenfrüchte (Sojabohnen, Erdnüsse oder Erbsen) sollte eine Einnahme vorerst mit einem Arzt besprochen oder unter ärztlicher Aufsicht geschehen, um allergische Reaktionen ausschließen zu können.

Des Weiteren sollte von einer Einnahme während der Schwangerschaft aufgrund der hormonähnlichen Eigenschaften unbedingt abgesehen werden. Beim Stillen ist die Datenlage hingegen kontrovers, da es Stimmen gibt, die gerade dann eine Einnahme empfehlen, um die Milchbildung zu fördern. Zur Sicherheit wird hier aber beispielsweise vom National Center for Complementary and Integrative Health (NCCIH) von einer Supplementierung abgeraten.

Auch Diabetiker sollten nicht zu viele Bockshornklee-Kapseln zu sich nehmen, da diese in Kombination mit anderen Diabetes-Medikamenten den Blutzucker zu stark senken könnten.13 Sollte hier Interesse an einer Einnahme bestehen, sollte diese also definitiv in Zusammenarbeit mit einem Arzt erfolgen.

Mögliche Risiken, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit Medikamenten

Die Einnahme von Bockshornklee-Kapseln wird als sicher und gut verträglich für bis zu drei Jahre angesehen. Es können aber Nebenwirkungen, wie Magen-Darm-Beschwerden, auftreten.14

Bei den Wechselwirkungen mit Medikamenten sollte Vorsicht walten bzw. eine Absprache mit einem Arzt erfolgen, wenn Diabetes-Medikamente eingenommen werden, da durch die Blutzucker-Senkung das Risiko für einen hypoglykämischen Schock (Unterzuckerung) bestehen könnte. Auch bei Gerinnungshemmern besteht der Verdacht, dass Bockshornklee-Kapseln die Gerinnung weiter herabsetzen und somit gefährlich sein könnten, wenn es zu einer Verletzung oder Blutung kommt.

Empfohlene Dosis

Wie einigen (oben genannten) klinischen Studien entnommen werden kann, werden zwischen 500 und 1000 Milligramm Bockshornklee-Kapseln täglich verabreicht, wobei die höheren Dosen meist für einen kürzeren Zeitraum genutzt wurden.15 Die Dosierung sollte aber idealerweise immer mit einem Arzt/Apotheker und entsprechend des Produktherstellers abgestimmt werden.

Fazit

Obwohl es vielversprechende Hinweise auf gesundheitliche Vorteile von Bockshornklee in Kapselform gibt, sollte man bedenken, dass das Nahrungsergänzungsmittel kein Wundermittel ist und die Datenlage noch eher dünn ist. Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil mit viel Sport sollten somit immer Vorrang haben. Bei Interesse an einer Einnahme sollte vorher mit einem Arzt gesprochen werden, um sicherzustellen, dass die Supplementierung an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden kann.

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Quellen

Themen Nahrungsergänzungsmittel
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