Martin Lewicki Freier Autor

23.05.2023, 16:26 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Höher, schneller, weiter – das Guinnessbuch der Rekorde dokumentiert das menschlich Machbare. Nun hat es ein Tscheche mit seiner außergewöhnlichen Leistung in die Rekordfibel geschafft: Josef Šálek stellte einen beeindruckenden, neuen Weltrekord im Planken auf. Dabei treibt er erst seit ein paar Jahren intensiv Sport.

Vom übergewichtigen Raucher zum Weltrekordler

Wer schon mal geplankt hat, eine Übung, die auch Unterarmstütz genannt wird, der weiß, wie anstrengend sie ist. Bereits nach ein paar Minuten der Anspannung fängt der Körper an, zu zittern. Mehr als fünf Minuten Planken schaffen nur wenige. Doch wie hat es der Tscheche geschafft, mehr als einen Arbeitstag in der kraftraubenden Haltung zu verbringen? Ausdauer und Kraft allein reichen nämlich nicht aus.

Man mag es kaum glauben, doch wie Josef Šálek auf der offiziellen Website der „Guinness World Records“ berichtet, hatte er noch vor fünf Jahren fünf Kilo Übergewicht, hat regelmäßig Alkohol getrunken und geraucht. „Aber ein bestimmter Moment, der mein Leben veränderte, brachte mich zu dieser Transformation. Deshalb möchte ich der Welt etwas mitgeben: Egal, wie alt man ist, man kann immer Veränderungen vornehmen, um glücklicher, vitaler und gesünder zu sein“, erklärt der neue Rekordhalter im Planken. Dies sei die Hauptbotschaft, die er durch seinen Rekord verbreiten möchte.

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Seine Transformation begann im Gefängnis

Denn vor etwa vier Jahren wurde seine Transformation durch einen unangenehmen Zwischenfall eingeleitet. Auf einer Reise nach Sri Lanka wurde er am Flughafen in den Vereinigten Arabischen Emiraten verhaftet, weil es bei der Passkontrolle zu einer Verwechslung seiner Identität kam. Daraufhin musste er laut „Guinness World Records“ mehrere Monate im Gefängnis verbringen. Um diese Zeit gut zu überstehen und mental stark zu bleiben, hat er angefangen, viel Sport zu treiben und eine strenge Routine entwickelt.

„Ich habe nur in meiner Kindheit Sport gemacht und bin erst vor 5 Jahren wieder zum Sport zurückgekehrt. Dabei begann ich zunächst mit dem Laufen in Schuhen und nach ein paar Monaten dann barfuß“, sagt Šálek FITBOOK gegenüber. Daraus wurde eine strenge tägliche Routine, die mittlerweile wie folgt aussieht:

• Morgens mehrere zehn Minuten lang Planks
• 100 Liegestütze in einem Satz
• Dehnübungen
• Nachmittags Aufwärmen und 10 Kilometer barfuß laufen
• Abends 100 verschiedene Liegestütze in einem Satz

„Vor drei Jahren habe ich die Planke in mein Training eingebaut und zunächst nur 7 Minuten durchgehalten“, erklärt er uns. Doch nach rund einem Jahr änderte er seine Einstellung zum Training und stellte fest, dass er es plötzlich länger als eine Stunde schaffen konnte. „Und vor acht Monaten beschloss ich, die Herausforderung anzunehmen und den Weltrekord im Planken zu brechen“, sagt der Tscheche. Dafür habe er sechs Monate lang jeden zweiten Tag das Planken trainiert und die Dauer ohne Unterbrechung auf bis zu drei Stunden hochgeschraubt. In den letzten zwei Monaten habe er sogar zweimal täglich das Planken trainiert. „Doch der wichtigste Teil der Vorbereitung war die mentale Vorbereitung“, verrät uns der neue Weltrekordhalter.

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Auf die mentale Stärke kommt es an

Die Zeit im Gefängnis hat ihm beigebracht, Schmerzen zu ertragen und sein Schmerzempfinden zu verschieben. Nur dadurch ist er jetzt imstande, über sich hinauszuwachsen und einen Weltrekord im Planken aufzustellen. „Ich fühlte mich mental bereit, nicht körperlich, da mein längstes ununterbrochenes Training lediglich dreieinhalb Stunden dauerte“, erklärt der neue Rekordhalter. Doch er wusste, dass es am Ende nicht auf die körperliche Fitness, sondern auf die mentale Stärke ankommt. Anders ist solch eine Leistung nicht zu schaffen.

So hatte er bei dem stundenlangen Unterarmstütz mehrere kritische Momente. Am schwierigsten sei die Phase zwischen der siebten und der achten Stunde gewesen, berichtet er auf der Website der Guinness-Weltrekorde. „Mir wurde ziemlich schwindelig und ich hatte starke Schmerzen, aber ich hatte zugleich Vertrauen und die Leute glaubten an mich, und diese starken Gefühle vermischten sich und halfen mir, die Herausforderung erfolgreich zu meistern“, erklärt der 53-Jährige.

Seine Kraft schöpft er aus der Meditation

Um den Weltrekord zu knacken, nutzte er grundlegende mentale Techniken, die auch bei der Meditation angewendet werden. Die erste war die Akzeptanz des Schmerzes. „Im Leben passieren uns angenehme Dinge und Dinge, die wir nicht mögen. Das gehört zum Leben einfach dazu. Genauso wie der Schmerz zu dieser Übung gehört. Also habe ich gelernt, nicht dagegen anzukämpfen oder es zu überwinden und es stattdessen zu akzeptieren“, erklärt Josef Šálek.

Die zweite Technik besteht darin, mit Aufmerksamkeit zu arbeiten und sie vom Schmerz wegzuleiten. „Beim Sport konzentriere ich mich nicht auf den Schmerz und alles, was mich stört, sondern auf das, was schön ist und was mir gefällt“, sagt er. Entweder reise er mit meinen Gedanken an Orte, an denen er sich wohlfühle, oder er konzentriere sich auf Stellen seines Körpers, die nicht schmerzen. Nicht zuletzt sei es aber auch reine Atemarbeit. „Ich atme durch den Schmerz hindurch und beruhige mich immer wieder mit tiefer Bauchatmung. Ich bin innerlich absolut ruhig und beobachte lediglich den Schmerz. Dabei denke ich nicht mal darüber nach, wie viel Zeit ich hinter oder vor mir habe“, sagt der Trainer für Persönlichkeitsentwicklung.

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Josef Šálek verbessert den Weltrekord um gute acht Minuten

Trotz des traumatischen Erlebnisses im Gefängnis sieht er die Erfahrung im Nachhinein als etwas Gutes: „Ich bin heute ein glücklicher Mensch. Ich bin dankbar für das, was ich erlebt und geschafft habe, denn heute kann ich viele andere inspirieren, dass es möglich ist, jede Widrigkeit zu überwinden und die körperlichen und geistigen Grenzen über unser Vorstellungsvermögen hinaus zu verschiebenden“, sagt Josef Šálek.

Seine mentale Stärke hat nachweislich zum Erfolg geführt. Nachdem der Tscheche den alten Weltrekord im Planken (9 Stunden, 30 Minuten und 1 Sekunde), den der Australier Daniel Scali im Jahr 2021 aufstellte (FITBOOK berichtete) gebrochen hatte, knallten die Champagner-Korken und die Anwesenden fingen an, bereits zu feiern. Doch Josef Šálek hielt noch weitere acht Minuten durch. Eine Wahnsinnsleistung!