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Retro-Trend im Selbsttest

Welche Muskeln trainiert man beim Rollschuhfahren?

Drei Junge Menschen beim Rollschuhfahren
Der 70er-Trend Rollschuhlaufen erlebt derzeit ein Comeback Foto: Getty Images
Nina Ponath
Freie Autorin

02.09.2022, 20:27 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Retro ist cool – auch beim Freizeitsport! Rollschuhfahrer tanzen und gleiten wieder durch Deutschlands Parks und über Eislaufbahnen. FITBOOK hat den Trend aus den 70er-Jahren ausprobiert.

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Acht Räder, eine Prise 70er-Flair und jede Menge gute Laune: Rollschuhe erleben zurzeit ein Comeback. Ob in den sozialen Netzwerken, auf den Straßen oder Retro-Partys sind die Schuhe auf Rollen nicht mehr wegzudenken. Rollschuhfahren bringt dabei nicht nur Spaß (und ist eine Top-Möglichkeit zum Flirten im Sommer), sondern ist auch effektives Ganzkörpertraining. FITBOOK-Autorin Nina Ponath hat den Selbsttest gemacht und verrät, wie man bei dem Freizeitsport eine gute Figur macht. 

Das Comeback der Rollschuhe

„Rollschuhfahren, ob ich das noch kann?“ Ich stehe unschlüssig vor einem Paar weißer Schuhe, die mich heute über die Rollschuhbahn in der Hamburger Parkanlage Planten un Blomen tragen sollen.
Derzeit erleben nämlich nicht nur VW Bullys und Plattenspieler ein Comeback. Auch beim Freizeitsport können wir einen Punkt auf der Nostalgie-Liste hinzufügen – und uns Rollschuhe an die Füße schnallen. Der Trendsport der 70er-Jahre ist nicht mehr aus dem Feed von TikTok und anderen sozialen Netzwerken wegzudenken.

Was unterscheidet Rollschuhe von Inlineskates?

Ein bisschen erinnert mich das Fahren auf den acht Rädern an Schlittschuhfahren, was der Form der Rollschuhe geschuldet ist: die schmalen Schuhe, die optisch an normale Stiefel oder hohe Sneakers erinnern, haben insgesamt acht Räder, zwei jeweils vorne und hinten am Schuh. Verglichen mit Inline-Skates – bei denen die Rollen nicht nebeneinander, sondern „in einer Linie“ angebracht sind – sind Rollschuhe recht filigran und fühlen sich dennoch überraschend stabil an. Das liegt daran, dass die vier Räder und dem breiten Radstand auch Anfängern Sicherheit bieten, zudem ist der Fuß flexibler und unterstützt die gewohnte Bewegung.

„Für mich ist der große Unterschied, dass man mit Inline-Skates wirklich Strecke machen kann. Die haben ja drei oder fünf Räder, und man steht auf einer Mittellinie. Bei Rollschuhen steht man mehr in der Mitte und kann so besser Balance halten. Dafür kann man nicht so gut Strecke machen“, sagt Julia Krüger von „rollenwelt.de“, einem Hamburger Shop für Trendsportprodukte. Optisch sind die Rollschuhe um einiges lässiger als Inline-Skates und weniger leistungsorientiert. „Es geht nicht darum Strecke zu machen, sondern darum zu tanzen, Pirouetten und Spaß zu haben“, so Krüger. Viele Kunden, die sie beim Kauf berät, sind in der Vergangenheit bereits Rollschuhe gefahren. „Die meisten Kundinnen sind zwischen 30 und 70 Jahre alt und kennen das Rollschuhfahren noch von früher.“

Das erklärt auch  die wilden Looks der Rollschuhfahrer, mit denen ich mir heute die Bahn teile: vertreten sind bunte Schuhe im Retro-Look, pastellfarbene Schnürer und bunte Muster mit Regenbogen, Glitzer und Neon-Motiven. „Unsere Rollschuhe sind nicht so auf Retro gemacht“, sagt Julia Krüger. „Da gibt es auch ein paar schlichte Modelle. Viele Kunden wollen das alte Design von früher wieder und glorifizieren das. Dabei waren die 80er teilweise auch ganz schön hässlich.“

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Wie fährt es sich auf Rollschuhen?

„Langsam, vorsichtig und bloß nicht fallen“ – während ich mich auf die Fahrbahn begebe, gehen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Kein Wunder, habe ich doch ewig nicht mehr auf Schuhen mit Rädern, Kufen oder anderen Untersätzen gestanden, aber siehe da: kaum bin ich auf der Bahn, erinnern sich meine Füße wie durch ein Wunder an die alte Bewegung. Richtig flüssig läuft es zu Beginn noch nicht, weil mein Kopf zu sehr damit beschäftigt ist, abzuwägen, wie sehr man sich wohl auf so einer Bahn aus voller Fahrt verletzen kann.

Nach ein paar Bahnen in die eine und in die andere Richtung geht es jedoch immer besser und ich nehme sogar ein wenig Geschwindigkeit auf. Herrlich, ein Gefühl wie damals in der Kindheit. Fairerweise muss man sagen, dass ich, als Kind der späten 80er mit Inline-Skates statt mit Rollschuhen aufgewachsen bin. Trotzdem: Die Freude, der Spaß am Fahren, die Art und Weise, wie ich die Straße unter meinen wackeligen Füßen spüre, fühlt sich nach Kindheitsspaß, nach Sommerabenden auf der Straße und ein Gefühl von Freiheit an.

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Rollschuhfahren: der Weg ist das Ziel

Insgesamt sind Rollschuhe vor allem vielfältiger als Inline-Skates. Weil man hier stabiler steht, kann man die Rollschuhe in der Freizeit öfter nutzen und mit ihnen mehr machen. Durch den Stopper vorne an den Rollschuhen fällt es auch Anfängern leicht mit ihnen zu fahren, da sie so jederzeit Bremse können. Im direkten Vergleich mit Inline-Skates sind Rollschuhe allerdings um einiges langsamer. Das fällt mir auf, während an mir ein paar Inlineskater vorbeiziehen. Rollschuhe sind für einen Tag auf der Rollbahn eine tolle Sache, aber sobald man ein paar Kilometer unterwegs sein will, sind die schnelleren Inline-Skates die bessere Wahl.

Was den Kalorienverbrauch angeht, verbrennt man beim Rollschuhfahren laut meinem Test mit der Smartwatch ähnlich viel wie bei einem sehr schnellen Spaziergang, jedoch weniger als beim Laufen oder Radfahren. Berechnet man den Fun-Faktor mit ein, können beide Sportarten – sowohl Rollschuhfahren als auch Skaten – punkten: Die Zeit auf den Rollen vergeht wie im Flug, sodass man lange durchhält und sich nicht quälen muss. Hinzu kommt, dass eine Rollschuhbahn im Sommer der perfekte Sport ist, um neue Leute kennenzulernen. Den Eindruck gewinne ich, als mir ein weiterer Skater zwinkernd entgegenkommt.

Hintergrund
Hier kann man u. A. Rollschuhfahren:
– Hamburg: Planten un Blomen
– Berlin: Tempelhofer Feld, Mellowpark, Mauerpark, Teltowkanal
– München: Theresienwiese
Für alle, die schon sicher auf den Rädern sind: Rollschuhdisco!
– Berlin (Rollerdisko)
– Köln (Odysseum)

Sie haben noch weitere Tipps, wo man in Deutschland super Rollschuhfahren kann? Schreiben Sie gerne per E-Mail an info@fitbook.de, auf Instagram oder Facebook!

Welche Muskelgruppen werden trainiert?


Als ich die Rollschuhe von meinen Füßen löse, fühle ich mich auf dem festen Boden etwas wackelig. Meine Muskeln haben die gesamte letzte Stunde über einiges an Stabilisationsarbeit geleistet, was ich jetzt in den Beinen zu spüren bekomme. Rollschuhfahren trainiert insbesondere den Po und die Beinmuskeln sowie die untere Rückenmuskulatur. Rollschuhfahren ist zudem ein moderates Herz-Kreislauf-Training, bei dem man nicht zu sehr aus der Puste kommt. „Man geht ja nicht nur für zehn Minuten auf die Rollschuhbahn“, sagt Julia Krüger, „wenn man die Rollschuhe erst mal anhat, fährt man damit auch eine Weile und trainiert so seine Tiefenmuskulatur.“ Die Bewegung ist fließend und weitestgehend frei von Erschütterungen, was den Sport für Menschen mit Gelenkbeschwerden attraktiv macht.

Um Rollschuh zu fahren, braucht es allerdings einiges an Balance, Koordinationsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit. Wer Probleme damit hat oder sich beim Stürzen ernsthafte Verletzungen zufügen kann, wie etwa ältere Menschen, sollte den Trendsport lieber nicht mitmachen.

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Fazit

Ich bin nach meiner Session auf den Rollschuhen angefixt. So schnell ist eine Stunde Sport schon lange nicht mehr vergangen und – um dem Gefühl in meinen Beinen nach zu urteilen – war das Rollen auf 8 Rädern nicht ganz ohne. Nächste Woche bin ich hier wieder mit einer Freundin – das nehme ich mir vor, als ich Planten und Blomen samt seiner Rollschuhbahn den Rücken kehre. Liebe Rollschuhe, bei mir müsst ihr ganz sicher nicht 50 Jahre auf euer nächstes Comeback warten.

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