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FITBOOK-Redakteurin erzählt

Wie ich als Mama zurück zum Laufen fand

FITBOOK-Redakteurin über das Laufen als Mama
Früher dachte FITBOOK-Redakteurin Anna Echtermeyer, nach der Schwangerschaft leicht wieder an ihre alte Laufroutine anknüpfen zu können Foto: Getty Images, Collage: FITBOO
Anna Echtermeyer
Redakteurin

29. Juni 2025, 17:21 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Früher gehörte Laufen fast wie selbstverständlich zum Leben unserer Redakteurin. Die Schwangerschaft änderte das – und zwang sie zu einer langen Pause. Erst nach mehreren Anläufen als Mama fand sie wieder zurück zu ihrem Lieblingssport – und der Sport fühlt sich für sie inzwischen anders an.

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Als ich Mama wurde, war mir klar, dass sich nicht nur mein Alltag, meine Gedankenwelt und mein Körper ändern würden. Zum Laufen, das für mich immer Wohlfühlzone war und mir half, ausgeglichen zu sein, fand ich erst drei Jahren nach der Geburt meines Sohnes zurück.

Warum ich in der Schwangerschaft nicht laufen konnte

Schon früh in der Schwangerschaft war das Laufen für mich beendet. Während andere werdende Mütter bis zum letzten Trimester locker traben – im Leistungssport kann man sogar beobachten, dass in der Schwangerschaft inzwischen fast bis zum Geburtstermin weitertrainiert wird – war für mich tatsächlich Schluss im dritten Monat. Ich hätte es mir anders gewünscht, doch mein Körper signalisierte mir damals unmissverständlich, dass er mir fürs Laufen nicht mehr die nötige Energie zur Verfügung stellen würde. Der letzte Versuch, meinem System noch wenigstens ein paar Stadionrunden abzutrotzen, scheiterte krachend. Die Belastung für meinen Kreislauf war zu hoch, ich schnappte nach Luft. Damit hatte ich so nicht gerechnet, war ich vor meiner Schwangerschaft doch recht gut unterwegs. Frustriert in Sachen Sport, dafür aber voller Vorfreude auf mein Kind, richtete ich mich auf eine Pause ein.

Laufen nach der Geburt – was mein Körper mir damals sagte

Fünf Monate nach der Geburt dachte ich, der Tag meines Lauf-Comebacks wäre gekommen. Ich joggte einen Kilometer – viel weiter kam ich nicht, denn ich bekam schnell Hüftschmerzen. Hüftband? Beckenbodenband? Durch Schwangerschaft und Geburt werden die Bänder durch das Hormon Relaxin weich, das Becken wird instabil und der Körper bleibt noch einige Zeit schmerzanfällig. Eine mögliche Erklärung für die Schmerzen. Eine andere: weiches Bindegewebe. Schließlich hatte sich erst fünf Monate zuvor ein Kind durch mein Becken gezwängt.

Die Schmerzen waren jedenfalls doll und ungewohnt. Nach kurzer Rücksprache mit meinem früheren Lauftrainer, der mir signalisierte, dass ich noch etwas abwarten und dann einen neuen Versuch starten solle, suchte ich sportliche Alternativen. Der Vorschlag des Profis lautete Nordic Walking: Ausgeführt mit Power sei das eine gute Vorbereitung. Nein, ich sah mich wirklich nicht mit Funktionsjacke, Stirnband und Stöcken durch Berlin-Mitte walken.

Körperlich wie mental erschöpft

Ich beschloss, jetzt wirklich ernsthaft mit der Rückbildungsgymnastik loszulegen, die ich leider etwas hatte schleifen lassen. Wenn mir danach war, machte ich 50 bis 100 Kniebeugen mit kurzen Pausen dazwischen. Gemessen am Muskelkater sollte sich das für mich als gutes Training herausstellen und funktionierte für mich erst mal ganz gut.

Nachfolgende Laufversuche fühlten sich wie ein mühsames Nach-vorne-Schieben an. Ich war oft erschöpft, körperlich wie mental. Ein Dauerzustand, den man als junge Mutter irgendwann fast schon für „normal“ hält. Ich musste erkennen, dass ich (noch) keine Kraftreserven hatte. Nähe, Nahrung, Energie – alles floss zum Kind.

Nach dem Abstillen wieder genug Energie

Ich habe gelesen, dass viele Frauen rund drei bis sechs Monate nach der Geburt – teils auch erst nach dem Abstillen – eine spürbare Rückkehr ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit erleben. Bei mir war dieser Moment mit dem Abstillen gekommen. Und zwar regelrecht schlagartig: Buchstäblich von einem Tag auf den anderen war die Energie zurück. Da war wieder etwas übrig für mich: Etwas Raum und etwas Kraft, die nicht sofort eingefordert wurden. In meinem Alltag, der sich oft wie ständiger Dienst anfühlte – am Kind, an der Arbeit – war jetzt wieder Platz für das Laufen. Mein Raum, in dem ich nichts muss und trotzdem ganz bei der Sache bin.

Diesmal wollte ich mich aber nicht wieder überfordern und lief bewusst langsam. Ich startete mit zwei kurzen Läufen à maximal vier Kilometern pro Woche in ruhigem Tempo, so, dass ich nicht aus der Puste kam. Wenn ich bei der Belastung Schmerzen hatte, stoppte ich und ging den Rest. Manche Studien sagen, dass Frauen nach einer Geburt nicht nur an frühere Leistungen anknüpfen, sondern diese sogar übertreffen können.1 Oft innerhalb von drei bis neun Monaten nach der Rückkehr ins Training.

Wie ich eine neue Verbindung zum Laufen fand

Dann zogen wir um, es wurde Winter und das Laufen rückte für viele Monate in den Hintergrund. Früher war ich vor allem auf den Straßen Berlins unterwegs. Asphalt, Ampeln, Großstadtgeräusch – ich weiß nicht warum, aber diese Mischung gab mir ein Tempogefühl. Unser neues Zuhause liegt nah am Wald. Im ersten Frühling dort draußen lief ich wieder los – zunächst langsam, kraftlos und unregelmäßig – eben auch, anders als in der Stadt, unbeobachtet. Nur Bäume, Wurzeln, Naturgeräusche.

Dort war ich unbeobachtet, was mir guttat. Mein Leben als Mama war phasenweise auch durch Erwartungen an meinen Körper irritiert. Ich meine diese Erwartungen daran, wie ein schöner Körper auszusehen hat, die uns permanent vorgehalten werden, wenn wir uns durch soziale Netzwerke scrollen und sehen, wie „andere“ Frauen nach einer Geburt scheinbar mühelos in Topform zurückkehren – straff, schlank, leistungsfähig – und wohin es ehrlicherweise ein langer Weg ist.

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Laufen im Wald als Kontrastraum zur inneren Unruhe

Das Laufen im Wald war dazu wie ein Kontrastraum, in dem es mir leicht fiel, diese Gedanken beiseitezulegen. Hier gab es kaum andere Läufer und damit auch keine Leistungsvergleiche, keine Öffentlichkeit. Sondern einen geschützten Raum, in dem ich nur mir selbst begegnete.

Dazu trug auch eine weitere Maßnahme bei: Weil ich nun feststellte, dass die Geräusche im Wald einen Kontrast zu meiner inneren Unruhe boten, führte ich als neues Ritual ein, ohne Musik und Podcasts zu laufen. Es war so, als ob mich diese Geräusche im Wald irgendwie in sehr angenehmen Kontakt mit mir selbst brachten.

Und so fand ich letztendlich als Mama zurück zum Laufen.

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Verzicht auf Tempo und selbstgemachten Druck

Inzwischen sehe ich es so: Im Wald habe ich eine neue Verbindung zum Laufen aufgebaut. Nicht mehr über Laufstärke und Pace, sondern über Wahrnehmung der Natur und meiner Bewegung.

Mit dem Waldlaufen ging der Verzicht auf Tempo einher, das der sandige Boden ohnehin nicht zulässt. Aktuell laufe ich zwar ohne Zielvorgabe und Tempoeinheiten – oft aber längere Strecken als früher in der Stadt.

Wenn ich auf die Zeit seit Beginn der Schwangerschaft und die Zeit danach zurückblicke, erinnere ich mich gut an dieses Gefühl, als wäre Sport etwas, das nur noch zu einem früheren Leben gehört. Weil es nach den Fehlstarts, den Schmerzen und der langen Erschöpfung nach der Geburt nicht danach aussah, dass ich wieder Freude und Energie fürs Laufen haben würde. Mir ist heute wichtig, dass ich überhaupt wieder laufe und es mir guttut. Es ist Teil meiner Selbstfürsorge: Wenn es mir gut geht, bin ich auch besser für andere da.

Themen Ausdauertraining Laufen

Quellen

  1. Sports Medicine Journal: Back on Track performing on the World Stage after Pregnancy (2024, aufgerufen am 26.06.2025) ↩︎

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