Lycopin ist ein wertvoller sekundärer Pflanzenstoff, der in verschiedenen Obst- und Gemüsesorten steckt. In besonders großen Mengen enthalten ihn Tomatenkonserven. Profitieren sollen vor allem Männer.
Tomatenmark und Dosentomaten stehen im Supermarktregal meist neben den Nudeln. Letztere sind bekanntermaßen Sattmacher, die obendrein nicht besonders gesund sind. Von den Nachbarn im Regal kann man das nun wirklich nicht behaupten. Insbesondere für Männer, die sich Nachwuchs wünschen, bringt der Verzehr von Tomatenkonserven Vorteile mit sich. Männer sollten mehr Tomatenmark essen – FITBOOK klärt auf, woran das liegt.
Übersicht
Was ist Lycopin?
Lycopin gehört zur Gruppe der Carotinoide und ist als fettlösliches Pigment für die rote Farbe der Früchte verantwortlich, in denen es enthalten ist. Das sind, neben beispielsweise Hagebutten, vor allem Tomaten. Je intensiver die Färbung, desto mehr Lycopin steckt drin.
Warum enthält Tomatenmark mehr davon als frische Tomaten?
Tomaten aus der Dose liefern noch mehr Lycopin als frische, insbesondere kleine Tomaten (wie z.B. Kirschtomaten). Zum einen lässt man entsprechende Tomaten länger reifen und verarbeitet sie unmittelbar nach der Ernte. Zum anderen werden sie für das Konservieren erhitzt, und dieser Prozess erhöht die Verwertbarkeit von Lycopin für den Körper. In besonders hoher Konzentration steckt der Stoff in Tomatenmark.
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Verwertbarkeit – Lycopin-Hemmer Eisen
Während Erhitzen die Aufnahme von Lycopin unterstützt, gibt es aber auch einen Faktor, der seine positiven Effekte hemmen kann: Eisen, nachzulesen in einer 2019 veröffentlichten Studie der Ohio State University, über die FITBOOK bereits an anderer Stelle berichtete. Ob nun aus Nahrungsergänzungs- oder eisenreichen Lebensmitteln (rotes Fleisch, dunkelgrünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse) – Eisen soll die Wirkung von Lycopin richtiggehend ausschalten. Der detaillierte Grund auf Zellebene konnte noch nicht exakt ermittelt werden, die Forscher vermuten jedoch, dass sich das Eisen zwischen Lycopin und Nahrungsfette schaltet und so verhindert, dass das Fett den (u.a. krebshemmenden) Wirkstoff in die Blutbahn transportiert. Wer sein Lycopin-Konto aufstocken will – und das sollten grundsätzlich Männer wie auch Frauen – isst Tomaten am besten nicht in Kombination mit Eisenreichem.
Positive Eigenschaften für die Gesundheit
Dieser Hintergrund war der Ernährungswissenschaft bereits bekannt. Ebenso, dass das immunstärkende Lycopin vor freien Radikalen und somit vor Krebs schützt, ist hinreichend belegt. Neuer ist folgende Erkenntnis, die Forscher der britischen Universität Sheffield 2019 in einer Studie ermittelt haben: Bei Männern soll der sekundäre Pflanzenstoff die Zeugungsfähigkeit verbessern. Genaueres dazu ist aktuell im Fachblatt „European Journal of Nutrition“ nachzulesen.
Lycopin-Studie zu Größe, Form und Struktur von Sperma
An der Studie aus dem Jahr 2019 hatten 60 gesunde Männer zwischen 19 und 39 Jahren teilgenommen. Die Hälfte von ihnen bekam Nahrungsergänzungsmittel mit hoch konzentriertem Lycopin und die andere Placebo-Präparate – wobei keiner der Probanden wusste, in welcher Gruppe er sich befand. Vor und nach der zwölfwöchigen Untersuchungsphase wurden Sperma- und Blutproben entnommen, mit erstaunlichem Ergebnis: „Die Strukturverbesserung von Größe und Form des Spermas war dramatisch“, sagt Prof. Allan Pacey von der Uni Sheffield, der die Studie ausgewertet hat. Pacey ist eine weltweite Instanz auf dem Gebiet der männlichen Reproduktionsmedizin.
Dadurch, dass die Messung per Computerprogramm durchgeführt wurde, seien menschliche Fehler weitestgehend ausgeschlossen und die Ergebnisse somit besonders zuverlässig; nicht zuletzt auch, da es sich um eine Blindstudie gehandelt hatte.
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Die Forscher räumen ein, dass die Arbeit in einem größeren, repräsentativeren Rahmen wiederholt werden müsse. Die Daten seien sehr ermutigend, man könne aber (noch) nicht von einer möglichen Fruchtbarkeitskur sprechen. Vielmehr gehen Prof. Pacey und das Team davon aus, dass die Antioxidantien der entscheidende Faktor im Lycopin seien, und dass mit ihnen – neben anderen positiven Eigenschaften für die Gesundheit – auch die Verbesserung der Spermienqualität einhergeht.