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Laut Studie

Was die Häufigkeit des Stuhlgangs mit der Gehirngesundheit zu tun hat

stuhlgang gehirn: Mann mit Klopapierrolle vor einer Toilette
Erhöht chronische Verstopfung das Risiko für Demenz? Studien liefern jetzt diesbezüglich besorgniserregende Hinweise. Foto: vchal/Getty Images

20.07.2023, 19:25 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Darm-Hirn-Verbindung besagt, dass Darm und Gehirn permanent kommunizieren und sich wechselseitig beeinflussen. Auch bezüglich ihrer Gesundheit sind sie voneinander abhängig – dafür liefert die Forschung fortlaufend neue, spannende Hinweise. Hätten Sie jedoch gedacht, dass die Häufigkeit des Stuhlgangs mit kognitivem Verfall in Verbindung steht? Genau darauf deutet nun eine aktuelle Studie hin. 

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Medizinisch spricht man von einer Verstopfung (Obstipation), wenn es seltener als alle drei Tage zur Stuhlentleerung (Defäkation) kommt.1 Rund 16 Prozent der Weltbevölkerung sind davon betroffen.2 Nun fanden Forscher aus Cleveland einen besorgniserregenden Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Stuhlgangs und der Gesundheit des Gehirns. Könnte chronische Verstopfung womöglich sogar zu Demenz führen?

Darmstörungen und Gehirn-Erkrankungen

Wie stark ist der Einfluss, den unser Darm – genauer die Darmbakterien (Mikrobiom) – auf das Gehirn hat? Oder ist es eher umgekehrt und die Gehirngesundheit beeinflusst den Darm? Diesen medizinischen Rätseln sind Forscher seit Jahren auf der Spur. Bisher konnten Beobachtungen bereits zeigen, dass es offenbar eine Verbindung zwischen Störungen des Magen-Darm-Trakts und Alzheimer zu geben scheint – und dass womöglich genetische Gemeinsamkeiten dabei eine Rolle spielen (FITBOOK berichtete).3,4

Jetzt fügen Wissenschaftler der Cleveland Clinic (Ohio, USA) einen weiteren Teil des Puzzles hinzu. Nämlich Kenntnisse über einen bemerkenswerten Zusammenhang zwischen Verstopfung und kognitivem Verfall. Die Ergebnisse ihrer Studie stellten sie jetzt auf der „Alzheimer’s Association International Conference“ in Amsterdam (Niederlande) vor.5

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Was wurde untersucht?

Für die Untersuchung zogen die Forscher Daten aus drei laufenden Langzeitstudien heran: aus der „Nurses’ Health Study“, der „Nurses’ Health Study II“ und der„Health Professionals Follow-Up Study“. Alle drei Studien untersuchen Risikofaktoren für verbreitete chronische Krankheiten. Während die ersten beiden Projekte Frauen fokussieren, konzentriert sich das dritte auf Männer.6

Die Wissenschaftler aus Cleveland interessierten sich für die Daten zur Häufigkeit des Stuhlgangs der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ferner analysierten sie Informationen zu kognitiven Funktionen, die aus Selbsteinschätzungen stammten. Hinzu kamen objektiv gemessene Werte über die kognitiven Funktionen sowie über das Mikrobiom der Probanden. Insgesamt werteten die Forscher Informationen von mehr als 110.000 Frauen und Männern aus.

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Wie hängen Stuhlgang und die Gesundheit des Gehirns zusammen?

„Wir haben herausgefunden, dass seltenerer Stuhlgang mit schlechterer kognitiver Funktion assoziiert war“, berichtet die an der Studie beteiligte Professorin Chaoran Ma dem Wissenschafts-Portal „NeurologyLive“. „Im Vergleich zu den Teilnehmern, die einmal täglich Stuhlgang hatten, hatten die Teilnehmer mit Verstopfung (Stuhlgang alle drei Tage oder seltener) eine signifikant schlechtere kognitive Leistungsfähigkeit, was einer um drei Jahre längeren kognitiven Alterung entspricht.“

Einen leichten Zusammenhang zwischen Stuhlgang und Leistungsfähigkeit des Gehirns fanden die Forscher auch in die andere Richtung. So hatten auch Personen ein erhöhtes Risiko für kognitiven Verfall, die häufiger Stuhlgang – mehr als zweimal täglich – hatten. Außerdem erklärte die Studien-Co-Autorin, dass die Auswertung der Mikrobiom-Daten ebenfalls interessante Erkenntnisse ergab. So zeigte sich auch ein Zusammenhang zwischen spezifischen Darmbakterien und der Darmentleerung. Die Probanden, die mehr Entzündungen verursachende Bakterien im Darm hatten als Bakterien, die für die Verdauung von Nahrungsfasern verantwortlich sind, hatten auch seltener Stuhlgang und wiesen eine schlechtere kognitive Funktion auf.

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Verstopfung möglicherweise Risikofaktor für kognitiven Verfall

„Unsere Ergebnisse sprechen dafür, dass Verstopfung als Risikofaktor für kognitiven Abbau betrachtet werden kann. Darüber hinaus könnten ungesunde mikrobielle Profile im Darm den Zusammenhang zwischen abnormaler Darmfunktion und kognitivem Verfall erklären“, fasst Ma die Erkenntnisse zusammen.

Einordnung der Studie

Aufgrund ihres Designs konnte die Studie aus Cleveland nur mögliche Zusammenhänge, aber keine Kausalitäten belegen. Dies war aber auch nicht der Anspruch der Studienverantwortlichen. Um erklären zu können, wie genau die Zusammenhänge zustande kommen, bedarf es weiterer Forschung. Dennoch empfehlen Ma und ihr Forschungsteam Medizinern, bei älteren Menschen, die geistig noch fit erscheinen, auf Anzeichen von Verdauungsstörungen und Verstopfung zu achten. Denn diese könnten darauf hindeuten, dass die Betroffenen ein erhöhtes Risiko für kognitiven Verfall und langfristig womöglich sogar für Demenz-Erkrankungen, wie bspw. Alzheimer, haben.

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Quellen

Themen Darmgesundheit Demenz
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