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Studie

Forscher identifizieren Faktor, der genetischem Risiko für Alzheimer entgegenwirkt 

Bildung kann die Entstehung von Alzheimer (Scan eines dementen Patienten) beeinflussen
Können Träger von Genen und Mutationen, die Alzheimer begünstigen, etwas tun, um sich zu schützen? Foto: Getty Images

11.09.2023, 12:57 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Zu den größten Risikofaktoren für eine Alzheimer-Diagnose zählt das Alter. Ist man familiär zudem genetisch vorbelastet, steigt die Gefahr noch weiter an. Ein Forscherteam hat jetzt herausgefunden, durch welche Maßnahmen das Risiko zumindest ausgeglichen werden kann.

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Alzheimer ist nicht nur unheilbar – es ist auch noch nicht restlos erklärt, was die Krankheit auslöst, die Schnelligkeit ihres Fortschreitens bestimmt und wie man ihr effektiv vorbeugen kann. Klar ist, dass genetische Faktoren eine große Rolle spielen können. So werden laut aktuellem Forschungsstand vier Gene mit einem erhöhten Risiko, im mittleren oder hohen Alter zu erkranken, in Verbindung gebracht. Jetzt gibt eine Studie genetisch vorbelasteten Menschen Hoffnung: Offenbar kann Bildung ihrem erhöhten Alzheimer-Risiko entgegenwirken.

Die „Alzheimer-Gene“

APP und Presenilin

Die Gene, die mit der krankhaften Ansammlung der Proteine Beta-Amyloid und Tau in Verbindung gebracht werden, werden umgangssprachlich als „Alzheimer-Gene“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um Amyloid-Precursor-Protein (APP), Presenilin 1 (PSEN1) und Presenilin 2 (PSEN2). Sie stehen im Zusammenhang mit der frühen Erkrankung im Alter zwischen 30 und 65 Jahren.1

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Varianten des Gens ApoE

Daneben gibt es das Gen Apolipoprotein E (ApoE), welches in drei Varianten vorliegt: ApoE2, ApoE3 und ApoE4. Welche Variante des ApoE eine Person in sich trägt, bestimmt ihr individuelles Erkrankungsrisiko für Alzheimer im hohen Alter (Symptome ab 65 Jahren).

ApoE3 ist die Gen-Variante, die am häufigsten in der Bevölkerung vertreten ist und deshalb als die „normale“ Variante bezeichnet wird. Nach aktuellem Kenntnisstand spielt sie eine neutrale Rolle in Bezug auf Alzheimer. Das bedeutet, dass diese Variante das Erkrankungsrisiko weder erhöht noch verringert.

ApoE4 gilt als wichtigster genetischer Risikofaktor für eine Alzheimer-Erkrankung. Im Gegensatz zur normalen Genvariante (ApoE3) erhöht diese Variante das Erkrankungsrisiko um das Zwölffache. In diesem Zusammenhang spielt laut Forschung eine Mutation eine wichtige Rolle. So kam etwa eine Studie zu dem Schluss, dass Personen mit der Mutation PSEN1 E280A, die zudem ApoE4-Träger waren, tendenziell früher an Alzheimer erkranken.2

ApoE2 ist relativ selten und scheint einen gewissen Schutz vor der Krankheit bieten zu können. Alzheimer tritt bei Menschen mit diesem Allel in der Regel später im Leben auf als bei einem Menschen mit dem ApoE4.3,4

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Können andere Faktoren der genetischen Vorbelastung entgegenwirken?

Auch, wenn nachgewiesen werden konnte, dass Gene eine wichtige Rolle für die Entstehung spielen, sind noch viele Fragen offen. Etwa: Warum entwickeln Träger derselben Gene die Krankheit zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihres Lebens? Eine Vermutung: Andere Faktoren, wie Umwelt- und Lifestyle-Faktoren, haben Einfluss darauf.

Ein solcher Faktor ist die Bildung. Studien konnten zeigen, dass der Grad an Bildung bzw. die Dauer des Lernens (gemessen an verbrachter Zeit in Schule, Ausbildung, Universität usw.) einen vor Alzheimer schützenden Effekt haben kann.5

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Studie zum Einfluss von Bildung und Genen

Wissenschaftler des Massachusetts General Hospital und der Harvard Medical School untersuchten jetzt zum einen, welchen Einfluss die oben genannten ApoE-Genotypen auf die kognitiven Funktionen von Trägern der Mutation PSEN1 E280A haben. Im zweiten Schritt erforschten sie, ob das Bildungsniveau schützend wirkt und den Zusammenhang zwischen ApoE und kognitiven Funktionen abschwächt.

Zu diesem Zweck analysierten sie Daten von insgesamt 675 Personen über 18 Jahren unterschiedlichen Bildungsstandes (370 Frauen, 305 Männer) mit der genetischen Mutation PSEN1 E280A. Im Vergleich dazu wurden 594 Menschen (über 18 Jahre) analysiert, welche diese Mutation nicht in sich tragen (332 Frauen, 262 Männer).6

Kann Bildung vor Alzheimer schützen?

Die US-Forscher konnten zum einen bestätigen, dass das gemeinsame Auftreten von PSEN1 E280A und ApoE4 das Risiko für eine frühe Alzheimer-Erkrankung erhöht. Dagegen führte die Kombination von PSEN1 E280A und ApoE2 dazu, dass Alzheimer erst später im Leben der Probanden auftrat.

Die Auswertung der Daten lieferte auch Hinweise darauf, dass Bildung – genauer ein hoher Bildungsabschluss bzw. mehr Zeit in Bildungsstätten – einen schützenden Effekt haben kann. Menschen mit höherem Bildungsabschluss wiesen im Vergleich zu Studienteilnehmern mit weniger hohen Bildungsabschlüssen eine bessere kognitive Funktion auf. Besonders auffällig war dies bei den Personen mit dem höchsten genetischen Risiko (also mit der Kombination von PSEN1 E280A und ApoE4) zu beobachten. Dementsprechend kommen die Forscher zu dem Schluss, dass ein höherer Bildungsabschluss bzw. mehr Bildungsjahre die Auswirkungen von ApoE auf das Gehirn von PSEN1-Trägern mildern kann.

Studienautor Dr. Yakeel T. Quiroz erklärte in einem Bericht von „Medical News Today“: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein höheres Bildungsniveau eine Möglichkeit sein könnte, die kognitiven Funktionen bei Personen mit einem Alzheimer-Risiko zu erhalten.“

Einschränkungen der Studie

Die Studie liefert also Argumente dafür, dass ein hohes Maß an Bildung nicht nur aus beruflichen und sozialen Gründen erstrebenswert ist, sondern auch Einfluss auf die Gesundheit hat. Sie kann aber nicht erklären, wie genau Bildung bzw. Lernen das Gehirn beeinflusst, sodass es zu einem gewissen Maß vor Alzheimer geschützt zu sein scheint. Außerdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass für die Ergebnisse der Studie neben Bildung nicht noch weitere Umwelt- und/oder Lebensstilfaktoren eine Rolle gespielt haben.

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Quellen

Themen Demenz
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