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Ozempic, Wegovy und Co.

Neue Nebenwirkungen von „Abnehmspritzen“entdeckt – Experten sind beunruhigt 

Person spritzt sich in Bauch.
Abnehmspritzen liegen aktuell im Trend. Doch die Medikamente wie Ozempic und Wegovy bringen einige Nebenwirkungen mit sich. Forscher entdeckten nun sogar neue heftige Begleiterscheinungen. Foto: Getty Images
Janine Riedle
Redakteurin

26.01.2024, 11:00 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Medikamente wie Ozempic wurden ursprünglich für die Behandlung von Diabetes eingesetzt. Die Mittel etablierten sich jedoch auch zum Abnehmen in Form von Spritzen – ein Trend, der nicht mehr nur in den USA zu beobachten ist, sondern auch hierzulande. Allerdings ist die Abnehmspritze nicht ohne: Sie kann bspw. Erkrankungen der Organe begünstigen. Nun wurden weitere heftige Nebenwirkungen festgestellt.

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Besonders die Stars schwören auf den gewichtsreduzierenden Effekt von Ozempic, Wegovy und Co. Oder besser gesagt: auf die darin enthaltenen Wirkstoffe wie Semaglutid, Liraglutid und Tirzepatid. Einst nur als Inhaltsstoffe für die Diabetes-Therapie angedacht, ist vor allem Semaglutid mittlerweile ein Hauptbestandteil der Abnehmspritzen, die man auch unter den Händlernamen Wegovy und Novo Nordisk kennt. Eine Studie aus 2023 zeigte jedoch, dass diese Mittel ernst zunehmende Krankheiten, wie Gallenerkrankungen, Darmverschluss und Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse), hervorrufen können. Und nicht nur das: neue Untersuchung decken weitere Nebenwirkungen von Abnehmspritzen auf.

Antidiabetika und Vorkommen psychischer Erkrankungen

Für eine Studie erhoben Wissenschaftler Werte aus der EurdaVigilance-Datenbank, die zwischen dem 1. Januar 2021 und dem 30. Mai 2023 gemeldet worden waren.1 Dabei zogen die Forscher alle Angaben heran, welche man über die Einnahme bzw. Verabreichung von Semaglutid, Liraglutid und Tirzepatid, die alle zu den Antidiabetika gehören, aufgenommen hatte. Alle dieser Einzelfall-Sicherheitsberichte prüfte man auf psychische unerwünschte Ereignisse und stieß auf insgesamt 480 Meldungen. Dabei war es nicht von Bedeutung, wie hoch die Dosierung war, wie oft es eingenommen bzw. verabreicht und in welcher Form (Tabletten, Spritzen etc.) es konsumiert wurde. Das Alter, Geschlecht, Datum der Meldung, der Beruf und die Herkunft sowie Begleiterkrankungen berücksichtigte man in der Analyse.

Zusätzlich betrachteten die Forscher bestimmte Medikamente genauer: Liraglutid Saxenda, das 2015 von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) als Medikament gegen Fettleibigkeit zugelassen wurde, Semaglutid Wegovy sowie Tirzepatid Mounjaro, die seit 2022 anerkannt sind. Den Zeitraum der Freigabe dieser Medikamente verglich man anschließend mit den psychischen Ereignissen.

All das trugen die Wissenschaftler in einer Tabelle zusammen und ordneten die Werte unter Berücksichtigung des Geschlechts, des Alters und der klinischen Ergebnisse ein. Letztere unterteilte man in vier Kategorien: Genesen, gerade auf dem Weg der Genesung, nicht geheilt und tödlich bzw. lebensbedrohlich.

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Depressionen, Angstzustände, ….

Die Studie zeigte auf, dass die meisten Meldungen von psychotischen Nebenwirkungen auf die Wirkstoffe Semaglutid und Liraglutid zurückzuführen sind – wobei der erstgenannte in Abnehmspritzen vorkommt. Derartige Begleiterscheinungen traten hauptsächlich bei Frauen der Altersgruppe der 18- bis 64-Jährigen auf, nur 29 Prozent der Berichte stammten von Männern.

Doch welche unerwünschten Nebenwirkungen psychischen Ursprungs brachte man mit den Antidiabetika in Verbindung? Depressionen nannten 187 Personen, welche derartige Medikamente einnahmen, am häufigsten. 144 Menschen klagten dagegen über Angstzustände, während 73 sogar Suizidgedanken hegten. Im Studienzeitraum registrierte man 9 Todesfälle, wobei 8 den Wirkstoff Liraglutid und einer Semaglutid einnahmen. Außerdem identifizierte man 11 lebensbedrohliche Zwischenfälle. Insgesamt sind 32,7 Prozent der Fälle von psychischen Nebenwirkungen auf Liraglutid zurückzuführen, 26,7 auf Tirzepatid und 24,3 Prozent auf Semaglutid.

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Meldungen im Zusammenhang mit Suizid

Die Wissenschaftler entdeckten 102 Berichte, die im Zusammenhang mit Suizid standen und betrachteten diese Angaben noch einmal genauer. Sie unterteilten dabei in folgende Gewichtung:

  • Suizidgedanken: 73 Meldungen
  • Suizidversuche: 12 Meldungen
  • Depressionen mit Suizidgedanken: 10 Meldungen
  • Vollendeter Suizid: 4 Meldungen
  • Vermuteter Suizid: 2 Meldungen
  • Suizidales Verhalten: 1 Meldung

Aus den Angaben schlussfolgerte man, dass etwa 50 Prozent dieser suizidalen Ereignisse auf die Verabreichung von Semaglutid zurückzuführen sind. Etwa 47 Prozent standen in Verbindung mit Liraglutid und etwa 3 Prozent mit Tirzepatid.

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Einordnung der Studie

Die Untersuchungen zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen der Verabreichung der Wirkstoffe Semaglutid, Liraglutid und Tirzepatid und den psychischen Erkrankungen besteht, auch wenn die Kausalitäten noch ungeklärt sind. Dennoch sollte man die Daten, welche man für die Studie erhob, kritisch betrachten, denn: Der Wahrheitsgehalt der Angaben ist nicht gewährleistet. Ebenso fällt die Größe der Kohorte recht gering aus. Auch ist das Aufkommen von psychotischen Nebenwirkungen im Vergleich zu anderen sehr niedrig.

„Obwohl unerwünschte psychiatrische Ereignisse nur 1,2 Prozent der Gesamtberichte im Zusammenhang mit Semaglutid, Liraglutid und Tirzepatid ausmachen, hatten 20 Patienten einen tödlichen oder lebensbedrohlichen Ausgang“, schreiben der Gesundheitswissenschaftler Hajer Elkout und der Pharmakologe Mansour Tobaiqy in der Studie und betonen damit die Bedeutung von weiteren Untersuchungen. „Die Schwere dieser unerwünschten Ereignisse rechtfertigt weitere Untersuchungen, um den kausalen Zusammenhang zu erforschen.“

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Bedeutung der Studie für Abnehmspritzen

Zu den bekannten Herstellernamen der Abnehmspritzen zählen Ozempic und Wegovy – beide bauen auf den Wirkstoff Semaglutid und können daher auch oben genannte Nebenwirkungen mit sich bringen. Deshalb sind die Studienergebnisse in Bezug auf den Abnehm-Trend ein erneuter Warnhinweis: Die Untersuchungen machen deutlich, dass das Antidiabetikum, trotz seiner positiven Wirkung auf das Gewicht, einige Begleiterscheinungen birgt, die nicht nur Grund für physische Erkrankungen, sondern auch für psychische sind. Alle drei Medikamente, die sich das Forscher-Team genauer angesehen hatten, sind in Europa für die Behandlung von Gewichtsverlust und Diabetes zugelassen. Auch wenn Ozempic nicht genauer analysiert wurde, ist es mit dem Inhaltsstoff Semaglutid naheliegend, dass auch dieses Medikament derartige Begleiterscheinungen hervorrufen könnte.

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Quellen

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Quellen

  1. Tobaiqy, M., Elkout, H. (2024): Psychiatric adverse events associated with semaglutide, liraglutide and tirzepatide: a pharmacovigilance analysis of individual case safety reports submitted to the EudraVigilance database. International Journal of Clinical Pharmacy. ↩︎
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