Dass sie so alt werden würde, kann Johanna selbst am wenigsten glauben. Es wurde ihr nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Wie hat sie ihre Gesundheit bewahrt? Teil 3 der FITBOOK-Serie „Die Geheimnisse der 100-Jährigen“.
Eingewickelt in eine Wolldecke sitzt sie auf dem Sofa, vor sich auf dem Tisch steht ein Teller mit einem großen Stück Apfelkuchen vom Blech, daneben eine Tasse Kaffee (es wird nicht bei einer Tasse bleiben). Schwarz, Milch mag sie nicht. Johanna hat mit ihren 100 Jahren noch ordentlich Appetit. „Da kann man nix machen“, sagt sie und gluckst dabei fröhlich.
Dass sie einmal so alt werden würde, kann Johanna selbst am wenigsten glauben. Es wurde ihr nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Am 23. April 1918 in Düsseldorf geboren, als die Ältere von zwei Schwestern, ist sie von Geburt an das Sorgenkind der Familie. Ständig kränkelt die zarte Johanna – meistens hartnäckige Erkältungen, von denen sie sich eine nach der anderen einfängt. Die Eltern befürchten schon das Schlimmste.
„Meine Eltern haben immer gedacht, dass ich nicht lange leben würde.“
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Schon mit etwas über 70 sterben beide Elternteile an Altersschwäche, die Schwester ist ebenfalls längst tot, auch Schulkameraden gibt es keine mehr. Doch Johanna steht kurz vor ihrem 101. Geburtstag, ist geistig voll da und bei bester Gesundheit: Sie braucht keine Brille, hat einen Blutdruck, auf den sogar ihr Arzt neidisch ist, braucht kaum Betreuung. Das einzige Medikament, das sie regelmäßig einnimmt, ist eine Tablette für den Magen – „reine Vorsichtsmaßnahme“, sagt Johannas Tochter Hannelore. Nur das Kurzzeitgedächtnis hat wohl etwas gelitten.
Wie hat sich die Rheinländerin diese Gesundheit all die Jahrzehnte bewahrt? Wer oder was hat den Schalter, wenn man so will, bei Johanna umgelegt?
Johanna wird nach wie vor gebraucht
Johanna ist ein absoluter Familienmensch. Sie liebt es, mit ihren Kindern (Johanna bekommt vier, eines stirbt kurz nach der Geburt), ihren Enkeln und Urenkeln Zeit zu verbringen. Mit einer Tochter und deren Familie wohnt sie im selben Haus. Die anderen wohnen alle in der Nähe und sind regelmäßig zu Besuch. Johanna sitzt dann auf dem Sofa, isst ihren Apfelkuchen, stellt Fragen, teilt sich mit, scherzt.
„Das Gehirn will ja nicht verfaulen! Darauf habe ich keine Lust. (…) Lachen ist, was man braucht, wenn man alt ist. Sonst würde man sich ja langweilen.“
Die 101-Jährige wird noch gebraucht. Das ist ihre große Kraftquelle – und, wenn man so will, ihr Geheimnis. Und es ist ihr anzusehen, wie gut sie sich fühlt.
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Was wünscht sie sich für ihre Zukunft?
„Dass ich gesundheitlich noch dabei bin und im Alter schlafen kann. Ich habe mal eine Zeit gehabt, da konnte ich fast gar nicht schlafen. Das war furchtbar. Schlafen muss man können, damit man sich an den Tag gewöhnt.“
„Ich weiß noch nicht mal, wie alt ich werde. Was ich jetzt habe, weiß ich, was kommt, nicht. Ich könnte ja 120 werden. Hätte ich nix dagegen.“
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Foto: Fotos/Collage: FITBOOK